Artikelsuche
Service Menu
Allerlei
Wer Selbstzweifel hegt, kennt die Wonnen des Sich-Benachteiligtfühlens noch nicht.
Die Zugehörigkeit zum intellektuellen Pöbel manifestiert sich in keiner Eigenschaft deutlicher als in der Unfähigkeit, die literarische Qualität eines Textes zu würdigen, dessen inhaltliche Tendenz einem zuwider ist.
Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen.
Acta diurna
Aufgrund der erheblichen Resonanz, die unsere musikalisch-literarische Soiree "Lebenswerte" – Elena Gurevich spielt Stücke von Bach, Chopin, Beethoven, Schumann u.a., ich lese dazu Passagen aus meinem gleichnamigen Buch – vielerorts auslöste, haben wir sie auf zwei CDs gepresst, in die Sie hier hineinhören und sie auch bestellen können.

15. Februar 2019
... mehr
"Die schönste Landschaft, die ich kenne, ist das Café Barratte bei den Pariser Hallen. Aus zwei Gründen. Ich machte daselbst die Bekanntschaft Germaines, die u.a. zischte: 'J' voudrais bien être bonne, si j' savais pourqoui.' Hämisch gestehe ich ein: ich erblaßte vor Freude. Und dann hat in diesem freundlichen Lokal Jean Kartopaitès, der sonst nur mit Herren ohne Stehkragen sich einließ, den Verkehr mit mir brüsk abgebrochen, weil ich so unvorsichtig war, den Namen Picasso fallen zu lassen."
Walter Serner, "Letzte Lockerung"
***
***
Alexander Wendt findet klare Worte zum, vorsichtig formuliert, schäbigen Verhalten des Deutschen Journalistenverbandes gegenüber dem in Venezuela eingekerkerten Kollegen Billy Six. Und siehe da, Herr Yüzel solidarisiert sich.
***"Sehr geehrter Herr Klonovsky, zu den Ausführungen eines Lesers zum Merksatz des Herrn Walter E. Williams sei angemerkt: Die Differenz zwischen dem, was ich verdiene und dem, was ich bekomme, kann mitunter zu Zweifeln an der sozialen Gerechtigkeit führen. Herr Williams würde sich entschieden wundern, wie viele Gründe ich anführen würde, warum er so einiges nicht verdient und es dennoch bekommt. Leider ist es auch dem Libertären nicht gegeben, eine für alle wünschenswerte Gesellschaftordung parat zu halten. Der provokante Spruch des Herrn Williams ist auf ähnlich unterkomplexem Niveau wie Merkels ‚Wir schaffen das!’
Allein die Tatsache, dass Deutschlands Wirtschaftsordnung von Anfang ausdrücklich nicht der Freien Marktwirtschaft folgte, läßt so manchen Zweifel am Libertarismus zur Gewißheit werden. Nicht der sozialistische Auswuchs heute mit Födergeld-NGO und Geistes’wissenschaftler’-Rundumversorgung inklusive Relotius-Preis für die beste Idee zur Wiederrichtung der Sowjetunion. Nein, aber das Wirtschaftswunder eines solidarischen Gemeinwohls, mit Grundsätzen wie ‚Eigentum verpflichtet’, mit Strukturen, deren erklärter Wille es war, übermäßige Kumulation von Reichtum zu verhindern. Als David Ricardo seine Nationalökonomie formulierte, ging man von gleichberechtigten Partnern aus, die Verträge schließen. Wo um Himmels Willen soll ich denn heute unter Apple, Amazon, VW, Deutscher Bank und auf der anderen Seite Stamokap, SPD und GroKo oder meinem Arbeitgeber mit 100.000 weiteren Angestellten einen gleichberechtigten Partner finden?
Es ist ein wohlfeiler Wunschtraum des Libertären wie des Bolschewiken, seine Ideen würden schon zu einer besseren Welt führen. (...) Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht" (Ayn Rand, oder?) ist in etwa so praktikabel wie die Planwirtschaft im Ostblock, insbesondere, weil beide Modelle stumpf und dumm voraussetzen, dass alle mitmachen müssen. In irgendeiner Abhandlung über Libertarismus habe ich es sogar mal richtig blöde gelesen, dass man Polizei sehr wohl braucht, um den Libertären vor der Opposition zu schützen. Das Ende der Eskalationsspirale sieht dann wohl so aus, dass der letzte reichste Libertäre von den 50.000 Polizisten, die er noch bezahlen kann, vor dem Volk geschützt wird, das allesamt gelbe Westen trägt. (...) Die verkommene Gegenwart unserer linksgrünversifften 'DDR' 2.0 bedeutet nicht, dass ich den Rattenfängern des anderen Extrems unüberlegt auf den Leim krieche. Jap, ich bin über dieses elende Zitat auch befremdet, weil radikal Libertäre genau so Feinde der Demokratie sind wie Bolschewisten."
***
Du lieber Himmel, ist der Kerl gut!
***
Sie übrigens auch. Ich wiederum bin heute etwas "getümmelmüde" (Joachim Heinrich Campe).
14. Februar 2019
... mehr"The people of Europe need to wake up before it is too late." Also wo der George Soros recht hat, hat er recht!
***
Bundesinnenminister Thomas de Maizière räumt, wie ein Qualitätsjournalist schreiben würde, ein, dass die Bundesregierung sich in der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 "von Stimmungen leiten lassen" habe – so der Minister gegenüber der Bild-Zeitung –, statt "nüchterner" zu handeln. "Deutschland hätte Bilder von Wasserwerfern gegen Flüchtlinge nicht ausgehalten", beteuerte de Maizière, der nicht den "Bluthund" (Gustav Noske) geben wollte. Die Regierung hätte rigide Maßnahmen unter dem Druck der Volksmilde schnell wieder zurücknehmen müssen, vermutet der Minister, was wiederum eine "Sogwirkung" erzeugt haben würde. Merkwürdigerweise gab ja genau das, eine Sogwirkung, ohne rigide Maßnahmen, verursacht durch Bahnhofsklatscher, Kanzlerinnen-Selfies, übergeschnappte Leitartikler und andere symbolische Schenkelöffnungen, aber es würde auch eine Sogwirkung gegeben haben, hätte die Regierung der Flut wehren wollen; "Sog, überall Sog!" (so Hans Sachs im Sog-Monolog, Meistersinger, Dritter Aufzug). Damit bestätigt de Maizière die Kernaussage aus Robin Alexanders Buch "Die Getriebenen": Die Merkeltruppe habe aus Gründen vermuteter Stimmungen im Lande und aus Angst vor "schlimmen Bildern" auf Grenzsicherung und Schutz der ihr via Amtseid anvertrauten Bevölkerung verzichtet und das im Nachhinein als ein Gebot höherer Odnung, als Edelmut, Afrikarettung, Fachpersonalrekrutierung und notwenige Gesellschaftsverbuntung verkauft.
Bemerkenswert ist an de Maizières Aussage, dass er den Deutschen eine Mitschuld daran gibt, wenn in ihren Straßen, Parks und öffentlichen Verkehrsmitteln nunmehr die Darwin awards eröffnet sind, von denen ein fröhlicher Opportunist im Range eines Ministers naturgemäß nichts mitbekommt. Lag jener Engländer, der Deutschland einen "Hippie-Staat" nannte, am Ende gar nicht so verkehrt?Vermutete Stimmungen in der Bevölkerung, das ist nun freilich ein sonderbares Kriterium für politisches Handeln, zumal solche Stimmungen ja sonst kaum ins Gewicht fallen. Tatsächlich hat die Regierung primär auf Stimmungen in der Öffentlichkeit reagiert, also in jenem Teil der Bevölkerung, der medial tatsächlich repräsentiert wird, dem "Überbau", jener bunten, oftmals staatsalimentierten Gaukler-Welt aus Medien, Parteiapparaten, Stiftungen, Verlagen, Kulturinstitutionen, Kirchen, Universitäten, Gewerkschaften etc. pp., dem all jene "Wir sind mehr"- oder "Wir sind viele"-Krakeeler entstammen, denen heute die Luft dünn wird und bei denen die Angst wächst vor dem seinerseits wachsenden Erfolg der Rechtspopulisten, weil die ihnen die Subventionen streichen werden, sobald sie irgendwo regieren. Die Regierung handelte im selben witternden Modus wie beim Atomausstieg. Dass die Stimmung eines durch und durch parasitären Milieus, dessen Anteil an der gesellschaftlichen Wertschöpfung ungefähr dem Merkelschen Anteil an der Veredelung der deutschen Sprache entspricht, dass dieses Milieu die bislang katastrophalsten Entscheidungen einer Bundesregierung herbeizwingen konnte, illustriert sehr plakativ, dass die Agenten der kulturellen Hegemonie und Invasoren des vorpolitischen Raumes von Gramsci bis Dutschke die richtige Strategie wählten. In medial gelenkten Gesellschaften herrscht derjenige, der über die Stimmung im öffentlichen Raum gebietet und die Regierenden zum Apportieren zwingen kann. Dass sie dabei am eigenen Ast sägen, ist Linken eigentümlich.
Dank der neuen Medien und dem Aufstieg der Populisten neigt sich diese Herrschaft europaweit ihrem Ende zu. Das erklärt die Wut und den Eifer, mit dem die Sachwalter des Status quo die neuen Konkurrenten bekämpfen und eine Verbotsdrohung nach der anderen präsentieren, ob nun das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, die Erklärung der einzigen Oppositionspartei zum Verfassungsschutz-"Prüffall" – wo Landesverrat Staatsräson ist, wird Rechtstreue zum Verfassungsbruch –, die immer neuen Denunziationsaufrufe, die immer neuen Anläufe, das Internet zu kontrollieren und Algorithmen zu entwickeln, die falsche Gesinnungen aufspüren und automatisch beseitigen sollen. Oder eben das "Framing"-Papier der ARD, über das Don Alphonso trefflich schreibt:
"Ich verstehe, warum die Zwangsgebühren-ARD ihr Framingmachwerk nicht in der Öffentlichkeit sehen will. Es enthält mannigfaltige Hinweise, was diese Leute hier auf gar keinen Fall über sich lesen wollen. Im Kern ist es ein Leitfaden zum Trollen. Natürlich ist das Ding voller empörender Einlassungen, wie sich da eine Pfründenkaste den Bauch pinseln lässt. Aber ganz ehrlich, wer so etwas nötig hat, hat Angst. Die Angst tropft da aus allen Zeilen. Angst allein vor den Bezahlern, keine Angst vor der Politik."
PS: Selbstverständlich ist es vor allem der Sog und weniger der Druck, der die sog. Flüchtlingsströme nach Europa lenkt; der Druck würde sich in die unmittelbaren Nachbarländer verteilen.
***
Das vorgestern hier gepostete Zitat von Walter E. Williams hat einige Leser befremdet. "Der radikale libertäre Liberalismus ist asozial", schreibt, stellvertretend für andere zitiert, Leser ***. "Wegen seiner Kälte. Es schüttelt einen. Trotz seiner stringenten Begründung. Wenn Sie das vertreten, wünsche ich Ihnen nicht, daß Sie mal in eine Lage kommen, von der Barmherzigkeit Ihrer Mitmenschen abhängig zu sein."Ich meine, geehrter Herr ***, man kann diese Worte auch anders lesen. Williams schlägt vor, dass derjenige, der etwas vom dem begehrt, was er nicht verdient hat, dafür Argumente liefern soll. Wenn die Anwort lautet: Es steht mir nicht zu, aber ich bin in Not, würden das auch die meisten Libertären akzeptieren; von denen, die ich persönlich kenne, sogar alle. Aber der Menschenschlag, der für seine schiere Anwesenheit auf diesem schönen Planeten eine Belohung ohne Gegenleistung fordert, ein Grundeinkommen beispielsweise, sollte Gründe dafür liefern. Weil diese tristen Figuren genau wissen, dass sie keine vorweisen können, aber für den direkten Raub zu feige sind, tun sie, was Linke immer tun: Sie fordern etwas stellvertretend im Namen einer Gruppe oder "aller".
***
Dieses Bild zeigt eine jahrhundertelange Normalität:
Fang und Verkauf schwarzer Sklaven, mit all den grausigen Begleiterscheinungen dieses Geschäfts, lagen jahrhundertelang fest in muslimischer Hand. Darüber spricht heute niemand, denn als Sklavereigesellschaft soll einzig die Herrschaft der weißen Männer am Pranger stehen – ungeachtet der Tatsache, dass nur dort, wo weiße Männer herrschten, die Sklaverei auch wieder abgeschafft wurde. Im Unterschied zur muslimischen ist diese Gesellschaft zur Selbstbezichtigung nicht nur bereit, man könnte vielmehr sagen: Ihre Wortführer sind geil danach. Zum Zweiten und Wichtigeren: Es gibt in den muslimischen Ländern nichts zu holen. Wo keine Beute winkt, wird auch nicht moralisiert.
***Höhepunkte der Willkommenskultur: In Norwegen herrscht Angst vor schwedischen Verhältnissen (hier). Früher waren die schwedischen Gardinen maßstäblich; heute finden die Verursacher schwedischer Verhältnisse nicht mehr alle Platz dahinter.
Am besten gefällt mir – und damit wären wir auch wieder bei Walter E. Williams – der Passus: "Die Stadt Oslo schätzte vor ein paar Jahren, dass 50 bis 70 Prozent der Somalier die illegale Droge Khat konsumieren. Da sie bis morgens um vier oder fünf Khat kauen und danach den ganzen Tag schlafen, obliege die Versorgung der Familie den Frauen." Und dafür sind sie extra nach Skandinavien geflohen. Ist das nicht rührend? Aber ist es auch sinnvoll?
12. Februar 2019
... mehr
8. Februar 2019
... mehr
Gute Partygesprächseröffnungsfragen, nächste Folge: "Und welchen Wohlstand haben Sie geschaffen?"
***
Das Mutterland der identity politics ist Ruanda.
***
Das Leben hat mich gelehrt, den Begriff Aufklärung nur mit ironischem Unterton zu gebrauchen – heute las ich, der Regensburger Philosophiehistoriker Karlfriedrich Herb habe über Kants Vernunftbegriff das (übrigens lupenrein rassistische) Geschmacksurteil gefällt, jener sei „zu weiß, um rein zu sein“; die postweiße Aufklärung wird nicht mehr vom hohen Ross, sondern direkt vom Baum verkündet –, doch angesichts der neoreligiösen Erweckungshysteriker, welche dieses Land in zunehmender Frequenz und immer schriller durchkreischen, bin ich geneigt, das Wort völlig außer Gebrauch zu stellen. Wenn eine 16jährige offenbar seelisch labile Schulschwänzerin zum Nachwuchsheiland deklariert und von einer seelisch ebenfalls noch nicht ganz gefestigten Grünen-Abgeordneten für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wird – warum eigentlich nicht gleich für den Physiknobelpreis? –, sind wir den kollektiven Wahnvorstellungen des Mittelalters erfreulich nahe.
***
Dass der Libertäre Hans-Hermann Hoppe, der die Parteiendemokratie für einen "Wettbewerb der Gauner" hält (so der Titel seines letzten Buches), ein Schüler von Jürgen Habermas war – oder ist, irgendwie bleibt man's ja –, dass er jedenfalls vom führenden deutschen Transzendentaldemokraten promoviert wurde, verwundert zunächst jeden, der in beider Werk auch nur geblättert hat. Bei näherer Betrachtung allerdings erschließt sich eine logische Konsequenz. Hoppe verlegt die Diskurstheorie des Gevatters Habermas, dessen Aberglaube an die Moderation aller Konflikte durch den "zwanglosen Zwang des besseren Arguments", in die einzige mögliche Sphäre, wo ein zwangloser Zwang gesamtgesellschaftlich seine Wirkung zu entfalten vermöchte: den Markt. Der Ansatz von Habermas ist unmöglich, weil er der menschlichen Natur zuwiderläuft; die Nicht-Geltung kann jeder an sich selber studieren – wer lässt sich schon gegen seine Interessen von einem Argument überzeugen? –, und wem das nicht genügt, der mag sich an Günter Maschkes treffliche Bemerkung halten, dass die Habermas'sche Theorie schnell, bequem und täglich durch die Abendnachrichten erledigt wird. Doch wenn man aus der Kommunikationstheologie einen zwanglosen Zwang der besseren Ware resp. der besseren Dienstleistung destilliert, gewinnt die Sache auf einmal Plausibilität. Nicht der Kommunismus ist die große Utopie, nein, der freie Markt ist es.Aber die Kartelle hie und der Wettbewerb der Gauner dort werden auch diese Utopie verhindern.
***
"Erwärmen wir Menschen jetzt etwa schon das gesamte Sonnensystem? Bekanntlich bzw. nachweislich schmelzen selbst auf dem Mars schon die Polkappen und selbst vor dem am weitesten entfernen Pluto macht die Universalerwärmung keinen Halt, 2°C Plus in den letzten 14 Jahren! Und das alles in einer 1A Umweltzone, ohne Verkehr, Feinstaub und Diesel! Ich plädiere dringend dafür, den Kuipergürtel enger zu schnallen! Lasst uns hier alles runterfahren, dafür aber das Universum retten!" (Leser***)
***
Netzfund:
***
"Er wäre nicht jammernd durch die Straßen gezogen, sich klammernd an die Deutschlandfahne, um jedem Syrer einzubleuen: Das hier ist unser Land. Nein, er hätte die Fahne genommen, wäre nach Syrien gegangen und hätte gesagt: Das ist unser Land. Nazis haben keine Angst vor der Islamisierung des Abendlands, Nazis fordern die Arisierung des Morgenlands."
(Lisa Eckardt)7. Februar 2019
... mehr
***
Merkwürdig: Nachdem die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel den Publizisten Henryk M. Broder öffentlich umarmt hatte, also die Rechtspopulistin ihre Sympathie für einen Juden zum Ausdruck brachte, hat kein Journalist, kein Autor, kein politischer Konkurrent erklärt, nun zeige die AfD "endlich ihr wahres Gesicht".
Das "wahre Gesicht" der AfD präsentiert nämlich, wenn Björn Höcke mal ausfällt und Richter Maier nicht twittert, der fraktionslose Stuttgarter Abgeordnete Wolfgang Gedeon (wobei der angesichts von Weidels Umarmung tatsächlich gedacht haben mag: Jetzt zeigen sie an der Parteispitze ihr wahres Gesicht... 🤣 )
***
Da mehrere Leser sich erkundigt haben: Ja, es wird auch dieses Jahr wieder eine Buchversion der Acta diurna geben, ich bin gerade am Zusammenstreichen; die Textmenge hat 2018 einen Umfang erreicht, der – die entsetzliche Öde der beschriebenen Vorgänge und die polemische Lasterhaftigkeit des Verfassers noch nicht einmal berücksichtigt – erheblicher Kürzungen bedarf, bevor das zwischen zwei Buchdeckel passt. Ich werde Sie hier selbstverständlich in Kenntnis setzen, wann es soweit ist.
***
Es war einmal in Amerika:
***
Die Geopolitik kehrt wieder, und sie hat nichts zu tun mit Brüsseler Spitzen, UN-Gremien, "multilateralen Lösungen" oder Antidiskrimierungsverordnungen. Die Meldung des Tages ist Macrons Absage für die Münchner Sicherheitskonferenz vor dem Hintergrund des Streits um die "Nord Stream 2"-Pipeline (auch wenn angeblich mal wieder nix mit nix zu tun hat). Die Franzosen stellen sich gegen die Gastrasse (Gas-Trasse, geehrter Herr ***, nicht Gast-Rasse!) und auf die Seite der Amerikaner; sie beteuern, die Interessen der Osteuropäer zu vertreten. Das amerikanische Argument gegen russisches Gas für Deutschland lautet, es mache uns durch den Kreml erpressbar, und wir müssen uns schon entscheiden, ob wir aus dem Kreml oder dem Weißen Haus erpresst werden wollen. Wie es aussieht, bahnt sich zwischen Russland und den USA ein Revival des Kalten Krieges an, in das die Europäer naturgemäß involviert sind. Es geht um die Ukraine, der schon bei Zbigniew Brzezinski die Rolle des strategischen Zankapfels zugewiesen wird – US-Botschafter Richard Grenell warnt, durch das Gas-Projekt würde die Gefahr einer russischen Intervention in der Ukraine steigen –, und Deutschland hat sich aus der Sicht des wankenden Hegemons in Übersee gegen Russland zu positionieren. Der Aufstieg Chinas im Rücken der Russen verleiht der ganzen Sache eine besondere Pikanterie. Das deutsche Problem lautet: Was tun? Den Amis sowie unserem lieben Freund Macron nachgeben und die Pipeline canceln? Ach, könnte man doch zu beiden Seiten auf Distanz gehen, aber das funktioniert in der Politik bekanntlich nicht. Freilich hat die deutsche Führung in der vergangenen Dekade dafür gesorgt, dass unser Land hilfloser und unbedarfter dasteht als je zuvor.
Jetzt kommen kurioserweise die Grünen ins Spiel und Angela Merkel als eigentlich deren Kanzlerin (siehe den Eintrag vom 2. Februar sowie Dutzende vorher). 2022 gehen die deutschen AKW vom Netz, parallel steigt Deutschland aus der Braunkohleverstromung aus, die deutschen Gaskraftwerksbetreiber sind über die Jahre verprellt und hintangestellt worden, sie haben hochmoderne Anlagen demontieren müssen und teilweise nach Amerika verschifft. Zugleich wachsen die subventionierten Windparks, deren entscheidende Eigenschaft darin besteht, dass sie mal Strom liefern und mal nicht, und es gibt kein Mittel dagegen. Wir haben heute schon große Probleme mit der Energieversorgung, "immer wieder kommt es zu brenzligen Situationen, wenn Solar- und Windkraftanlagen zu wenig Strom liefern. Dann müssen Industrieanlagen abgeschaltet werden. Die Netzschwankungen könnten aber noch schlimmer werden", notiert die FAZ. Die "Instabilität des deutschen Stromnetzes" setzt die Linz AG unter Druck: "Weil der unregelmäßig erzeugte Windstrom aus Norddeutschland wegen mangelnder Leitungskapazitäten nur schwer zu den großen Abnehmern der Industrie im Süden transportiert werden kann, müssen südliche Stromerzeuger immer kurzfristiger 'dagegenhalten'", mault es aus der Ostmark. (Gleichzeitig zahlt Deutschland dafür, dass die Nachbarn die Stromüberproduktion abnehmen, wenn mal die Sonne richtig scheint und der Wind kräftig weht.) Wenn nun die Pläne mit dem russischen Gas scheitern, was dann? Frieren für Amerika? Monsieur Macron, erinnern wir uns, erklärte in seiner Jahrtausendrede zur "Neubegründung Europas" vor der Pariser Sorbonne "die kohlenstofffreie und kostengünstige Atomenergie" für "unerlässlich"; er hat heute beim Blick über den Rhein die Lacher auf seiner Seite.
Irgendwann wird es wohl einen Blackout geben. Das wäre schlimm für die Tausenden von Toten, die in steckengebliebenen Liften erfrieren oder verdursten, auf Intensivstationen sterben, weil die Notstromaggregate nicht ausreichen, bei Unruhen getötet werden oder was auch immer, aber am schlimmsten wäre es für die Grünen, denn die würden ihn politisch nicht überleben; der so unendlich brave, duldsame und wohlmeinende deutsche Michel würde dann doch schnallen, welcher Gaunerbrigade er (oder meistens wohl sie, die Micheline) sein Vertrauen geschenkt hat und wohin die Mentalitätsherrschaft dieser Spitzbuben das Land gebracht hat. Aber unterhalb einer echten Katastrophe wollen Deutschmichel und Deutschmichelinchen ja seit ca. hundert Jahren keine Lektion lernen.
PS: Leser *** weist auf diese Mitteilung des Fraunhofer-Instituts hin, welcher zufolge deutsche Kraftwerke im Januar mehr Energie als je zuvor produziert haben, und meint, dass ja alles in Ordnung sei. Man muss freilich aus dem Energiemix die Kohle und die AKW herausrechnen, beim Gas weiß man's nicht so ganz genau. Wir stehen dann noch immer bolzenstramm vor dem Problem, dass die Erneuerbaren (die, wenn man auf die Landschaften schaut, die sie hinterlassen, gar nicht so erneuerbar sind) ein unzuverlässiger Lieferant sind, der teils Überschüsse produziert, teils überhaupt nix. (Es sitzen doch bestimmt Kenner in der Runde: Haben wir für unsere Stromexporte im Januar wieder bezahlt?)
Es gibt, sofern Homo sapiens keine Energiespeichermöglichkeiten großen Stils entdeckt (und es sieht derzeit nicht danach aus), keine Zukunft ohne Atomernergie, so wie es keine Zukunft ohne Schusswaffen und Heteronormativität gibt, zumindest mittelfristig, und mit Ausnahme der wilden Edlen aus dem Herzen Europas besteht darüber auch kein Dissens, zumal in der Atommüllaufbereitung technologisch noch nicht alle Messen gesungen sind. Aber wie gesagt, der Deutsche ist harthirnig, wenn er erst mal mit all seiner Gründlichkeit auf den Pfaden der Tugend und Weltveredelung wandelt, er braucht tüchtig was auf die Nuss, um zur Vernunft zu kommen.
Sela, Psalmenende.
***
Grundgesetzkunde mit Thomas Oppermann, SPD: "§ 1: Alle Menschen sind gleich viel wert" (hier). Ich schrieb hier vor kurzem, dass diese Republik nie ein dümmeres politisches Personal gesehen hat als das derzeitige, und beantrage, dieses Beispiel auf die Beweisliste zu setzen.
3. Februar 2019
... mehr
Das Wort zum Sonntag spricht Alexander Wendt: "Für Berlin Mitte, wo Yannick zusammen mit anderen männlichen weißen Sozialdemokraten eine per Überlegenheitsgefühl gesteuerte Identitätspolitik betreibt, trifft die Beobachtung durchaus zu. Wer dort nämlich keinen Job als Politikberater, NGO-Mitarbeiter, Journalist, Berufspolitiker, Kulturmanager oder direkter Angestellter des Staates ergattert hat, ist mitunter tatsächlich gezwungen, mit der Fedora-Box auf dem Rücken die Gerechtigkeitslücke zu schließen, die aufklafft, wenn schwäbischen Eltern nach dem dreißigsten Lebensjahr des Berlinkindes ihre Transferleistungen stoppen. (...)
In weiteren fünfzehn bis zwanzig Jahren, das mag sein, wenn die Autos alle aus Fernost kommen, die Plattformökonomie aus Asien und Kalifornien und Häuser aus dem 3D-Drucker, könnte die Arbeiterklasse endgültig verschwinden. Dann käme auch der warme Steuerstrom zum Erliegen, wie es Bärbel Höhn kürzlich für den Golfstrom befürchtete, und es ginge das Biotop von Berlin Mitte sanglos ein. Was dort aufgrund der vorherrschenden ökonomischen Sonderbegabung erst zeitversetzt registriert würde." (Mehr hier.)
***
Großes Kino, wie man sagt: Die Einträge über eine gewisse Frau Kahane in der deutschen und der englischen Wikipedia (der Hinweis stammt von hier).
***
Schau an, schau an: Der als Fußballer über die Maßen begabte ägyptische Moslem Mo Salah will nicht gemeinsam mit einem Israeli in einer Mannschaft spielen, geschweige Juden die Hand geben. Mal sehen, was die "No to racism"-Kampagneros der Champions League dazu sagen. Ich würde Sergio Ramos zum Antisemitismusbeauftragten ernennen...
2. Februar 2019
... mehr
Wie zähe Leser dieses Diariums wissen, arbeite ich mich seit Jahren sporadisch-exzessiv, aber regelmäßig an der Frage ab, welche Motive wohl Frau Merkel bei ihrem sturheilen Marsch in den wahrscheinlich letzten deutschen Sonderweg antreiben. Im Netz wuchern die Spekulationen über die Beweggründe dieser unseligen Person, die von ihren Anhängern nurmehr noch mit eschatologischen Argumenten verteidigt wird; viele Heiden indes sehen in ihr eine Vollstreckerin internationalistischer Politiken und globalistischer Agenden, andere, zu denen auch ich zähle, suchen den Schlüssel zu ihren Motiven in ihrer jugendlichen Prägung durch eine perverse Kombination aus Protestantismus und Sozialismus und einer daraus rührenden tiefen Verachtung von kulturellen Traditionen, nationalen Eigenarten, individueller Freiheit sowie jener des Marktes, von Merkels Geringschätzung des Deutschen im Allgemeinen und der deutschen Sprache im Besonderen heute einmal zu schweigen.Im Dezember 2015 zitierte ich hier einen langjährigen Bundestagsabgeordneten der Union mit den Worten, Merkels Politikstil sei "reines Rodeo" und kenne nur ein Motiv: oben bleiben. Dieser Ansicht ist auch der Journalist Ferdinand Knauß, der in der Wirtschaftswoche die prekäre Planstelle des Regierungskritikers besetzt. In seinem Buch "Merkel am Ende. Warum die Methode Angela Merkels nicht mehr in unsere Zeit passt" liefert er eine stringente Analyse des zugleich hochspannenden und unendlich langweiligen Phänomens Angela I. Knauß zufolge ist die Kanzlerin "ein unpolitischer Mensch", eine reine Managerin, die sich aus Gründen der Gewohnheit an ihren Job klammert und das Glück hat, nicht in der freien Wirtschaft für ihre Bilanz geradstehen zu müssen: "Nicht obwohl, sondern weil sie unpolitisch ist, war Merkel die passende Kanzlerin für eine Gesellschaft, die sich am Ende der Geschichte wähnte. Für eine Gesellschaft, die das Politische, also das Entscheiden grundlegender Fragen – anders gesagt: das Geschichte-Machen –, für obsolet hielt." Was im Innern dieser Frau vorgehe, sei deshalb womöglich "gar nicht so interessant", man habe es mit einer intellektuell eher banalen Person zu tun, die nicht inhaltlich, sondern ausschließlich taktisch denke. Deshalb vermeide sie auch mit großer Sorgfalt Aussagen, die auf ihre Defizite schließen lassen würden und weicht jeder Frage aus, die auf eine konkrete politische Haltung zielt.
Die Kanzlerin, schreibt der Wirtschaftswoche-Autor, erfülle kaum eine der Bedingungen, die Max Weber in seinem berühmten Aufsatz "Politik als Beruf" vorgibt: "Sie hat kein Charisma und kann nicht gut reden. Sie hat keine sachliche Leidenschaft und kein Verantwortungsgefühl. Allenfalls könnte man ihr Augenmaß attestieren – nach dem September 2015 muss man aber auch daran sehr zweifeln. Was sie allerdings in höchstem Maße besitzt, ist eine Gabe zur Analyse der Bedingungen für den Machterwerb und Machterhalt."
Für diese Sichtweise existieren starke Argumente, die Knauß in seiner unaufgeregten und klugen Analyse auch alle auflistet. Im Laufe ihrer dreizehnjährigen Amtszeit hat die Kanzlerin ihre Ansichten gewechselt wie Hosenanzüge. So sprach sie sich erst für die "Brückentechnologie" Kernkraft und eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten aus, stieg aber dann im Handstreich aus der Atomenergie aus; sie erklärte Multikulti für gescheitert und gab anno 2003 zu Protokoll: "Wenn wir die Auswirkungen der Zuwanderung nach Deutschland in den letzten fünfzig oder vierzig Jahren betrachten, dann fällt die Bilanz, wenn man die Sozialhilfe und alles hinzurechnet, negativ für Deutschland aus"; zwölf Jahre später importierte sie dann auf einen Ruck nahezu zwei Millionen Mosaikbausteinchen für ein sich am Zeithorizont farbenprächtig abzeichnendes, über die Sozialkassen finanziertes Mulkul-’schland; als Oppositionsführerin forderte sie ordoliberale Reformen, aber unter ihr als Kanzlerin stiegen die Steuereinnahmen, florierte die Umverteilung und explodierten die Sozialausgaben. 2003 schilderte Merkel ihren "Deutschland-Alptraum" mit den Worten: "Jeder besitzt eine Windmühle und glaubt sogar noch, er tue etwas für die Umwelt, vergisst aber die hohen Subventionen." Acht Jahre später rief sie die Energiewende aus, finanziert mit einem subventionistischen Umverteilungsmechanismus namens EEG-Umlage (welche nach Merkels Beteuerung vom Juni 2011 "nicht über ihre heutige Größenordnung hinaus steigen" werde; damals lag sie bei 3,5 Cent pro Kilowattstunde, 2018 waren es 6,8 Cent).
Handelt so ein Mensch, der irgendein definiertes politisches Ziel verfolgt? "Merkel hat in 28 Jahren als Politikerin, als Ministerin, CDU-Chefin und schließlich Kanzlerin kaum jemals irgendein Prinzip oder politisches Ziel, das sie zunächst behauptete, konsequent und unter Hinnahme persönlichen Risikos verteidigt. Sie hat sie alle aufgegeben", notiert Knauß, um sich anschließend zu verwundern: "Und jetzt soll ausgerechnet sie zur last woman standing des Westens werden?"
Die lange Herrschaft Merkels und ihrer unpolitischen Methode muss also Wünsche und Illusionen bedienen, die in weiten Teilen dieses merkwürdigen Volkes angelegt sind. Der Slogan vom "Ende der Geschichte" fiel bereits; in keinem Land der Erde dürfte diese Vorstellung verbreiteter sein als bei den verschwindensbereiten Weltumarmern im Herzen Europas. Die "kosmopolitische Illusion" (Knauß) als Identitätsprothese ist ohnehin etwas sehr Deutsches, sie entstand in einer Zeit, als an ein politisch geeintes Deutschland nicht zu denken war, und füllte nach dem zweifachen Zusammenbruch des Reiches bei den meisten Politikern und Intellektuellen die Leerstelle der nationalen Zugehörigkeit. Nur nicht wieder eigenverantwortlich agieren müssen, lautete und lautet ihre Maxime. Es handelt sich um einen Kosmopolitismus, der nicht auf innerer Festigkeit und einem soliden Einverstandensein mit sich selbst gründet, sondern einen affektiven Willen zur Selbstverleugnung und Wiedergutmachung zum Ausdruck bringt. Die Mentalitätsherrschaft der Grünen beruht auf diesem Phänomen, daraus saugt sie ihr moralisches Erpressungskapital. Merkel hat erkannt, dass sie sich, wenn sie oben bleiben will, den Vorstellungen der Grünen und der sie mehrheitlich unterstützenden intellektuellen Lautsprecher anpassen muss, und deswegen hat sie ihre gesamte Politik moralisch aufgeladen.
"Die Linksbewegung der CDU fand auf dem entscheidenden Feld der kulturellen Einstellungen und Wertvorstellungen statt, also da wo die Kategorien von Gut und Böse ausgehandelt werden", schreibt Knauß. Die CDU habe "fürs Regieren ihre Seele verkauft".
Den Grünen und einer sie unterstützenden Mehrheit der Journalisten und Öffentlichkeitsarbeiter ist es zuzuschreiben, dass auch in der Politik die Unterscheidung zwischen richtig und falsch in eine zwischen gut und böse umgewandelt wurde. Diese Umformatierung politischer Entscheidungen in moralische hat die "erste Kanzlerin der Grünen" (so Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur der Zeit, durchaus bewundernd) zwar international immer mehr isoliert, aber ihre Herrschaft im eigenen Lande gesichert, jener planetarischen Wetterecke der politischen Romantik, wo jede tiefergehende Kritik an ihren Entscheidungen als unmoralisch zurückgewiesen werden konnte. Die momentan einzige Oppositionspartei – "ein unmittelbares Resultat der Regierung Merkels und ihre Hinterlassenschaft" (Knauß) – ließ sich so als eine Zweigestelle des Leibhaftigen stigmatisieren, für deren Entstehung keine rationalen Gründe vorlagen und deren Argumente man gar nicht erst anhören müsse.
Das werde aber nicht mehr länger gutgehen, statuiert Knauß. Zum einen könne man "auf die Dauer eine Partei von über 15 Prozent, in Sachsen vielleicht bald 30 Prozent nicht als Gottseibeiuns behandeln", sonst steuere Land "mittelfristig auf die Unregierbarkeit zu". Zum anderen führe eine Politik der permanenten Überdehnung der eigenen wirtschaftlichen und mentalen Kräfte unausweichlich in Krisen, Unruhen und Verteilungskämpfe. Dass neben dem Gros der Eliten zwar keine Mehrheit, aber immerhin ein bedeutender Teil der Wähler dieser Verschleuderung des nationalen Tafelsilbers applaudiere, irritiert Knauß selbstverständlich, doch historisch beschlagene Menschen wissen, dass dieses amokläuferische Festhalten am einmal eingeschlagenen Kurs für idealistische Deutsche immerhin keine Premiere mehr bedeutet. "Am Ende hängen wir doch ab/Von Kreaturen, die wir machten", spricht Mephistopheles weise; durch die Wiederwahl der Fremdenführerin haben die Deutschen dem Ausland signalisiert, dass diese Feststellung für beide Seiten vice versa gilt, Führerin und Volk, "Ikone des Westens" (Ulf Poschardt) und Betgemeinde, schon länger hier Regierende und schon länger hier Lebende.
Einst stand dieses Deutschland bekanntlich in schimmernder Wehr gegen eine Welt von Feinden, bis die ihm die Grenzen seiner Kräfte aufzeigten. "Heute glauben offenbar viele Deutsche und die Kanzlerin selbst, dass ausgerechnet Deutschland, notfalls auch ohne die USA und einen Großteil der EU – von den Machtstaaten Russland, China, Türkei, Iran usw. ganz zu schweigen –, berufen ist, das Ende der Geschichte zu verteidigen: als selbstloser Anti-Nationalstaat ein höheres europäisches oder gar Weltinteresse zu vertreten." Auch diese Hybris wird nicht ungesühnt bleiben. Merkel als "Inkarnation eines seltsamen, postdeutschen Größenwahns" überschätze "in verantwortungsloser Weise die Möglichkeiten des eigenen Landes, das sich zugleich in Europa und der Welt auflösen und Europa und die Welt retten soll". Ungefähr das dürfte Henry Kissinger gemeint haben, als er sagte: "Angela Merkel is very local."Angesichts der ja keineswegs in Richtung Demokratisierung und Weltvereinigung zielenden globalen Tendenzen – die Reislamisierung der arabischen Welt und der Türkei, der Aufstieg Chinas, der demografische Niedergang des Westens, die anschwellende Wanderungsbewegung aus Afrika und Westasien in die westliche Wohlstandszone – werden für die Bewohner des Westens Bedrohungen sichtbar und vor allem spürbar, die sich nicht mehr länger durch Tabuisierung, Schutzgeldzahlungen, Dialogangebote und die Abwälzung der direkten Folgen auf die Unterschichten managen lassen. Es wird wieder Konflikte geben, die ohne Gewalt nicht zu befrieden sind. Es wird wieder Feindschaften gegeben. "Und damit", so Knauß, "schwinden die Voraussetzungen für die Methode Merkel."
Knauß: "Wenn die Geschichte sich zurückmeldet und mit ihr die Nachfrage nach dem Politischen, also nach Politikern, die auch gegen starken Widerstand die fundamentalen Interessen derer vertreten, die sie repräsentieren, hat Merkel nicht viel zu bieten." Und die Geschichte melde sich zurück, zunächst einmal in Gestalt grundlegender Fragen, deren Beantwortung allenfalls die Kanzlerin selber, aber keiner ihrer Nachfolger ausweichen können wird, Fragen wie: Wollen wir weitere Einwanderung? Wenn ja, wie viel und welche Einwanderer wollen wir? Ist der Islam ein Teil von Deutschland? Soll die Europäische Währungsunion unbedingt und um jeden Preis aufrechterhalten werden? Müssen deutsche Steuerzahler darum noch mehr Haftung für europäische Banken- und Sozialsysteme übernehmen? Ist der Ausbau der Windenergie notwendig oder zerstört er auf unerträgliche Weise die Landschaften? "Auf keine dieser Frage hat Merkel je eine klare Antwort gegeben."
Unter dieser Kanzlerin, sagt Knauß mit einem schönen Bild, sei "aus Leviathan eine Milchkuh" geworden. Aber die Kräfte Behemoths sammeln sich weltweit. Staaten und Staatschefs werden darauf reagieren müssen. Die scheinbaren Selbstverständlichkeiten des hinter uns liegenden Zeitalters, sowohl den Wohlstand als auch innere wie äußere Sicherheit betreffend, gingen verloren. "Die Angst als Urgrund politischer Leidenschaft ist wieder da und mit ihr das Bedürfnis nach Schutz." Der Konflikt zwischen dem Trend zur Weltgesellschaft und dem Bedürfnis nach dem Schutz des Eigenen sei nicht aufzulösen. Aber er könne zivilisiert und demokratisch geführt und entschärft werden durch pragmatische Kompromisse: "Das wird die große Aufgabe demokratischer Politik in den kommenden Jahren sein."
Knauß übermittelt also eine im Kern optimistische Botschaft: Nicht allein die Zeit Merkels ist abgelaufen, sondern auch ihre Art Politik, das System Merkel, endet. An ihrer Schadensbilanz wird Deutschland, im Gegensatz zu Merkels nichtvorhandenen Nachkommen, lange tragen, wahrscheinlich ist sie irreversibel, und Schuld daran sind letztlich die deutsche Tüchtigkeit, die deutsche Obrigkeitshörigkeit und der deutsche Eskapismus. Die Rechnung werden Merkels Nachfolger präsentiert bekommen. Und eine Ironie der Geschichte könnte darin bestehen, dass man einmal eine (mit-)regierenden AfD für die Folgen der Merkelschen politischen Idiotismen verantwortlich machen wird.
***
Die Zeit schlägt Alarm: "In ihrer Selbstdarstellung auf You Tube und Instagram orientieren sich junge Frauen und Mädchen weitgehend an veraltet anmutenden Rollenbildern. Das ist das Ergebnis mehrerer repräsentativer Studien zu Geschlechterdarstellungen in den sozialen Medien, die die von Schauspielerin Maria Furtwängler und ihrer Tochter Elisabeth gegründete Stiftung MaLisa in Auftrag gegeben hat. Die Geschlechterdarstellungen in den erfolgreichsten YouTube-Kanälen basieren den Studien zufolge zudem auf althergebrachten Stereotypen."Reichlich veraltet anmutende weibliche Rollenbilder sind seit einigen Jahren in Deutschland tatsächlich en vogue, das stimmt. Einwanderer aus einer speziellen Weltgegend betrachten Frauen als ihr Eigentum, auch diejenigen, die sie eben erst in der Disco oder auf dem Schulhof geschossen haben; die maskuline Polygamie wird Schritt für Schritt legalisiert, und der deutsche Steuerzahler darf die mit einer gewissen Folgerichtigkeit daraus entstehenden fidelen Großfamilien alimentieren; immer mehr weibliche Köpfe verschwinden unter Kopftüchern oder kompletteren Verhüllungen; minderjährige Mädchen werden neuerdings auch hierzulande zwangsverheiratet; hunderte Zwangsbeschneidungen von Mädchen finden inzwischen jährlich im einstigen Stammland der Aufklärung statt. Außerdem diskriminieren politische Hinterwäldlerinnen wie Justizministerin Barley und SPD-Chefin Nahles andere Frauen, indem sie unterstellen, sie seien zu dämlich, um ohne Quoten an gute Jobs zu kommen.
Aber das meint die feministisch bewegte Milliardärsgattin Furtwängler natürlich nicht, sie stößt sich vielmehr daran, dass hier "das Frauenbild der Fünfzigerjahre gefördert“ werde, also der deutschen Fünfzigerjahre, der Spätausläufer des sexistischen europäischen Mittelalters, eine bleierne Zeit, als man noch an Geschlechtsunterschiede bzw. Geschlechterrollen glaubte statt an die freie Wahl seines Geschlechts und juvenile Blondinen sich reiche bzw. einflussreiche ältere Männer angeln mussten, um eine Filmkarriere hinlegen zu können.
"Auch in Musikvideos, die heute überwiegend über You Tube konsumiert werden, werden Frauen den Angaben nach noch immer mehrheitlich sexy und passiv inszeniert", ächzt die Zeit-Autorin, zu deren Gunsten wir mal annehmen, dass sie sich allzeit aktiv unsexy inszeniert.
"Wenn man sieht, dass die Frauen auch in den Medien, die hauptsächlich von Jugendlichen konsumiert werden, nur ein Drittel der Protagonistinnen und Protagonisten stellen, muss man sich fragen, was mit den Strukturen nicht stimmt", meint wiederum Frau Furtwängler, schreibt die Zeit. Dass mit den Strukturen etwas nicht stimme, wenn irgendwo zu wenige Frauen vertreten sind, wo sich etwas abgreifen lässt: Dieses Mantra kennt man inzwischen zur Genüge, und zumindest die "Tatort"-Mädels haben es geschafft, ihre numerische Gleichstellung durchzusetzen, auch wenn in der tristen Realität Kommissarinnen eher die Ausnahme sind. Nochmals: Die Maid mit dem erlauchten Namenspedigree spricht von Youtube und Instagram – "nach Angaben der Stiftung MaLisa wurden für die Studie der Universität Rostock und der Filmuniversität Babelsberg 1.000 YouTube-Kanäle analysiert, 2.000 Videos untersucht und 14 YouTuberinnen in Interviews zu ihrer Sicht auf die Branche befragt" –, also von zwei online-Plattformen, deren angeblich "nicht stimmende" Struktur darin besteht, dass jeder dort freien Zugang hat, wo also die völlige Freiheit der Selbstdarstellung herrscht. Und das passt Quotenforderern und Regulierern bekanntlich nicht, nie sind solche Figuren mit der Freiheit zufrieden, weil die immer zu falschen Ergebnissen führt. Gibt man Frauen und Männern die Möglichkeit, sich einfach so zu präsentieren, wie sie mögen, dann kehren auf einmal die sogenannten Geschlechterstereotype wieder, gegen die auf allen Kanälen und in allen Redaktionen rund um die Uhr vergeblich agitiert wird. Allerdings handelt es sich dabei nicht um die "Geschlechterrollen der Fünfziger", sondern um jene der Conditio humana. Dann stellen sich, ein paar teils liebenswürdige, teil bedauernswerte Freaks ausgenommen, Frauen eben weiblich und Männer eben männlich dar – und es gibt kein Mittel dagegen außer Quotenforderungen, Diskriminierungsgeplärr, Gesinnungsterror, Manipulation und staatlichem Druck.
Auf Instagram, jammert es weiter, seien insbesondere Frauen erfolgreich, die einem normierten Schönheitsideal entsprächen, und die seien "dünn und langhaarig“ – nicht etwa fett und mindestens auf einer Seite des Schädels kahlrasiert, wie es in Berliner Szenebezirken guter Standard ist. Außerdem hätten die für die Studie befragten Youtuberinnen "von Hürden gesprochen, die es erschwerten, aus dem Thema Schönheit auszubrechen und sich neue Genres wie Comedy oder Politik zu erschließen". Eine der Vierzehn gab zu Protokoll: "Eine starke eigene Meinung schmälert deinen finanziellen Wert, weil sich dann bestimmte Firmen nicht mehr mit dir zeigen wollen." Zum Beispiel, wenn man die starke eigene Meinung vertritt, dass Frauen sich weiblich und Männer sich männlich präsentieren sollten. Oder die starke eigene Meinung, dass Frauenquoten begabte Frauen erniedrigen und unbegabte fördern. Oder auch nur, wenn man seine starke eigene Meinung auf Plattformen wie achgut oder eigentümlich frei publiziert. Oder wenn man die starke Meinung am Ende gar, hui-buh!, in der Schwefelpartei vertritt...
Die Vorzeile des Zeit-Artikels lautet übrigens: "Junge Frauen inszenieren sich einer Studie zufolge auf Instagram und YouTube nach althergebrachten Stereotypen. Ihr Credo: Hauptsache, keine eigene Meinung vertreten." Dass man bloß von einer Probandin thesenorientiert auf alle anderen schließen muss, um zur erwünschten Aussage eines Artikels zu gelangen, das haben sie im Hambuger Weltblatt seit Langem verstanden, zum Höcke! Von den Vertreterinnen der deutschen Wahrheits- und Qualitätsmedien könnten die sich im Netz spreizenden langhaarigen und schlanken Dummchen, so sie denn wollten, immerhin lernen, welche Meinungen bei ihnen als "eigene" durchgehen würden. Deren Zahl ist gottlob überschaubar.
1. Februar 2019
... mehr
Die Nazi-Mentalität auf Nazi-Suche, x.-te Folge, eins.Dieses Schreiben wurde gestern unter den Besuchern eines Konzertes in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste zu München verteilt:
Fast jede Information darin ist falsch oder grotesk verdreht. Der einzige Glatzkopf etwa, mit dem der erwähnte schlimme Cellist freundschaftlichen Verkehr pflegt, dürfte – zumindest, was den Kahlschädel betrifft, temporär – ich sein. Aber wer sind diese Hetzer, die sich hier auf Kosten eines Kollegen so wohlfeil wie trendkonform zu exponieren versuchen? Moosdorf war so frei, sie zu beschreiben (also, im Duktus ihres Steckbriefs, sie "zu bedrohen"):"Zum Beispiel Moritz Eggert, Professor an der Münchner Musikhochschule. Wenn man dort fragt, wofür, bekommt man zur Antwort: für Denunziation. Denn als Komponist ist er so frei von Inspiration wie als Pianist von Technik und Klangsinn. Die Mannen, die er zur Erfüllung seines gesellschaftspolitischen Lebenswerkes um sich geschart hat, sind von ähnlicher Exzellenz. Arno Lücker, Alexander Strauch – der geneigte Leser möge die Namen und ihre bisherigen Meriten googeln. Was sie verbindet, ist die bedeutungslose Mittelmäßigkeit und ihre gemeinsam gefundene Aufgabe. Als Aktivisten der Musikszene bestätigen sie sich immer wieder ihre wichtige Rolle – vor allem untereinander. Die NMZ (Neue Musikzeitung) betreibt mit ihrer Hilfe einen 'Bad Block of Musick'. Dort werden missliebige Kollegen oder auch nur Künstler, die eine eigene, gar abweichende Meinung haben, an den Pranger gestellt, ihre Likes an den falschen Stellen gezählt und Ensembles dafür in Sippenhaft genommen. Meine Frau zum Beispiel, im obigen Programmzettel noch (unzutreffenderweise) als Jüdin bezeichnet, kommt in einem von dieser Musik-Stasi verfertigten Video als Hund vor: der Hund Olga. Herumkommandiert mit dem schauspielerischen Werkzeugkasten von KZ-Aufsehern – die mir zugedachte Rolle.
Zum Konzert war Professor Eggert höchstselbst erschienen, im Kreise mehrerer geckenhafter Jünglinge trug er Pappschilder in den vollen Saal. Man hatte schließlich 'Überraschungen' angekündigt. Diese beschränkten sich darauf, während des Konzertes die Parolen hochzuhalten und am Ende eines jeden Stückes 'Bravo, Moosdorf, bravo von rechts!' zu brüllen. Die Zuhörer schauten indigniert. Eggert ist übrigens dort Akademiemitglied.
Nun war das aber nicht irgendein Konzert. Das Leipziger Streichquartett, mit bisher über 3000 gegebenen Konzerten weltweit, hat sich auf seinen etwa 120 CD-Produktionen immer auch für die Neue Musik eingesetzt, verfemte Komponisten bekannt und ihre Werke hörbar gemacht. Gestern Abend waren die Akademie und der Bayerische Rundfunk Gastgeber für die beiden hochbetagten Weltstars auf dem Feld der Komponisten: Sofia Gubaidulina und Christobal Halffter. Ihre Diskussion wurde durch je eines ihrer Streichquartette musikalisch umrahmt. Beide hatten in ihrem Leben Repressionen erlebt, wussten somit genau einzuordnen, wie die zuerst filigranen Risse im Firnis der Kultur in die Katastrophe münden. Vor allem Gubaidulina versteht sich als ein Seismograph dieser so verhängnisvollen gesellschaftlichen Verwerfungen. Ihre Musik ist der Kampf gegen den Niedergang des Westens – so ihre Diagnose. Man kann ihrer beider Gesichtsausdruck nicht mehr Betroffenheit nennen, so sehr verstörte sie die offenbare Wiederkehr von längst überwunden geglaubten Zeiten. Das war augenscheinlich nicht ihr heutiges, freiheitliches Europa. Denn mit den von Eggert & Co gelebten Tugenden wurde das Versteck von Anne Frank verraten, wurden im Moskauer Hotel Lux die Listen vermeintlicher Volksfeinde für Stalin zusammengestellt und in der DDR die Mitbürger ins Zuchthaus befördert.
Ohne willfährige Zuträger und Denuzianten und ihre Grundüberzeugung, auf der richtigen Seite zu stehen, kann kein System der Gesinnungskontrolle existieren. Die Freiheit zerschellt an der Mauer der vermeintlich richtigen Ideologie und die Demokratie am moralischen Imperativ. Und der Kunstbetrieb, die Avantgarde der spielenden und schreibenden Zunft assistiert, vermutlich weil ihm andere Argumente fehlen. Das ist es, was die 'Erklärung der Vielen' zuletzt darstellt: eine bestellte Ergebenheitsadresse, eingetrieben von der Angst, auf der falschen Seite zu stehen, von Leuten wie Eggert. Ein Typus, ohne den sich 1944 kein Freiwilliger mehr für die Ostfront und 1988 kein Kandidat mehr für die SED gefunden hätte. Weiter so!"
Nun, hier ist es aber Moosdorf, der maßlos übertreibt: Eine solche Molluske wäre ein schneidiger Pg geworden, hätte sich aber niemals freiwillig zur Front gemeldet.
***
Die Nazi-Mentalität auf Nazi-Suche, x.-te Folge, zwei.Am 22. Januar stürmte eine Gruppe maskierter Antifas an der Frankfurter Universität eine Vorlesung in klinischer Psychologie, um eine Studentin als Mitglied der Identitären Bewegung zu entlarven. Eine eher wohl linke Webseite beschreibt den Vorgang indigniert: "Die selbsternannten Campusschützer enterten lärmend den Hörsaal, stellten die Betreffende namentlich bloß und verteilten ein Flugblatt, in dem nicht nur Name und Adresse der 'Täterin' genannt wurden, sondern in dem alle anderen Studenten gleichsam dazu ermuntert wurden, der nun im Fokus des antifaschistischen Volkszorns Stehenden bei einem 'zufälligen Treffen' zu zeigen, was von 'rechtsradikalen AkteurInnen' zu halten sei. Für dieses triumphale öffentliche Vorführen einer einzelnen Studentin inklusive des mitgelieferten Aufrufs zur Gewalt erwartete die heroisch kämpfende Krawalltruppe wohl eine ordentliche Portion Anerkennung von allen Beobachtern des Treibens, schließlich verhinderte man mit diesem Einsatz gegen die hochgefährliche Psychologie-Studentin mit identitärem Fimmel mal wieder die Aufrüstung zum Vierten Reich oder Schlimmeres."
Die Nazi-Mentalität auf Nazi-Suche, x.-te Folge, drei.
***
Leser *** teilt mir mit: "Ich bin Hörgeräteträger und seit 15 Jahren treuer Kunde der Fa.*** in ***. Nun benötige ich ein neues Hörgerät mit Anbindung an meine Geräte am Arbeitsplatz, und habe mich dazu an den Geschäftsführer der Firma gewendet. Nach meiner persönlichen Vorstellung dort bekam ich eine Mail, die sagte: 'Nach Rücksprache und reiflicher Überlegung, nehmen wir Abstand von der Hörgeräteausprobe. Ich bitte Sie dies zu akzeptieren und nicht weiter zu hinterfragen.'"
Überaus verwundert über diese Mail habe er sich schriftlich nach den Gründen erkundigt. Die Antwort lautete, man habe vom Engagement des Kunden für die AfD erfahren, "nachvollziehbar das Jahr 2014". Der Geschäftsführer halte "Teile der AfD für menschenverachtend und gefährlich", und aus diesem Grunde möge sich der Frager seine Hörgeräte anderswo besorgen."Man hat sich einen Vorgang im Jahre 2014 notiert und im Internet nachgeschaut, daß ich bei der AfD war, und hat daraus beschlossen, die Geschäftsbeziehung zu mir abzubrechen, ohne persönlich mit mir darüber zu sprechen", schreibt ***. "Ist diese Gesellschaft in Deutschland noch normal?"
Man darf eines nicht vergessen: Nachdem die Nazis ihnen jahrelang eingebimst hatten, dass alles Übel von den Juden ausgehe, glaubten viele brave Deutsche, ab 1933 beim Judenboykott und Gesicht zeigen gegen "Juda" ein gutes Werk zu tun.
***
31. Januar 2019
... mehr
Der Januar neigt sich seiner Endfigur zu. Obwohl diese Maid sehr apart ausschaut, muss man bei ihr die Augen freilich eher schließen, denn ihr Walten besteht im Wesentlichen in der Erzeugung eines Geräuschs.
Was auf den ersten Blick nach einem Erotik-Video auschaut, ist tatsächlich eine Art Hypnose. Dieses Genre nennt sich ASMR, das heißt: Autonomous Sensory Meridian Response; der dafür Empfängliche sieht sich zunächst von wohligen Empfindungen überflutet und sinkt sodann selig in Morpheus' Arme. Im vorliegenden Falle endet der Ausflug nach siebzehn Minuten; es gibt aber auch weit geduldigere Hypnoseschwestern, diese etwa schenkt Ihnen bedarfsfalls eine vierstündige Siesta.
***
Der erste Monat 2019 bescherte dem Eckladen den Rekord von fast 900.000 abgerufenen Seiten; wie immer zum Monatsende geht der Klingelbeutel um, mit Dank an alle, die ihn bislang freigiebig befüllt haben; alle anderen klicken bitte hier.
30. Januar 2019
... mehr
"Wenn Greta Thunberg schon in der Eiszeit aktiv gewesen wäre, gäbe es möglicherweise noch Mammuts."
(Leser ***)
***
Die europäische Menschenrechtskonvention ist mit der Scharia unvereinbar: "The Court has ruled that Sharia law is incompatible with the European Convention on Human Rights, but obviously this does not mean that there is absolute incompatibility between the Convention and Islam", hat der Europarat statuiert. Der Schiedsspruch wurde notwendig, weil drei Mitgliedsstaaten – Albanien, Aserbaidshan und die Türkei – sowohl die europäische Konvention als auch die "Kairoer Erklärung der Menschenrechte" unterzeichnet haben, welchletztere bekanntlich alle Paragraphen unter den Scharia-Vorbehalt stellt. "This distinction between Sharia and Islam to consider the former as incompatible with the ECHR contrary to the second is not obvious", heißt es weiter. Dies nur vor dem Hintergrund, dass der Verfassungsschutz in seiner Best-of-Sammlung von AfD-Zitaten der Schwefelpartei vorwirft, die Scharia bzw. den Scharia-Islam (und es gibt Anlass zu der Vermutung, dass der auch unter hierzulande lebenden Muslimen mehrheitsfähig ist) als unvereinbar mit dem Grundgesetz darzustellen.
Der AfD wird außerdem vorgeworfen, dass einige ihrer Mitglieder oder gar leibhaftige Mandatsträger sich trotz eines Unvereinbarkeitsbeschlusses mit der schweren Schuld des Kontaktes zur "rechtsextremen" Identitären Bewegung (IB) beladen hätten. Die IB ist nun allerdings in zweiter Instanz durch das Grazer Oberlandesgericht vom Vorwurf der Verhetzung – und der Bildung einer kriminellen Vereinigung sowieso – freigesprochen worden. Der Vorsitzende Richter erklärte, dass die Beurteilung einer Gesinnung nicht Gegenstand des Gerichts sein könne, sondern lediglich die Beurteilung, ob der Tatbestand der Hetze erfült sei, und "die sehen wir in Übereinstimmung mit dem Erstgericht nicht". Mit anderen Worten: Was die IB vorträgt und durch Aktionen untermalt, ist eine legitime Meinungsäußerung. Sofern unsere haupt- und ehrenamtlichen Verfassungsschützer Österreich nicht zum Unrechts- und Schurkenstaat erklären, wird auch dieser Vorwurf an die Adresse der AfD in sich zusammenfallen.
***
"Ich habe mein ganzes Leben lang zu Veränderungen des Meeresspiegels geforscht und dazu 59 Länder bereist. Kaum ein anderer Forscher hat so viel Erfahrung auf diesem Gebiet. Der Weltklimarat (IPCC) aber hat die Fakten zu diesem Thema immer schon falsch dargestellt. Er übertreibt die Risiken eines Pegelanstiegs gewaltig. Das IPCC stützt sich insbesondere auf fragwürdige Computermodelle statt auf Feldforschung ab. Ich aber will immer wissen, was Sache ist. Darum ging ich nach Fidschi", hetzt der Ozeanograph Nils-Axel Mörner sehenden Auges. "Wir konnten nachweisen, dass der Meeresspiegel auf Fidschi ab 1550 bis etwa 1700 rund siebzig Zentimeter höher lag als heute. Dann sank er ab und war im 18. Jahrhundert etwa fünfzig Zentimeter tiefer als heute. Anschliessend stieg er auf etwa das heutige Niveau. In den letzten 200 Jahren hat sich der Pegel nicht wesentlich verändert. Während der letzten 50 bis 70 Jahre war er sogar absolut stabil." (Mehr Klimarufrettung hier; das Interview stammt vom Februar 2018)
29. Januar 2019
Aus dem Zitatenkästlein des Michel Onfray: "Sprenger und Institoris (die Verfasser des 'Hexenhammer' – M.K.) kommt innerhalb der Theologie der Inquisition der Rang zu, den etwa Deleuze und Guattari für die Philosophie der 1970er Jahre haben."***
Gestern lud die Deutsche Atlantische Gesellschaft zum Vortrags- und Diskussionsabend ins Adlon. Als der Hauptredner, Géza von Geyr, Ministerialdirektor im Verteidigungsministerium, den islamischen Terrorismus kurzerhand in "transnationalen Terrorismus" umtaufte bzw. umdefinierte, war ich einigermaßen irritiert; als er erklärte, aus heutiger Sicht gebe es für den Brexit keine nachvollziehbaren Gründe mehr, stand ich kurz davor zu gehen; als er versicherte, das Ziel der deutschen Sicherheitspolitik sei "eine demokratische, tolerante Gesellschaft", bin ich gegangen.
***
Ich will angesichts der Debatte, die durch den offenen Brief der "100 Lungenärzte" angestoßen wurde, darauf hinweisen, dass hier die womöglich seriöseste Betrachtung zum Thema in obendrein überschaubarer Länge zu lesen ist.
***
Ein guter Bekannter bringt die Kategorie des Rangs ins Gespräch. Sie sei für seinen Umgang mit anderen Menschen zentral. Jedem Menschen sei sein Rang gleichsam eingeprägt. Man müsse sich stets bewusst sein, ob man im Range über oder unter seinem Gegenüber stehe. Wenn jeder seinen Platz kenne, erleichtere das den Umgang miteinander ungemein.Da schluckt der kleine Modernski: Was sind denn das für alte Zöpfe? Schließlich hat jeder Berliner Abiturient schon bei Schiller gelesen: "Dieses Possenspiel des Ranges/ Sei künftighin aus unserm Bund verwiesen!“ (Don Carlos, 1. Akt, 9. Auftritt). Rang ist so was von altmodisch und out! Das kann jeder beim Teammeeting, Grünen-Parteitag oder Yogakurs, ja sogar bei der Dienstausgabe in der Bundeswehr studieren. Die Zukunft gehört flachen Hierarchien.
Dieser Rang – der offizielle Dienstrang – ist aber nicht gemeint. Der Rang bezeichnet die Persönlichkeit eines Menschen, seinen Charakter, seine Fähigkeiten, seinen Geist, seinen Stolz, seine Standhaftigkeit, seine – um ein Lieblingswort der aktuellen Mollusken zu verwenden – Haltung. Kurzum: seinen Wert. Carlos spricht zwar von einem "Bund", doch er weiß, dass Posa in jenem anderen, unsichtbaren Rang über ihm steht. Wenn Sie sich Kurt Schumacher anschauen und dessen späten Genossen Heiko Maas, dann besteht trotz des höheren Dienstranges von Heiko, der Regierungsmitglied und Außenminister ist, während Schumacher bloß Oppositionsführer war, nicht die Spur eines Zweifels über die Rangordnung.
Der Vergleich ist ein bisschen unfair, die beiden gehören verschiedenen Generationen an, nicht der Mensch ist zu klein, sondern das Amt zu groß, wie Montesquieu festhielt, doch zur Verdeutlichung dessen, was hier gemeint ist, taugt das Beispiel am Ende doch.
(Der Vergleich ist aber vor allem Schumacher gegenüber unfair, als Beweis mag dieser Link hinreichen.)
Zwischen zwei Männern existiert immer ein Gefälle, immer eine spontane Rangordnung, und wenn sie von den Betreffenden nicht selbst wahrgenommen wird, erledigt es die Umwelt. Das gilt auch und sogar für gute Freunde. Bei Marx und Engels war das Gefälle so klar wie bei Strauss und Hofmannsthal oder bei Goethe und Schiller. Niemand begegnet einem anderen wirklich auf Augenhöhe. Dass die meisten es nicht bemerken, weil sie für solche Nuancen kein Sensorium beseitzen und die Gesellschaft ihnen einredet, Gleiche unter Gleichen zu sein, tut nichts zur Sache, schmälert aber halbwegs verlässlich ihren eigenen Rang.
***
Guter Journalist. Böser Journalist.28. Januar 2019
"Bevor ich auf den Laufsteg gehe, da geh’ ich lieber auf den Strich. Ich fühle mich als Frau und meinen Körper weitaus mehr gewürdigt, wenn mich perverse Männer ausziehen als wenn mich schwule Männer anziehen."
(Lisa Eckardt)
***
Ein entfernter Bekannter, der in Berlin eine konservative Bildungseinrichtung betreibt, erzählt, dass Abtreibungspropagandisten dort die Fassade beschmiert haben, weil drinnen eine Veranstaltung von Lebensschützern stattfand. Kurz darauf sei ein großer, vollbärtiger türkischer Lieferant vor der Tür gestanden und habe sich erkundigt, was denn hier passiert sei. Nachdem der Hausherr es ihm erklärt hatte, habe es einen Moment gedauert, bis der Mann begriff und noch einmal nachfragte: "Die das hier geschmiert haben, sind für Abtreibung?" Nicken. "Was sind das denn für Penner?! Das ist doch Mord!"
Dazu passend: Ober das jetzt richtig verstanden habe, fragt Hadmut Danisch, "dasselbe politische Lager, das gegen Luftverschmutzung und Klimaerwärmung poltert und gerade auf eine 15- bzw. jetzt 16-jährige Schulschwänzerin baut, und andere zum Schulschwänzen animiert, damit die Jugend dafür demonstriert, dass sie auch später noch eine lebenswerte Welt vorfindet und ein lebenswertes erfülltes grundeinkommensparadiesiertes Leben führen und saubere Luft atmen kann, tritt dafür ein, eben diese Jugend bis zum letzten Augenblick vor dem ersten Atemzug per Abtreibung straflos und ohne Grund umgebracht werden kann? Wir müssen den Kindern heute Safe Rooms und Toleranz und veganes Essen und plastikfreie Umwelt und saubere Luft ohne Feinstaub und Stickoxide reichen, und wer das nicht tut ist ein Mörder, aber nur den Kindern, die wir vorher nicht beliebig umgebracht haben?"
***
Die fatale Idee, dass die Geschichte nicht mehr Sinn produziere als ein mahlendes Affenmaul (eine Gottfried Benn zugeschriebene Formulierung), und der Planet, auf welchem sie stattfindet, kaum mehr sei als eine "um ihre eigene Achse rotierende Folterkammer" (Ulrich Horstmann), diese Idee ist heute eher unpopulär. Dank eines gewissen zivilisatorischen sowie gewaltigen technischen Fortschritts, vor allem in Fragen des Komforts und der Anästhesie, geriet sie gegenüber der Hegelei permanenter Höherentwicklung unter Rechtfertigungsdruck. Bei den Alten galt sie noch als unstrittig. Als der phrygische König Midas den weisen Silenos fragte, was für den Menschen das Beste sei, gab der zur Antwort, das Allervorzüglichste wäre für ihn, gar nicht erst geboren zu werden; wenn er aber schon einmal auf der Welt sei, empfehle sich ein baldmöglicher Tod. (Kurz nach dieser Auskunft erfüllte der Satyr dem König übrigens den bekannten verhängnisvollen Wunsch.) Wie jeder Berliner Einser-Abiturient weiß, war Silen der Lehrer und Begleiter des Dionysos, auf dessen lärmende, in Bocksfelle gehüllte Entourage der Begriff Tragödie zurückgeht – tragos ist der Bock, näherhin der Ziegenbock, odia heißt Gesang –, und das tragische Weltbild kennt den Sinn nicht, sondern nur das Verhängnis.Diese kleine Abschweifung führt zu dem französischen Philosophen oder philosophischen Autor Michel Onfray, der gelegentlich schon durch diese Notate irrlichterte. In seinem Buch "Niedergang. Aufstieg und Fall der abendländischen Kultur – von Jesus bis Bin Laden" (Original: "Décadence: Vie et mort du judéo-christianisme"), das im vergangenen Jahr in deutscher Übersetzung erschien, versichert Onfray, er schreibe weder eine optimistische noch pessimistische Geschichte, sondern eine tragische. Die Geschichte des Abendlandes als Tragödie. Das hört man nicht oft.
Der Franzose ist ein sogenannter Vielschreiber, oder er hat wie Brecht mehrere Frauen, die für ihn schreiben, jedenfalls publiziert Onfray in einem irritierenden Tempo: Seit dem Erscheinen des 700-Seiters "Décadence" anno 2017 hat er schon wieder vier Bücher veröffentlicht, darunter eine Art Fortsetzungswerk namens "Sagesse: Savoir vivre au pied d'un volcan" ("Weisheit: zu leben verstehen am Fuße des Vulkans"; seit Kant folgt auf die reine Vernunft bzw. Torheit bekanntlich die praktische). Auf dem Cover von "Niedergang" wirbt der Verlag mit dem Zitat aus einer Rezension: "Ein Albtraum à la Houellebecq". Der französische "Krawallphilosoph", wie die FAZ ihn liebevoll nennt, ist folglich so etwas wie der Patachon oder Pollux seines unisono als "Skandalautor" gehandelten Landsmannes. ("Was machen Sie beruflich?" – "Ich bin Skandalautor. Und Sie?" – "Ich finde mein Auskommen als Krawallphilosoph." – "Wie allerliebst! Darf ich Ihnen meinen Freund *** vorstellen? Er arbeitet als Internet-Hetzer.")
Onfrays Opus gehört in die Gattung der Universalgeschichte, korrekt: der höchst unvollständigen Universalgeschichten. Da es schwer möglich ist, Werden und Vergehen des Abendlandes auf eine irgendwie deskriptive Weise auf 700 Seiten unterzubringen, wählt er Ausschnitte, historische Zeitfenster, durch die er den Leser blicken lässt. Diese Miniaturen, aus denen sich das Buch zusammensetzt, müssen als partes pro toto hingenommen werden; das entspricht dem literarischen Stil des Buches. Wie jeder weibliche Berliner Abiturient weiß, gehört Geschichtschreibung (eher) zur Literatur als zur Wissenschaft; einen Historiker ohne literarische Ambitionen würde ich nie lesen. Als dramatischer Stilist ist der Franzose ohne Tadel:
"Von der Siedlung auf dem Palatin 753 v.Chr. über Cäsars Republik und das Reich des Augustus hat Rom bis zum Edikt von Mailand 313 n. Chr. elf Jahrhunderte überdauert. Dann wurde die Wölfin vom Lamm gefressen."
"Die jüdisch-christliche Kultur war in Reih und Glied aufgestellt. Der Kaiser konnte der christlichen Armee den Marschbefehl erteilen. Die Anhänger des Paulus stiegen aus den Katakomben, um in die Paläste einzuziehen."
"Seinen Nächsten aufzufressen gemäß einer Logik der Ehre schien Montaigne jedenfalls weniger barbarisch, als diesen beispielsweise im Namen der Realpräsenz Christi in der Hostie zu massakrieren."
"Der Protestantismus war ein Hilfsmittel zum Austritt aus der Theokratie und zum Eintritt in eine Politik der Immanenz."
"Ludwig XVI. verabscheute jede Gewalt und ließ während der Französischen Revolution niemals in die Menge schießen, obwohl er rechtlich dazu befugt gewesen wäre. Hätte er es getan, so wäre die Geschichte Frankreichs und Europas wohl anders verlaufen. Ludwig XIV. hätte an seiner Stelle die Armee eingesetzt und ein Blutvergießen angerichtet. Die großen Worte und schönen Ideen hätten es in diesem Falle schwerer gehabt."
"De Gaulle, der im Zuge der Achtundsechziger-Bewegung die Macht verlor, wurde durch einen an der École Normale Supérieure ausgebildeten Banker abgelöst. An die Stelle der Geschichte traten Finanzen und Rhetorik. Im Prozess der Entchristianisierung mussten jene, die um das Goldene Kalb tanzten, nicht mehr viel tun, um das Christentum gänzlich zu zerstören. Seither steht die westliche Welt zum Verkauf."
Mit dem Urteilen verhält es sich so wie mit dem Frauenanbaggern: Man muss sich trauen. Dass sich französische Autoren heutzutage eher trauen als deutsche, hat diverse Ursachen, von zwei Kriegsniederlagen über ohnehinnige Mentalitätsunterschiede und gewisse rechtsrheinische Herdenglückszwänge bis zur Froschperspektive derer, die nie wirklich Kolonien und eine Flotte, also nie den globalen Blick besaßen. Die Kehrseite von Onfrays Schneid besteht in Generalisierungen, Übertreibungen (vor allem was Opferzahlen angeht), historischen Ungenauigkeiten oder Fehlern (eine fiktive Synode wird real, "Hitler beschließt auf der Wannseekonferenz" etc.), aber das ist alles geschenkt und mag Erbsenzähler kitzeln. Hier geht's um den ganzen Guss, um einen düsteren Sarkasmus, um Lektürestunden ohne humanistische Phrasen und kulturmarxistische Floskologie, die mir viel Pläsier bereitet und meine historische Viertelbildung mit zahlreichen Erkenntnissen bereichert haben.Onfray folgt Spenglers Theorie, dass Kulturen Organismen sind, die blühen, wachsen, reifen, verfallen und eines Tages enden. Ihre eigentliche und zugleich eigentümliche Prägekraft beziehe eine Zivilisation (oder Kultur; außerhalb einiger verstrichener Dezennien des deutschen Denkens trennt man das nicht so genau) aus der Religion (Onfray ist übrigens Atheist). Geschichte habe keinen Sinn außer jenem, den Historiker, Philosophen und Ideologen ihr auferlegten. "Eine Zivilisation existiert stets nur als adäquate Antwort auf äußere Bedrohungen ihrer Existenz", statuiert der Denker. "Solange sie sich gegen diese Bedrohungen zur Wehr setzt, lebt sie. Kann sie sich nicht mehr wehren, stirbt sie." Kulturen gründeten auf Fiktionen, "die als solche erst dann erkennbar werden, wenn die Kulturen im Untergang begriffen sind. Je fester der Glaube an diese Fiktionen, desto mächtiger die Kultur." Heute lebten wir wie Augustinus in einer Übergangszeit, und zwar jener "zwischen dem Ende des Judäo-Christentums und dem Anfang von dem, was sich bislang erst unscharf abzeichnet".
Für die Rolle des Fortinbras steht bekanntermaßen der Islam bereit. Die westliche Zivilisation besitzt allerdings noch ökonomischen und technischen Kredit, um diesen vor allem demografischen Prozess einige Dezennien währen zu lassen – wobei, wie der Autor im Schlusskapitel einräumt, mit dem Transhumanismus und der Künstlichen Intelligenz ein neuer Akteur auftritt, dessen Rolle noch nicht ganz klar ist, aber immens sein wird, denn ob die schiere Zahl biologischer Nachkommen unter dem Blickwinkel der transhumanistischen Machtübernahme überhaupt noch etwas bedeutet, darf bezweifelt werden.
Die westlichen Wortführer glauben freilich, ihre Zivilisation sei als erste von allen unsterblich, sie verkörpere das "Ende der Geschichte" (Francis Fukuyama), sozusagen das Siegel der Zivilisationen, und alle anderen strebten danach, zu leben wie der Westen. Das ist natürlich ein Köhlerglaube und, global gesehen, eine Provinzlerposse, ob nun gespielt von Texanern wie George Bush jun., dem nicht einmal bekannt gewesen sein soll, dass Muslime sich in Sunniten und Schiiten scheiden, oder von deutschen Leitartiklern, deren moralisierender Germanozentrismus seine drolligen Seiten hätte, wenn er nicht von so autoaggressiver Uneleganz wäre. Jedenfalls hat "der Westen" als Kultur und als Gesellschaftsmodell vielerorts an Attraktivität und Vorbildlichkeit verloren, ob nun in Nordafrika, China, dem Orient, aber auch vor den Haustüren von Malmö, Marseille, Blackburn oder Duisburg weicht er zurück. Der Islam wächst, Asiens Macht und Einfluss wachsen, Russland ist militärisch wiedererstarkt, Afrika vermehrt sich, wie man sagt, explosionsartig, und von der Technik abgesehen, bei deren Adaption die Asiaten weit fortgeschritten sind, legt man in diesen Weltgegenden auf westliche Werte wenig Wert (nur einige Asiaten konservieren rührenderweise die im Westen längst abgeräumte abendländische Hochkultur). Der Demokratieexport der Amerikaner ist, außer bei den servilen Deutschen, überall gescheitert, doch wie man im deutschen Westteil sieht, hat die Medizin nicht geholfen, der Selbsterhaltungstrieb ist weg, die letzten Menschen bitten zum letzten Tanz.
Unter dem "sexuellen Terrorregime" (Onfray) des Christentums verhielt sich das noch anders, die Bevölkerungszahlen wuchsen schnell, so wie sie heute bei den orthodoxen Juden und eben vor allem bei den Muslimen rasant wachsen, deren Sexualmoral ähnlich restriktiv ist, während der promiskuitive, liberale Westen zwar technische und medizinische Katalysatoren für die Bevölkerungsexplosion geliefert hat, aber kaum mehr autochthone Nachkommen produziert. Die Wette der westlichen linken und liberalen Progressisten – der Begriff hier immer im Sinne des Liberalismus, nicht der Liberalität verwendet – lautet, dass auch nach der mählichen Vermischung des westlichen Menschen mit den Migranten die westliche Gesellschaft einfach bruchlos weiterbesteht (für die Linken existiert der westliche Mensch bekanntlich nur als Rassistenphantasie, alle Menschen sind für sie gleich). Und wenn nicht? Ja, dann eben nicht.
Über die Muslime schreibt Onfray: "Wir haben den Nihilismus, sie haben die Inbrunst. Wir sind erschöpft, sie erfreuen sich bester Gesundheit. Wir leben im Moment und verzehren uns langsam selbst, sie sind auf Du und Du mit der Ewigkeit (...) Wir haben die Vergangenheit, sie haben die Zukunft, denn für sie beginnt alles gerade erst, während für uns alles endet. Alles hat seine Zeit." Hach, wie undifferenziert! Kein Wunder, dass ihn das hiesige Feuilleton der "Islamophobie" zieh. Dort wo die Kanzlerin selber die Kerkaporta öffnet, bleibt einem linientreuen Intellektuellen schließlich kaum etwas anderes übrig, als die Melodie von "Hört was kommt von draußen rein? Wird wohl nichts gewesen sein" zu pfeifen.
Die fatalistische oder schwarze Geschichtsschreibung ist in Deutschland regelrecht geächtet. Fritz Stern hat in seinem Buch "Kulturpessimismus als politische Gefahr" das "kulturelle Unbehagen" der bürgerlichen Eliten getadelt, das sie in die Arme Hitler getrieben habe. "Wer kulturelles Unbehagen verspürt, ist damit gewarnt" (Arnold Gehlen). Der Vorwurf steht bis heute bolzenfest; Kulturpessimismus ist keineswegs, wie ich mal geschrieben habe, ein dem Kotzen nicht ganz unverwandter Reflex einer handvoll übriggebliebener Kultivierter, sondern Wasser auf die Mühlen von Sie wissen schon. Sämtliche deutsche Rezensionen von Onfrays Opus waren Verrisse; kein BRD-Feuilletonist dürfte sich erlauben, es zu loben, das widerspricht gewissermaßen der optimistischen Parteilinie.Der Franzose gliedert seine Gesamtschau in zwei Teile: "Zeit der Vitalität" und "Zeit der Erschöpfung". Viele Kapitel sind dem Christentum gewidmet, das für ihn auf einer paulinischen Sexualneurose – also, er ist ja Nietzscheaner, auf dem Ressentiment – gründet. Die Phase des Aufstiegs und jene des Niedergangs unterscheiden sich in den Motiven der Akteure allerdings kaum, überall sieht Onfray dunkle Triebe und niedere Instinkte am Wirken, die Sonne Kants bricht nirgends durch die Wolken. "Der Zivilisierte ist der Barbar, der Erfolg hatte", notiert Onfray. "Keine Zivilisation ist je aus Heiligen, Pazifisten, Gewaltlosen und Tugendhaften entstanden – eben den netten Menschen. Vielmehr sind es immer Banditen, Mörder, Folterer und Sadisten, die die Grundlage einer Zivilisation bilden. Die Chorknaben hinter Jesus eignen sich nur als Künstler, Dichter oder Philosophen, aber hinter Paulus fuchteln Kraftprotze mit dem Schwert."
Einzig die intellektuelle Verbrämung der Blutspuren ändert sich im Laufe der Zeiten: "Chemiewaffen, Minen, Massenverhaftungen, Deportationen, Hinrichtungen, Massaker, Folter, Vergewaltigungen, Morde an Frauen, Kindern und Alten, zerstörte Dörfer, Brandstiftung, blutrote Flüsse, Massengräber, Ertränkungen, Plünderungen, gegerbte Menschenhäute, Frauenfett in Fässern, zerstückelte aufgehängte Leichen und Öfen, in denen Frauen und Kinder verbrannt wurden – als das geschah um 1790 in der Vendée im Namen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, im Namen der Republik und des Glücks ihrer Bürger."
Wer dem Autor nun vorwürfe, er schildere den Aufstieg so negativ wie den Abstieg, hat die Tragödie nicht begriffen.
26. Januar 2019
Nachdem einige Abgeordnete der AfD-Fraktion im bayrischen Landtag ihr demokratisches Mandat dazu missbraucht hatten, während einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus demonstrativ den Plenarsaal zu verlassen, anstatt sich standes- und ordnungsgemäß von Charlotte Knobloch als Verfassungsfeinde und Hassverbreiter beschimpfen zu lassen, nach diesem weiteren schlimmen Eklat in der schier unendlichen, allenfalls von einem breiten Bündnis aus Verfassungsschutz, Sebastian Krumbiegel und Ralf Stegner beendbaren Serie von AfD-Hassverbrechen setzte Vera Kosova, die Vorsitzende der Vereinigung "Juden in der AfD", die besagte Serie fort, indem sie in einem Offenen Brief schrieb:
"Noch nie war die politische Haltung des Zentralrates der Juden in Deutschland ihren jüdischen Mitgliedern gegenüber dermaßen durchschaubar verräterisch wie in den letzten Tagen.Herr Schuster als Präsident des Zentralrats der Juden und Frau Knobloch folgen dem Rufe der rot-grünen Meinungsmacher und marschieren mit den propagandistischen Vortrommlern der Altparteien im gleichen Schritt. Die wahre Gefahr für das jüdische Leben in Deutschland und Europa, nämlich den muslimischen und linken Antisemitismus, ignorieren sie geflissentlich.
Nach wie vor missbrauchen sie die toten Juden der Vergangenheit für ihre politischen Zwecke und scheren sich nicht um das Wohl der heute hier lebenden Juden. Sie bekämpfen scheinheilig 'im Namen der Demokratie' den demokratischen Meinungspluralismus und verbreiten schamlos Lügen über unsere Partei, die mit der Realität nichts zu tun haben."
Daraufhin entspann sich eine via Mail ausgetragene angeregte, konstruktive, offene, bunte, aber auch kritische Debatte zwischen dem Sprecher des Neuen, quatsch, des Jüdischen Forums in der CSU sowie einigen der AfD und ihren Gliederungen nahestehenden bzw. sogar angehörenden Juden, die ich hier, den Lebenden zur Mahnung, dokumentiere.
***
Ein kleiner, vernachlässigenswerter Unterschied zwischen dieser Republik und der bereits untergegangenen, wenn auch immer noch vorbildlichen und zuletzt von Erich dem Einzigen regierten besteht darin, dass in der Zone die Volksaufklärung nicht ganz so lückenlos und flächendeckend funktionierte wie heute. Ein großartiges Beispiel dafür war am späten Abend im ZDF zu bestaunen, näherhin im "Aktuellen Sprtstudio". Dort gastierte ein junger Mann namens Equanimeous St. Brown, US-amerikanischer Football-Spieler mit deutschen Wurzeln und nicht hundertprozentig biodeutscher Hautfarbe, der – auf deutsch – über seine Karriere in der NFL sprach. Also über Sport. Nun existiert allerdings auch das "Aktuelle Sportstudio" nicht im luftleeren, unpolitischen Raum, auch ein Sportmoderator besitzt gesellschaftliche Verantwortung und muss seinen Beitrag leisten.
Elfeinhalb quälende Minuten ließ der Bub verstreichen, eher er endlich auf ein "Thema" kam, über das in der NFL nicht gern gesprochen werde, nämlich, na was schon, die Einsteinschen Feldgleichungen. Ein Spieler, ein Schwarzer oder Mohr oder Amerikaner mit afrikanischem Migrationshintergrund– ich weiß nicht, welche Formulierung gerade state of the art ist – hatte sich während der Hymne hingekniet, um gegen oder für die Feldgleichungen, ich habe es nicht genau verstanden, zu protestieren. Wie er das finde, erkundigte sich der Moderator bei seinem Gast, und der gab zur Antwort:
"Was er gemacht hat, ist gut, das ist seine Passion, aber meine Passion ist, Football zu spielen."
Moderator: "Warum machen Sie es nicht auch? Haben Sie sich mal überlegt, sich hinzuknien bei der Hymne?" – ungefähr so wie früher Özil und Boateng bei der deutschen?
Equanimeous St. Brown: "Wir haben als Mannschaft darüber gesprochen, und wir stimmten überein, dass wir stehen werden" (bei der Hymne).
Der Moderator hakt nach: Der Niederknieer habe seitdem keinen Job mehr in der NFL, habe das mit seinem Protest zu tun?
Antwort: "Das hat möglicherweise damit zu tun, aber wenn er ein besserer Quarterback wäre, würde er noch spielen."
Wie groß sei das Problem mit den Einsteinschen Feldgleichungen in den USA?, lässt der smarte Staatsfunker nicht locker. "Haben Sie schon mal etwas damit erlebt?"
Ja, in der High school habe mal einer auf einem Foto bei snapchat das Affen-Emoji über sein Gesicht gesetzt. Das sei nicht schön gewesen, aber schon eine Weile her.
Ein As hat der Moderator noch im Ärmel: Viele sagten, es sei seit Donald Trump schlimmer geworden mit der Akzeptanz der Feldgleichungen – "sehen Sie das auch so?"
Equanimeous St. Brown: "Nein, für mich persönlich hat sich nichts geändert, mit Trump ist alles, wie es war."
Wahrscheinlich werden sie ihn nicht mehr einladen ins ZDF.
(Das Gespräch zum Nachstaunen hier.)
24. Januar 2019
"Spiegel-Leser wissen Mär."
Wolfram Ackner
***
Die Landespolizeidirektion Erfurt teilt mit, dass anlässlich des Festakts "100 Jahre Weimarer Nationalversammlung" am 6. Februar ein Ring um die Altstadt komplett verkehrsfrei gehalten werde, zentrale Stadtbus-Haltestellen werde man verlegen. "Fußgänger können am 6. Februar die Verkehrssperrungen frei passieren. Eine Ausnahme bildet ein spezieller Sicherheitsbereich, der vom Theaterplatz über die Passage am Zeughof, die Rittergasse bis auf den Herderplatz reicht. Hier bewegen sich die Gäste vom Bundespräsidenten bis zu den Ministerpräsidenten der Bundesländer zu Fuß".
Und während sie sich dort wechselseitig ihrer Weltoffenheit versichern, während sie betonen, dass niemand sich abschotten dürfe und Zäune keine Menschen aufhalten, möchten sie natürlich ungestört bleiben.
***
Ich habe gestern hier dieses Zitat veröffentlicht:„Neunzig Prozent der Experten sagen, der Klimawandel sei menschengemacht." – "Wie begrüßenswert, dass jetzt auch über wissenschaftliche Aussagen abgestimmt wird! Vor 500 Jahren waren übrigens mindestens 90 Prozent der Experten der Ansicht, dass die Erde eine Scheibe ist, aber die Kirche hat die Abstimmung damals noch blockiert."
Und ein Lesersturm brach los! – freilich nicht wegen des Klimawandels, sondern wegen der flachen Erde. Die Alten, Aristoteles, Plinius d.Ä., Cicero, Claudius Ptolemäus e tutti quanti, hätten es längst gewusst, aber auch im Mittelalter sei die Kugelgestalt der Erde unter Gebildeten bekannt, ja Konsens gewesen, von Abaelard, Albertus Magnus, Thomas von Aquino, Averroës, Roger Bacon, Hildegard von Bingen, Papst Pius II., Marco Polo, Dante usw. usf. bis hin zu Tycho Brahe, Galilei und Kolumbus! Im Reichsapfel habe der Globus sogar ein allen sichtbares Symbol gefunden.
Geschätzte Leser, einige der Genannten und deren Ansichten sind mir bekannt, und in meinem Arbeitszimmer steht eine Nachbildung des Mercator-Globus von 1541:
Ich befinde mich durchaus im klaren darüber, dass vor 500 Jahren die Idee, dass wir auf einer Scheibe leben, nicht unumstritten gewesen ist, namentlich unter Seefahrern. Ich habe ja nur einen Dialog wiedergegeben, ohne seinen Wortlaut zu verändern. Aber es ist gut, dass Sie mir das nicht ohne Fußnote durchgehen lassen, denn was Leser *** mir schrieb, wusste ich nicht:"Das Märchen vom Glauben an die Scheibenerde hat sich ein amerikanischer Protestant Anfang des 19. Jh.s ausgedacht, um die katholische Kirche lächerlich zu machen. Dieser neuzeitliche Aberglaube über das finstere Mittelalter ist so unausrottbar wie der Glaube an die mittelalterlichen Hexenverbrennungen, die auch erst nach der Reformation so richtig losgingen (und vor allem in Deutschland und da wiederum gerade auch in den protestantischen Städten, die sich das vom Kaiser nicht verbieten lassen wollten). Als protestantisch erzogener Deutscher habe ich lange gebraucht, bis ich das einsehen wollte und ‚glauben’ konnte.“
***
Die Meldung des Tages finden Sie übrigens hier.
***
Leser *** hat sich die Mühe gemacht, den gestern erwähnten umfangreichen Bericht zu den aktuellen Migrationszahlen auf der Suche nach deren Zusammensetzung durchzugehen: "Es sind knapp 780.000 Menschen aus der EU, etwa 200.000 Erstanträge Asyl, 114.000 Personen Familiennachzug, 100.000 'Bildungsausländer' (welch eine Wortschöpfung) und 60.000 die planen, hier zu arbeiten (S. 82). Das sind zusammen knapp 1.250.000 – also fehlen immerhin 300.000 Personen, über die sich der Bericht ausschweigt.
Erwähnenswert ist, dass neben den 1.5 Millionen Einwanderern auch 1.1 Millionen Menschen das Land verlassen haben, also haben wir einen 'Nettogewinn' von etwas über 400.000 Personen.
Übrigens stellen die Rumänen das größte Kontingent, ich nehme an, dass reichlich 'fahrendes Volk' dabei ist, also Personen, die für unsere Gesellschaft als Arbeitskräfte gleichwertig anzusehen sind mit den meisten Asylbewerbern.
Bei der Auswanderung von Deutschen schrillen allerdings meine Alarmglocken. Das waren in 2017 immerhin 250.000 Personen, meist unter 50 Jahre alt, und die größten Zielländer sind nicht Albanien oder Togo, sondern Schweiz, USA, Österreich und UK. Diese Länder nehmen sicher keine H4 Empfänger auf, sondern picken Rosinen.
Freundlicherweise stellt der Bericht das anhand der Zahlen der Ärzte dar: Es sind 2000 ausgebildete Ärzte ausgewandert, und bei knapp 9000 Studienplätzen in Deutschland für Medizin pro Jahrgang ist das ein Aderlass von mehr als 20% eines Jahrgangs. Mich wundert, dass da niemand aus der Politik nervös wird.
Wenn ich mein Durchblättern des Dokuments und den daraus gewonnenen Erkenntnissen mit den Berichten aus der Presse vergleiche, dann schneide ich qualitativ erschreckend gut ab. Ich habe eine knappe Stunde investiert."23. Januar 2019
Man wird sagen: Es war nicht alles schlecht in der BRD.
***
Auf einer Pressekonferenz teilte der Bundesinnenminister heute mit, dass die Asylzuwanderung nach Deutschland 2018 "erneut deutlich zurückgegangen" sei, meldet die Welt. 162.000 Menschen stellten im gesamten Jahr erstmals einen Asylantrag. Inklusive Folgeanträgen gingen insgesamt 185.800 Anträge beim BAMF ein.Zur Orientierung: Kassel hat 199.000 Einwohner, Saarbrücken 180.000, Potsdam 172.000, Heidelberg 160.000.
Insgesamt seien 2017 1,55 Millionen Menschen nach Deutschland gezogen, 16,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Zwei Drittel davon "kamen aus der EU, Russland und der Türkei". Woher mag das dritte Drittel, immerhin eine halbe Million – sofern die Erstantragsteller dazugehören immer noch deutlich über 300.000 – stammen? Und gehören die Einwanderer aus der Türkei statistisch womöglich eher in jene Kategorie?
Nur 35 Prozent der Asylgesuche seien erfolgreich, heißt es weiter. Die anderen 65 Prozent werden trotzdem überwiegend in ’schland bleiben, weder säend noch erntend, aber doch genährt.
19,9 Prozent, also 32.000 Erstanträge, "gehen auf in Deutschland geborenen Kinder unter einem Jahr zurück". Und mit jeder Abtreibung wird Platz für einen neuen Willkommenen geschaffen. Wer deren Unterhalt bezahlt? Na der Genosse Maas, er lebe hoch! Hoch! Hoch!
***
Die Stadt Hannover führt die "gendergerechte Sprache" ein. Lehrer werden zu Lehrenden, Wähler zu Wählenden – und die Prophet*in zu einer/m Prophezeienden. Wetten?
***Dass es rechtspopulistisch sei zu behaupten, nur deutsche Staatsbürger seien Deutsche, gelte mittlerweile bis zur CDU als durchgesetzt, bemerkt Freund ***. "Vielleicht sollte man die Kategorie der Grundgesetzpopulisten schaffen?"
***
Ich habe vor ein paar Tagen einen Focus-Artikel über Michel Houellebecq gewürdigt, dessen Verfasser das Resümee und die Quintessenz seiner Betrachtung in der Frage bündelte, ob der "Provokateur" am Ende seine Skandälchen gar nicht aus irgendeiner Haltung anzettele, sondern um Auflage zu machen und nichts außerdem. Was dem bis zuletzt zweitbedeutendsten deutschen Nachrichtenmagazin niemand vorwerfen kann, dort gibt es nur Haltung und nichts außerdem, während man die Entwicklung der Auflage und Reichweite souverän ignoriert. Ab Seite 29 wird Wolfgang Schäuble im Interview mit bohrenden Fragen traktiert wie: "Sehen Sie angesichts von Krisen und Rechtspopulismus Ihr Lebenswerk in Gefahr?", "Ist die AfD, um im Bild zu bleiben, die Mannschaft, die laufend foult?" (wo also, um im Bild zu bleiben, Frank Magnitz sozusagen als Vidal bzw. Sergio Ramos agiert?) Ab Seite 34 kommentiert Armin Laschet den neuen Vertrag zwischen Deutschland und Frankreich (ich hatte am Rewe-Regal nicht genug Zeit, in den den Text hineinzulesen). Seite 38 folgt ein ausführliches Interview mit dem CDU-Generalsekretär: "Wie hart muss man als rechte Hand von AKK sein, Herr Ziemiak?" Anschließend kündet ein Artikel von der Größe und Herrlichkeit des Aufbruchs in die Elektromobilität. Es folgt die Titelstory über den Nackenschmerz, der leider auch Menschen heimsucht, die Haltung zeigen (müssen). Im hinteren Heftteil, unter den Kurzmeldungen über die "Einflussreichen": Diplomatenempfang bei Steinmeier, vierzigster Geburtstag von Christian Lindner, Neujahrsempfang bei Markus Söder. Wäre es nicht eine Idee, das Heft in "AKK aktuell" umzubenennen, oder doch gleich in "Die aktuelle AKK"? Lebt eigentlich Angelika Unterlauf noch?
Zuletzt die gute Nachricht, verkündet von der ehemaligen Konkurrenz: Trotz sinkender Auflage steigt das Vertrauen in die Wahrheits- und Qualitätsmedien wieder. Bei immer mehr Menschen ist es so groß, dass sie sogar darauf verzichten können, sie zu lesen.
***"Ihre Ausführungen über den deutschen 'Verfassungsschutz' finde ich völlig richtig", schreibt Leser ***. "Es ist aber leider auch eine 'systemimmanente' Beobachtung bzw. Kritik. Haben Sie sich einmal gefragt, weshalb es in einer offenen demokratischen Gesellschaft einen 'Verfassungsschutz' braucht? Ich lebe in der Schweiz. Hier wird im Zuge der 'direkten Demokratie' die Verfassung jedes Jahr 3-4 Mal durch Volksabstimmungen geändert. Jeder Anhänger einer dieser Änderungen ist ein 'Verfassungsfeind', denn er möchte die bisher bestehende alte Verfassung durch eine geänderte neue Verfassung ersetzen. Diese Änderungen betreffen natürlich nur immer bestimmte einzelne Bereiche, aber es ist trotzdem jedes Mal eine 'Verfassungsänderung' (Gesamtschweizerische Volksabstimmungen betreffen immer nur die Verfassung). Und jetzt denken Sie sich einmal eine 'Verfassungsschutzbehörde' in der Schweiz. Der grösste Teil der Schweizer Bevölkerung wären 'Verfassungsfeinde'. Alle politischen Parteien der Schweiz müssten unter die Beobachtung dieser Behörde gestellt werden. Das ist die Situation in Deutschland, wo man sich in alter schlechter Tradition anmasst, mit einer Staatsbehörde die 'richtige' politische Gesinnung der 'Untertanen' zu bewerten und dann zu sanktionieren. Das ist einfach nur krank und auf diese Weise wird es eine gesunde lebendige Demokratie wie in der Schweiz niemals geben können. Unmöglich, ausgeschlossen, nada."
Genau, geehrter Herr ***, und deshalb muss das Grundgesetz ja so lange geändert werden, bis es keine verfassungsfeindlichen Stellen mehr enthält. "We work on it", wie Herr Zuckerberg in dieser Sache (im weitesten Sinne) einmal zu Frau Merkel sagte.
***
In Minden sind zwei Mädchen von zwei Jungen trotz der deutschen Vergangenheit so sehr gemocht worden, dass eine von beiden beim Zicken unter einen Bus geriet und schwer verletzt wurde. Man kann darüber so berichten oder eben so. Aber es ist nicht nötig, darauf hinzuweisen, dass es sich um einen Einzelfall handelt, nicht um eine Sache für #metoo oder #aufschrei, sonst nämlich #wirsindmehr, claro?
***
"Neunzig Prozent der Experten sagen, der Klimawandel sei menschengemacht." – "Wie begrüßenswert, dass jetzt auch über wissenschaftliche Aussagen abgestimmt wird! Vor 500 Jahren waren übrigens mindestens 90 Prozent der Experten der Ansicht, dass die Erde eine Scheibe ist, aber die Kirche hat die Abstimmung damals noch blockiert."
***
Das Gesicht der Demokratie in Frankreich, hergerichtet von Vollgummigeschossen und Polizeiknüppeln.
"Stellen Sie sich vor, was hier loswäre, wenn solche Bilder aus Ungarn kämen", sagte Gauland im Bundestag.21. Januar 2019
Heute, geschätze Besucherin, nur eine kurze Presse-, Leserbrief- und Blogschau.
Die Ericusspitze, schlägt Leser *** vor, sollte in "Relotiusspitze" umbenannt werden.
Als Postscriptum fügt er an: "Die Welt fragt heute 'Rassismus – kann man noch nach Deutschland reisen?' und vermeldet in einem anderen Text, dass eine Gruppe Jugendlicher in Gelsenkirchen (Anm. d. Verf.: das liegt in der Banlieue von Afrika) Reisende belästigt habe. Ich würde vorschlagen, derartige Artikel künftig auch über das 'Auswärtige Amt' in arabisch verbreiten zu lassen damit sich nicht noch mehr Migranten nach Deutschland in Lebensgefahr begeben."
***
"Was wir über Angela Merkel wissen und was wir nicht wissen
Was wir wissen
Hat den CDU-Vorsitz an Annegret Kramp-Karrenbauer abgegeben
Was wir nicht wissen
Sind Merkel und Kramp-Karrenbauer zwei verschiedene Personen?
Was wir wissen
Denkt die Dinge vom Ende her
Was wir nicht wissen
Weiter denkt sie nicht?
Was wir wissen
Beseitigt alle, die ihr im Weg stehen
Was wir nicht wissen
Wieso beseitigt sie auch alle anderen?
Was wir wissen
Ist die mächtigste Frau der Welt
Was wir nicht wissen
Wie fit ist Bat-Man?
Was wir wissen
Hat die deutsche Wirtschaftspolitik der Nachkriegszeit ruiniert
Was wir nicht wissen
Haben wir also immer noch Nachkriegszeit?"
(Mehr von Europäern geforderte Afrikanerquoten für Asien hier.)
***
"Und es tut sich eben ein tiefer Graben auf, wenn diejenigen, die in Berlin zur #Unteilbar-Demo strömten – einer mehr oder weniger deutlichen Pro-Regierungs-Demonstration im breiten Bündnis bis hin zu Antisemiten und Islamisten – das im Gefühl tun können, auf der rundum risikolosen Seite zu stehen, während sich ein Merkel-muss-weg-Demonstrant fragen muss, ob er heil nach Hause kommt.Das alles weiß der Tagesspiegel-Schreiber selbstverständlich. So viel Reflektion bleibt ihm ja trotz des milieubedingten Dummstellversuchs. Dieses Wissen rutscht ihm in seinem Kommentar an einer Stelle auch promt heraus, nämlich dort, wo er die 'Zeiten' beklagt, 'in denen sich immer mehr Menschen offen trauen, rechte Positionen einzunehmen'. Wieso müssen sie sich 'offen trauen', wenn sie doch nichts anderes als Gegenargumente zu befürchten haben?" (Weiter hier.)
***
Zur gestern verlinkten Meldung, Wissenschaftler hätten herausgefunden, dass vor etwa viereinhalbtausend Jahren die männliche Bevölkerung der iberischen Halbinsel von Schutz- oder eben Schatzsuchenden nahezu vollständig ausgerottet wurde, hält Leser *** kundig fest:
"Nicht nur die Iberer, auch die restliche europäische Männerwelt erlebte beim Einfall der Indoeuropäer einen 'rätselhaften' genetischen Flaschenhals." – Es folgt ein Link auf diesen Text. – "Ein anderer Artikel, den ich gerade nicht finde, berichtete von 3/4 aller europäischen Männer, die auf eine handvoll Nomaden aus der (heute) russischen Steppe zurückgehen. Es scheinen die vorherigen (männlichen) Europäer aber echte Taugenichtse gewesen zu sein. Bis genetische Analysen von Männer- und (Haus-) Tier-DNA (z.B. das Wollschaf war hier vorher unbekannt) die Eroberung belegten, ging die Archäologie noch von einer evolutionären Entwicklung des Indogermanischen aus. Denn trotz einsetzender Grabhügelbestattung habe es keine kulturellen Brüche gegeben. Abgesehen davon, dass die schon länger hier gelebt habenden seinerzeit anfingen, Palisaden um ihre Dörfer zu bauen. (Die wussten noch nicht, dass Grenzen schützen Unfug ist.)
Und: die Eroberung durch kulturell Unterlegene, die sich kaum einen Messingdolch leisten konnten, sei doch recht unwahrscheinlich, so eine These. Also wenn nicht die Frauen alle fortdauernden kulturellen Hinterlassenschaften erschufen, dürften ein paar Männer sicher als Knechte weiter gelebt haben – so lange man sie brauchte.
Da wird wohl klar, warum die Archäologen die Genetiker so überhaupt nicht zu schätzen wissen... Aber alle Genetiker, bis auf Mr. Reich, wissen sich zu benehmen, was zu Schlagzeilen führt wie 'Die Europäer sind ein buntes Völkchen'. So bunt sind sie dann aber doch nicht. Bis auf eine kleine Population der ersten Bauern in der Ägäis stammt die mütterliche DNA aller Europäer noch aus der Mittelsteinzeit vor ca. 10.000 bis 40.000 Jahren. Die väterlichen DNA-Linien sind nicht so alt. Weder die der Steinzeitjäger noch die der ersten neolithischen Bauern haben sich erhalten. Die von Neanderthalern auch nicht:" – Es folgt noch ein Link, nämlich dieser."Dem geneigten Laien dürften hier nun die fehlenden gebärfähigen Frauen in den 7.000 Jahre alten mitteleuropäischen Massengräbern, das Fehlen männlicher britischer DNA-Erblinien nach der Machtübernahme durch Angeln und Sachsen im nachrömischen Britannien und, um in die jüngere Geschichte zu wechseln, die 'Familiengründungen' im (nun nicht mehr ganz so großen) IS-Kalifat ein deutliches Zeichen sein, wie Migration auf die Ursprungsbevölkerung wirkte, wirkt und künftig wirken wird. Da ist der Mensch wohl recht simpel gestrickt. Bzw. der Mann als Mensch, der sich genetisch durchsetzen wird.
Aber es gibt Hoffnung. Nachdem Nordstream 2 und der Austausch von Atom- und Kohlestrom gegen Strom aus russischem Erdgas abgeschlossen sein wird, dürfte Russland ein gesteigertes Interesse an funktionierenden europäischen Satrapenwirtschaften/ -staaten haben. Notfalls dürfte dann hier die 'Gruppe Wagner' für Ordnung sorgen. Ob in Skinhead- oder Antifakluft wird sich zeigen."
***
Was nun wiederum den Mann als solchen, näherhin seine Bedeutung für die Produktionsverhältnisse an der Relotiusspitze betrifft, stellt Hadmut Danisch in erfrischener Unbekümmertheit klar:
"Interessant auch, dass man alles Negative der Geschichte fest an den Männern als dem toxischen Geschlecht annageln will, und auf Geschlechterstereotype besteht, während man bei allem Positiven die Geschichte umschreiben und nachweisen will, dass es in Wirklichkeit von einer Frau oder wenigstens einer Transe erfunden worden sei. So eine Rosinenpickerei. Selektiver Blick. Es ist nicht so, dass die Männer den Krieg gemacht haben. Selektives Betrachten ist nämlich auch Lügen. Es ist so, dass die Männer in der Geschichte praktisch alles gemacht haben, wozu man eben etwas machen musste, unsere gesamte moderne und auch die alte Zivilisation geschaffen. Historische Darstellungen vom Bauer oder Jäger zeigen immer Männer. Frauen eher als Huren oder Tempelpriesterinnen. Ohne Männer wären wir nie von den Bäumen heruntergekommen. Und wer hat den Spiegel gemacht, dessen Druckmaschinen und die Computer und das Gebäude und die Webseiten? Wer fährt die Exemplare aus? Männer. Auf die Idee, dafür mal Danke zu sagen, kommen die aber nicht.Oder anders gesagt: Ohne Männer wäre der Spiegel nicht möglich, hätten die keinen Strom, kein Haus, keine Druckerei, gar nichts. Ohne Frauen funktioniert der Spiegel prima, kam ja auch ohne aus. Viele Zeitungen funktionieren prima ohne Frauen. Ohne Männer geht gar nichts."
***
Leser *** sendet diesen Beitrag, der "von einem Radiomoderator aus Österreich" stammen soll, also nur mit dem Rückfall in schlimmste Zeiten und deren Gedankengut erklärt werden kann:
"Wir brauchen die Migration, weil Deutsche zu wenig Kinder bekommen und die Bevölkerung überaltert?Das kann man ändern.Stellen wir uns einfach mal vor, Kindergärten würden im selben atemberaubenden Tempo wie Asylheime aus dem Boden schießen. Neugeborene erhalten 2500 Euro Willkommensgeld.Der Staat zahlt für jedes Kind 33 Euro/Tag für dessen Unterbringung. Das Kindergeld wird auf das Hartz IV-Niveau erhöht samt Wohnkosten.
Hunderte Gutmenschen stehen mit Blumensträußen vor der Entbindungsklinik. Öffentliche Verkehrsmittel sind für Kinder kostenlos. Genau wie Tageseinrichtungen, Sportvereine und Universitäten.Kinderfeindlichkeit wird als Volksverhetzung geahndet. Die Versorgung mit Mittagessen wird übernommen.Gutherzige Bürger spendieren das erste Fahrrad und Arbeitslose reparieren diese. Bei Lernschwachen erfolgt kostenlose Nachhilfe.Wenn Kinder ohne Frühstück in die Schule kommen, stehen die Linken und Grünen mit Fressbeuteln bereits im Schulhof.Arme, hyperintelligente Kinder müssen nicht mehr als Fabrikarbeiter malochen, weil der Staat ihr Potential erkennt und die vollen Kosten ihrer Ausbildung übernimmt!Dumme müssten nicht mehr in die Politik, weil auch für sie ein menschenwürdiges Dasein gesichert ist, ohne größeren Schaden anzurichten.Und die Gefängnisse wären leer, weil wir nicht mehr unser Augenmerk auf die Integration ausländischer Krimineller richten müssten, sondern auf die natürliche Integration unserer Kinder in eine solidarische Gesellschaft!"
***
Noch zum Vorigen. "Ich bin im Libanon geboren und aufgewachsen, dem einzigen ehemals mehrheitlich christlichen Land im Nahen Osten. Wir waren offen, fair, multikulturell und tolerant. Wir waren stolz auf unseren Multikulturalismus. Wir hatten offene Grenzen, jeder war willkommen. (...) Mit dem Wachstum der muslimischen Bevölkerung schwand die Toleranz im Land (...) Sie kamen in den Libanon und nutzten unsere Offenheit, Fairness, Toleranz, den Multikulturalismus und die Demokratie, um unsere Demokratie auszuhebeln. (...) Ich wusste schon als zehnjähriges Kind, dass man mich töten wollte, bloß weil ich in den christlichen Glauben hineingeboren worden war." (Mehr Anhaltspunkte für eine verfassungsschutzrelevante Feindseligkeit gegenüber einer Religion hier.)
***
"Ein 25 Jahre alter Syrer soll in seiner Hemminger Flüchtlingsunterkunft gleich zwei Brände verursacht haben. Doch offenbar beschäftigte der Mann schon lange vor dem Brand die Polizei und die Behörden" (hier).
Willkommen!
"Schwere Messerattacken nehmen in Bochum deutlich zu" (hier).
"Seid uns zum zweiten Mal willkommen!" ("Zauberflöte")
"Am Samstag, 19.01.2019 gegen 20:45 Uhr kam es in der Gelsenkirchener Altstadt im Bereich des Hauptbahnhofes zu einem Großeinsatz der Polizei. Zuvor war dort eine Gruppe von 20 - 30 Jugendlichen, überwiegend mit Migrationshintergrund aufgefallen, die dort unter anderem Passanten anpöbelten, Feuerlöscher entleerten und den Not-Aus der Rolltreppen betätigten, woraufhin BOGESTRA-Mitarbeiter, die zuvor mit einem Schotterstein beworfen wurden, die Gruppe aufforderten den U-Bahn-Bereich zu verlassen und die Polizei verständigten" (hier).
Willkommen auch euch, bereits eingangs erwähnte Freunde!
***Ungewöhnlich viele FrauenmordeÖsterreich plant EU-weite „Aktion“ gegen straffällige Ausländer"Ungewöhnlich viele Frauenmorde: Österreich plant EU-weite 'Aktion' gegen straffällige Ausländer" (hier).
Nazis.
***
Mit diesem empörenden sog. satirischen Wochenrückblick, mit welchem sich servus-tv endgültig als ein Sender entlarvt, dem man allmählich den Kampf gegen rechts ansagen und auf dessen Sperrung oder Bestreichung mit Störsignalen jede anständig Gebliebene drängen sollte – siehe auch hier –, will ich's für heute bewenden lassen.
20. Januar 2019
Die Sonntage immer...!
Unlängst, am Rande eines Empfangs im Bundestag, verirrte ich mich erstmals in den sogenannten Clubraum, der, wie es heißt, bei der Linkspartei besonders beliebt ist. Darin befindet sich ein Bild des russischen Malers oder Künstlers Grisha Bruskin, ein Triptychon, das man mit etwas Mutwillen die Parodie einer Ikonostase nennen könnte. Das Gemälde stammt aus dem Jahr 1999 und trägt den Titel "Leben über alles".
Auf der Webseite des Bundestages heißt es dazu: "Grisha Bruskin ironisiert im Clubraum in einem Triptychon ideologische Mythen, insbesondere die ‚Skulptur-Manie’ Sowjetrußlands. Wie auf einer Ikonenwand reihen sich 115 Einzelbilder aneinander, jeweils eine Person als weißlich-monochromer Schemen, der erst durch seine farbigen Attribute als Individuum identifizierbar wird, sei es als Kolchosbäuerin mit übergroßen Feldfrüchten, als russischer Soldat mit den Wappen von Bundesrepublik und DDR oder als Kosmonaut mit dem Porträt von Juri Gagarin."
Nicht nur Porträts von Gagarin. Etwa auch von diesem Herren (ich bitte um Pardon, es sind Händi-Fotos aus einer gewissen unschärfeförderlichen Entfernung, der Raum ist recht hoch):
Oder jener:
Haben wir denn keine deutschen Massenmörder, deren Konterfeis wir an die Wand hängen und deren Anhänger wir "ironisieren" können? Bruskin selber erläuterte in einem kurzen Text über sein Gemälde, es handele sich bei den Figuren nicht um richtige Menschen, sondern um "Phantome, Archetypen sowjetischer Ideologie-Mythen". Ja, das mag sein, aber was suchen die im deutschen Bundestag? Dort verunzieren doch schon hinreichend viele Graffitis die Innenwände, die sowjetische Soldaten 1945 hinterlassen haben, wobei man die rustikaleren, der Rache an den Deutschen im Allgemeinen und den deutschen Frauen im Speziellen gewidmeten Inschriften getilgt hat, weil sie bei einigen des Russischen kundigen Besuchern Irritationen auslösten. Warum also nochmals Ikonographie und Ideologie des totalitären Siegerstaates im deutschen Parlament, etwa dieser sowjetische Panzersoldat?
Und dieser rotarmistische Tätervolksbefreier stellt die Losung "Социализм непобедим" (Der Sozialismus ist unbesiegbar) im Reichstag zur Schau, wo sie ja täglich immer besser verwirklicht wird:
"Russland half den Deutschen, den Faschimus zu bekämpfen und zu besiegen", schreibt der Künstler dazu. Haben wir echt gegen Mussolini gekämpft? Na egal, jedenfalls sitzen ja längst wieder "Nazis" im Bundestag und obendrein im Weißen Haus und diesmal irgendwie sogar im Kreml, die Lage ist unübersichtlich geworden, aber wie jeder weiß, gehört das Suhlen in der hochverdienten Niederlage – man kann auch formulieren: in den beiden Niederlagen – bekanntlich zu den neudeutschen Primärbedürfnissen. Am Rande: Wer hat eigentlich den Sowjetkomunismus besiegt?
Ein schon etwas länger dienender Mitarbeiter der Bundestagsverwaltung erzählte mir, die zu Zeiten der Berlinumzugs-Vorbereitungen waltende Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth habe damals dafür gesorgt, dass im neuen Parlamentsgebäude keinerlei positiver Bezug auf die deutsche Nation und deren Geschichte genommen werde. Ihr Nachfolger Thierse, in dessen lustige Amtszeit der Umzug dann fiel, dürfte ihr nicht gerade kreischend in den Arm gefallen sein. Deswegen, schloss der Beamte, besäßen wir das wahrscheinlich einzige Parlamentsgebäude der Welt, in dem sich kein Kunstwerk befinde, dass die eigene Geschichte in Gestalt irgendeines identitätsstiftenden Ereignisses darstellt.
Das Problem ist nicht, wenn du Millionen Tote auf dem Kerbholz hast. Dass Problem besteht einzig darin, seine Kriege zu verlieren und dann Zerknirschungsathleten ertragen zu müssen, die um Sühnepunkte wetteifern und dafür die historischen Wunden immer schön offen und eiternd halten.20. Januar 2019, kunstfreier Teil
"In den Zusammenhang des Masseneudaimonismus gehört die Bemerkung der Mme. de Stael, es gäbe nur zwei wirklich dauerhafte Dinge: die Gewalt und das Wohlleben; demnach wohl zwei Fundamental-Wissenschaften, die Taktik und die Gastronomie."Arnold Gehlen
***
Er machte, was alle machten: mit.
***
Ein wesentliches Charakteristikum des besten Deutschlands, das es je gab, besteht darin, dass dieses beste Deutschland unglaublich viel besser ist – und sein wird! – als alle Deutschlands zuvor, und es sich theoretisch leisten könnte, von der dümmsten Politikergeneration, die unser Land je hervorbrachte, regiert zu werden, von der dümmsten Publizistengeneration, die unser Land je hervorbrachte, desinformiert, der dümmsten Pfaffengeneration, die unser Land je hervorbrachte, betrogen etc. pp., und seit Neuestem wissen wir auch, dass dem besten Deutschland, das es je gab, auch kein Schaden daraus entstünde, wenn es von der dümmsten Verfassungsschützergeneration behütet resp. bespitzelt würde, die dieses beste Deutschland jemals, also auch als es noch nicht das beste Deutschland ever, sondern nur das jeweils beste Deutschland seiner Zeit und insgesamt viel schlechter war, in seinen Dienst stellte.
Dieser Verdacht stieg in mir auf, als ich im Tagesspiegel Zitate aus einem Gutachten las, mit welchem das Bundesamt für Verfassungsschutz "Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung" in den mit ruhigem, festen Tritt flanierenden Reihen der AfD nachzuweisen sich anheischig macht. So soll, sofern der Tagesspiegel korrekt zitiert, folgender Abschnitt aus einer Rede von Alexander Gauland auf dergleichen Bestrebungen hindeuten, nämlich:
"Wir befinden uns in einem Kampf gegen Kräfte, die ihr globalistisches Programm der Nationenauflösung, der ethnisch-kulturellen Vereinheitlichung und der Traditionsvernichtung als die Menschlichkeit und Güte selbst verkaufen. Wir sollen uns im Dienst des Menschheitsfortschritts verdrängen lassen. Wir sollen uns als Volk und Nation in einem großen Ganzen auflösen. Wir haben aber kein Interesse daran, Menschheit zu werden. Wir wollen Deutsche bleiben."
Dem Tagesspiegel zufolge lautet die Bewertung durch den oder die Verfassungsschützer, in dem zitierten Passus fänden sich – genaugenommen: fänden sie – "erste tatsächliche Anhaltspunkte" dafür, dass Gauland, wie sein Name schon sagt, "ein ethnisch-biologisch bzw. ethnisch-kulturell begründetes Volksverständnis" propagiere, "das gegen die Menschenwürdegarantie des Art. 1 Abs. 1 GG verstößt" – also, wie der Genosse Journalist sofort Bescheid weiß, "gegen die erste, zentrale Aussage des Grundgesetzes: 'Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.'" Das konstatiert, wie gesagt, ein Verfassungschützer, also ein echter, hauptamtlicher, kein taz-Redakteur – aber wie wir von Günter Maschke wissen, kann in der BRD jeder zum Verfassungsfeind des anderen werden, und gewisse Grundgesetzformeln sind daran nicht ganz unschuldig. Damit bringt der Beamte, theoretisch, die Sichtweise des Staates zum Ausdruck, praktisch aber nur sein mutmaßliches taz-Abo (wenn nicht -Pedigree!), denn selbst der linkeste Staatsanwalt würde zögern, aus jemandes Wunsch, Deutscher bleiben zu wollen, eine Verletzung der Menschenwürde Nichtdeutscher herzuleiten.
Beiseite gesprochen: Die anderen, Türken, Nordkoreaner, Usbeken, Senegalesen etwa, haben Glück, sie dürfen Türken, Nordkoreaner, Usbeken, Senegalesen bleiben und unbeirrt Nichttürken, Nichtnordkoreanern, Nichtusbeken und Nichtsenegalesen ihr Nichttürke-, Nichtnordkoreaner-, Nichtusbeke- und Nichtsenegalesesein unter die nichttürkischen, nichtnordkoreanischen, nichtusbekischen und nichtsenegalesischen Nasen reiben, weil in ihren Verfassungen – der Einfachheit halbe wähle ich diesen Sammelbegriff – kein so hochherziger erster Satz steht, dessen teils göttlich-kippingneske, ja claudiarothige, teils wiederum bisweilen an die satanischen Verse im Koran erinnernde Großartigkeit heute nicht erörtert werden soll.
Als Symptom ist dieser übergeschnappte Befund freilich hochinteressant und wahrscheinlich typisch, denn was der vermeintliche Verfassungschützer da vorträgt, ist nicht nur schwachsinnig – wenn ich auf meine Identität bestehe, wenn ich beispielsweise gern männlich, schwarz, homosexuell und deutsch bin, verletze ich keineswegs die Würde einer weißen belgischen Hete, ich verletze damit überhaupt niemandes Würde, wobei hier noch anzumerken ist, dass sogar unser in korannaher Heiligkeit im moralischen Orbit kreisendes Grundgesetz einzig und allein die Würde des Menschen in Deutschland schützen kann –, davon abgesehen, um den Faden wieder aufzunehmen, ist diese Aussage verfassungsfeindlich, denn sie behauptet, es sei verfassungsfeindlich, Deutscher bleiben, also zum Souverän des Grundgesetzes gehören zu wollen. Es kann aber auch sein, dass der Verfasser bloß sein Abi in Berlin gemacht hat, womit sich der Kreis zu meiner eingangs geäußerten Idee schlösse, auch deutsche Verfassungsschützer könnten die dümmsten aller Zeiten sein, ohne dass das Bessersein des heutigen Deutschlands gegenüber all den früheren davon tangiert würde, hélas und ahimè!
Für den sensiblen Tagesspiegel-Leserbriefschreiber, der den Hinweis auf die extremistische Inschrift über dem Reichstagsportal – "Dem deutschen Volke" steht dort (noch!) – mit der Replik konterte, mit diesem Begriff sei damals etwas anderes gemeint als heute, gestatte ich mir noch den Hinweis, dass das staats- und völkerrechtlich nicht ganz stimmt, ansonsten aber zum Teil durchaus. Dass es keine deutsch-arische Rasse gibt, mussten freilich bereits die Nationalsozialisten und musste speziell deren Führungspersonal zerknirscht und selbstkritisch anerkennen. Zu allen Zeiten fanden europäische Binnenwanderungen statt, es gibt kein ethnisch homogenes deutsches Volk. Deutscher heißt heute: deutscher Staatsbürger. Die Staatsbürgerschaft sollte genau deshalb nicht verschenkt, sondern von Einwanderern durch Bildung, Edelmut und große Taten erworben werden. Ist so ungefähr übrigens AfD-Position.
Gauland fährt in der besagten Rede nach dem Satz: "Wir wollen Deutsche bleiben, damit sind wir Menschheit genug" nämlich fort mit den Worten: "Unser Kampf ist vollkommen defensiv. Es geht uns einzig um die Erhaltung unserer Art zu leben und zu sein. Und wer diese Art zu leben mit uns teilt, sie animmt und mit uns lebt und arbeitet, ist uns willkommen."
***
Wie steht es aber aus Schlapphutsicht mit dieser, im Tagesspiegel nicht zitierten Passage:
"Deutschland muss Zuwanderung stärker steuern und begrenzen als bisher. Zuwanderung kann kein Ausweg aus den demografischen Veränderungen in Deutschland sein. Wir erteilen einer Ausweitung der Zuwanderung aus Drittstaaten eine klare Absage, denn sie würde die Integrationsfähigkeit unserer Gesellschaft überfordern. Verstärkte Zuwanderung würden den inneren Frieden gefährden und radikalen Kräften Vorschub leisten. Man schafft mit der angeblichen 'Härtefallregelung' und der Ausweitung der Aufenthaltsrechte über die Genfer Flüchtlingskonvention hinaus massive Anreize für Armutsflüchtlinge aus aller Welt. Dies würde in kurzer Zeit zu einer erheblich höheren Zuwanderung nach Deutschland führen, die nicht im Interesse unseres Landes ist. (...)
Deutschland soll seine Identität bewahren. Die Umgestaltung in eine multikulturelle Einwanderergesellschaft lehnen wir ab."
Der Text stammt aus dem Regierungsprogramm von CDU/CSU 2002-2006 (hier S. 59 ff.)
Das Oberhaupt der identitären Zündlertruppe hieß damals Angela Merkel, der Verfassungsschutzchef allerdings noch lange nicht Maaßen, sondern Heinz Fromm (SPD). Gauland befand sich damals noch in der CDU. Womöglich war der's.
***
"Ein Verfassungsschutz, der in erster Linie die Regierung schützt, sollte in Betracht ziehen, sich in Regierungsschutz umzubenennen."
(Leser ***)
***
"unstrittig ist, daß derzeit alles richtung verbot der afd geht. und das ist auch gut so", twittert der SPD-Bundestagsbgeordnete Johannes Kahrs, der als Stegners härtester Konkurrent im Netz gilt. Dass die NPD nie verboten worden ist, hat bekanntlich mit der in höheren Rängen waltenden Sorge zu tun, dass dann aufflöge, wie sehr der Verfassungsschutz mit diesem Verein verbandelt ist. Sollte das Amt bei der AfD versagt haben? Leider kann man von Kahrs keinerlei Aufschluss darüber erhoffen, der arme Mann weiß auch in dieser Sache praktisch nichts – das Hascherl weiß ja nicht mal, dass "Prüffall" bedeutet: darf nicht vom Verfassungsschutz überwacht werden –, und unsereins bleibt auf Vermutungen angewiesen.
***
Diese Meldung wollte ich schon lange verlinken: "Erschreckender Fund: In Spanien rotteten Invasoren die männliche Bevölkerung aus."
Keine Sorge, nicht am vergangenen Wochenende, sondern ein paar Sündenjährchen früher."Wissenschaftler haben bei der genetischen Untersuchung von Grabfunden in Spanien eine erschreckende Entdeckung gemacht. Demnach wurden vor rund 4.500 Jahren auf der Iberischen Halbinsel praktisch über Nacht alle Männer getötet. Das publizierten Forscher nun im New Scientist."
Das nur als Appendix zur inzwischen staatsreligiösen Ansicht, Migration sei immer und zu allen Zeiten eine Bereicherung (gewesen), also ich meine, für die Aufnahmegesellschaft. Die Ankömmlinge hatte damals ja plötzlich Land, Weiber und Spaß.
***
Den Geisteszustand unserer parlamentarischen Elite bezeugt recht eindrucksvoll das Verhalten des Auditoriums in der Feierstunde zum Frauenwahlrecht in dem Moment, als die Schauspielerin Susanne-Marie Wrage eine Rede vortrug, die die Sozialdemokratin Marie Juchacz am 19. Februar 1919 in der Weimarer Nationalversammlung gehalten hatte. Frau Juchacz begann damals ihre Rede mit dem Satz: "Es ist das erste Mal, dass eine Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf" – heute genießen wir dieses Glück ja täglich –, "und ich möchte feststellen, dass es die Revolution gewesen ist, die auch in Deutschland die alten Vorurteile überwunden hat." Und nun passiert etwas Seltsames: Viele Abgeordnete beginnen zu klatschen. Also ich meine nicht damals in Weimar, sondern diese Woche im Bundestag (hier, ab 14.00). Davon abgesehen, dass unserere parlametarischen Demokratiegaranten eine Revolution beklatschen, mit der nach der damaligen Lage der Dinge ja nur die kommunistische Novemberrevolution oder allenfalls auch die russische Oktoberrevolution gemeint gewesen sein kann und man gern wüsste, was es daran zu beklatschen gibt, wirft sich die Frage auf, wie es in Köpfen von Menschen aussieht, die einer Schauspielerin Szenenapplaus spenden – es geschieht während des Vortrags mehrfach –, während sie eine 100 Jahre alte Rede vorträgt. Wenn dort morgen ein Mime eine Cicero-Rede vorliest, sagen wir, aus gegebenem Anlass, die erste (oder die vierte? nein, die erste) Rede gegen Catilina, klatschen die dann auch dazwischen?
16. Januar 2019
"In der Gegenwart gewinnt die Erkenntnis Boden, daß die Gefährdung der individuellen Freiheit von der Gesellschaft ausgeht und daß der Staat dazu berufen ist, die Freiheit zu schützen."
Ernst Forsthoff (im Merkur, Mai 1968, also praktisch am Beginn des Paradigmenwechsels vom eher staatlichen zum eher gesellschaftlichen Gesinnungsterror)
***Übrigens: "Gender" ist haram.
***
Der vorwitzige Handballer Stefan Kretzschmar wird seine Lüge, in Deutschland herrsche keine Meinungfreiheit, noch bitter bereuen. "Mit der Meinungsfreiheit ist es wie mit dem Pilzeessen. Man kann alle Pilze essen. Aber manche nur einmal." (Leser ***)
***
Andrea Nahles twittert: "Frauen stellen die Hälfte der Bevölkerung, aber nur 31% der Abgeordneten im Bundestag. Das muss sich ändern! Wir brauchen ein Wahlgesetz, welches für eine bessere Vertretung von Frauen im Deutschen Bundestag sorgt."Ich habe hier schon oft darauf hingewiesen, dass die Größen in dieser Gleichung nicht stimmen. Wir leben in einer Parteiendemokratie (oder -demokratur, aber dieses Fass mache ich heute nicht auf), und jeder Staatsbürger hat die Freiheit, sich in einer dieser Parteien zu engagieren. Der Anteil der Frauen unter den SPD-Mitgliedern beträgt 32,0 Prozent; auch in diesem Belang ist die SPD also von vorbildlicher Durchschnittlichkeit. Der Anteil der weiblichen Abgeordneten stiege automatisch mit der Zahl weiblicher Parteimitglieder – und wenn nicht, geschähe immer noch niemandem Unrecht, weil es kein Recht darauf gibt, wegen seiner Geschlechtszugehörigkeit in den Bundestag berufen zu werden –, und keine SPD-Justizministerin müsste Quoten via Wahlgesetz fordern, was ja, bei Lichte betrachtet, auf einen Verfassungsbruch und die Beseitigung des Gleichbehandlungsgrundsatzes hinausläuft.
PS: "Anlässlich Ihrer Anmerkungen zur der von Nahles angestoßenen Proporz-Debatte Männlein/Weiblein/Diverslein im Bundestag" stellt Leser *** folgende Frage: "Es gibt ca. 14% funktionale und echte Analphabeten in Deutschland, wobei ich (wie Wikipedia) die noch nicht so lange hier Nichtlesenden noch nicht mitzähle. Ist diese Bevölkerungsgruppe – schließlich verfügt sie über dieselben Bürgerrechte wie Taxifahrer mit Germanistikstudium – ausreichend im Bundestag vertreten?"
Ja und nein, geehrter Herr ***, ja und nein.***
Wenn wir schon bei twitternden Sozis sind: Ralf Stegner, eine der unbestritten hellsten Kerzen auf der antifaschistischen Torte, trug Gott und den Menschen vor: "Die Rechtspopulisten von der AFD kommen endlich in den Fokus des Verfassungsschutzes. Dazu musste der unselige Herr Maaßen gehen, damit das passieren kann, was längst überfällig war."Don Alphonso kommentiert: "Verschwörungstheorien sind das eine, ihre Bestätigung ist das andere."
***
Womit wir beim Thema wären. Gestern meldete die Tagesschau, dass der Verfassungsschutz – das ist eben jener Verein, dessen Chef vor kurzem seinen Schlapphut nehmen musste, weil er eine Lügengeschichte der Kanzlerin dementiert hatte –, dass der Verfassungsschutz die AfD fürderhin als "Prüffall" einstufe. Als verfassungsschutzrelevant bewerteten die Experten des Staatssenders exemplarisch einige Worte von Alexander Gauland, gesprochen auf dem letztjährigen Kyffhäusertreffen (hier ab 6.04):
"Kyffhäuser ist der Berg genannt,
Und drinnen ist eine Höhle;
Die Ampeln erhellen so geisterhaft,
Die hochgewölbten Säle."
Das sagte Gauland nicht, sondern: "Andere Länder holen sich Einwanderer, damit sie arbeiten" – diesen Teil des Satzes haben die Wahrheitsausschütter prophylaktisch weggeschnitten –, "die Bundesregierung will, dass wir für die Einwanderer arbeiten, damit sie in Ruhe Kinder in die Welt setzen und den Bevölkerungsaustausch bewerkstelligen können." Was an diesen Ausführungen verfassungsfeindlich sein soll, teilte der Sender nicht mit. Auch wenn wir aus dem Fall Maaßen gelernt haben, dass der binäre Code richtig/falsch nicht zwingend den Rahmen für die Aktivitäten des Inlandsdienstes bilden muss, stellen wir die Frage, nur experimentellerweise, anders: Was wäre an Gaulands Worten falsch?
Der Berliner Tagesspiegel ließ Anfang August seine Leser wissen, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, "bis in größeren Städten Menschen mit Migrationshintergrund die Bevölkerungsmehrheit stellen. In Frankfurt am Main ist es bereits so weit: Schon 2017 waren 51,2 Prozent der Stadtbewohner nicht in Deutschland geboren oder hatten nichtdeutsche Eltern. Augsburg und Stuttgart sind die nächsten Kandidaten oder haben den Status gerade erreicht." Die grüne Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Stefanie von Berg hat in einer vielbeachteten Rede erklärt: "Unsere Gesellschaft wird sich ändern, unsere Stadt wird sich radikal verändern. Ich bin der Auffassung, dass wir in 20, 30 Jahren gar keine ethnischen Mehrheiten mehr haben in unserer Stadt. Und ich sage Ihnen ganz deutlich, gerade hier in Richtung rechts: Das ist gut so." In den Tagesthemen am 20. Februar 2018 sprach der deutschstämmige Harvard-Dozent Yascha Mounk die inzwischen geflügelten Worte, "dass wir hier ein historisch einzigartiges Experiment wagen, und zwar eine monoethnische und monokulturelle Demokratie in eine multiethnische zu verwandeln. Das kann klappen, das wird, glaube ich, auch klappen, dabei kommt es aber natürlich auch zu vielen Verwerfungen." Die Moderatorin nickte damals und sozusagen in alle Ewigkeit wissend und stellte keine dummen Fragen.Ein Bevölkerungsaustausch findet offenbar statt, und wer das feststellt und zugleich lobt, den erhebt der Verfassungsschutz nimmermehr zum "Prüffall". (Dass ich mich hier wiederhole, mögen Sie mir, geneigter Leser, bitte nachsehen; man zwingt mich dazu.)
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans, CDU, fordert nun einen neuen, nämlich "modernen" Nationenbegriff, nicht mehr die Nation des Grundgesetzes, sondern eine "Bekenntnisnation", die, wie der ambitionierte Begriff andeutet, alle einschließen soll, die sich zu ihr bekennen – "gleich welcher Herkunft, Hautfarbe oder Religion" – und Staatsangehörigkeit? Zur deutschen Nation kann demnach jeder gehören, der sich dazu entschließt oder dies fingiert, zumindest bis auf Widerruf; das Staatsbürgerschaftsrecht wäre passé. – Erwähnte ich schon, dass dieses Land in seiner gesamten Geschichte wahrscheinlich niemals von dümmeren Menschen regiert worden ist als heute? obwohl wir schon veritable Schwachköpfe an der Spitze hatten, aber hallo! – Diese Forderung eines immerhin Ministerpräsidenten wenn auch nur des Saarlandes ist so verfassungswidrig wie das Bundestagsfrauenquotenforderungsgedöns der Damen Nahles und Barley, bleibt aber ebenfalls vom Verfassungschutz ungewittert, ungeprüft und ungetwittert obendrein.Zur Erinnerung, Artikel 20 GG schreibt vor:
"(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist."
Was Gauland in seiner Rede vortrug, besitzt aus einem anderen Blickwinkel durchaus Verfassungsschutzrelevanz, freilich eben nicht der Vortrag, sondern der darin beschriebene Vorgang.Thilo Sarrazin, der deutsche Mike Tyson unter den Lügnern mit Fakten, hat darauf hingewiesen, dass von den laut Ausländerregister 1,9 Millionen "Schutzsuchenden" in Deutschland im Oktober 2018 298.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren, also 15 Prozent, was in einem gewissen Widerspruch zu der kurz vor Weihnachten auf die deutschen Gabetische gewuchteten Behauptung des Arbeitgeberpräsidenten Ingo Kramer stünde, die Integration der Flüchtlinge laufe besser als erwartet, Angela Merkel habe mit ihrem Satz "Wir schaffen das" recht behalten, "von mehr als einer Million (sic!) Menschen, die vor allem seit 2015 nach Deutschland gekommen sind, haben heute bald 400.000 einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz." Was bei der Verwendung korrekter Zahlen immer noch bedeutet hätte, dass 79 Prozent der Hereingeschneiten ihren Lebensunterhalt nicht selber verdienen.
Die große Masse der seit Merkels Großem Sprung ins Offene zu uns gekommenen Migranten, egal welche erwünschten Gerüchte von hochdero Adlaten verbreitet werden, lebt also auf Kosten ihrer Gastgeber (übrigens nicht nur in 'schland selbst; die deutschen Behörden haben im vergangenen Jahr 402 Millionen Euro Kindergeld ins Ausland überwiesen). Aus Geburtskliniken, Kindergärten und Grundschulen hört man Erfreuliches über den Kindersegen, den uns die Neumitbürger bescheren; es gibt einen Geburtenanstieg seit 2014, damals wurde das erste Mal seit 2004 die 700.000er Marke überschritten, 2016 gab es mit 792.000 Geburten die höchste Zahl seit 1997, 2015 hatte jedes fünfte Neugeborene eine ausländische Mutter. Da ich das ausdrücklich begrüße, darf ich von einem Bevölkerungsaustausch sprechen, die AfD natürlich nicht.
Ein Bekannter, der geschäftlich viel in der arabischen Welt umherreist, hat berichtet, ein Geschäftspartner in den Emiraten habe ihm erklärt, dass man dortzulande Ausländer als Arbeitskräfte ins Land hole, aber partout nicht verstehe, warum die doch im Großen und Ganzen als praktisch veranlagt und zurechnungsfähig geltenden Deutschen sich für die Version entschieden hätten, Ausländer zu sich zu holen, um für sie zu arbeiten. Wenn diese Kameltreiber nicht aufpassen, werden sie wohl bald vom deutschen Verfassungschutz beobachtet.
***Neues politisches Delikt: Verführung Minderwertiger.
***
Am Montag Zaungast bei der Sitzung des Petitionsausschusses zur Petition von Herrn Dr. Englmeier gegen den Globalen Migrationspakt. Ich war erstaunt über die große Zahl von Angehörigen der Bundestagspolizei, allein auf meiner Balkonseite drei Mann (ich dachte zuerst, irgendein V.I.P. sitzt im Publikum und hat seine Bodyguards dabei), man schien mit gefährlichen Hospitanten zu rechnen. Für die Bundesregierung stieg Staatsminister Nils Annen, SPD, in die Bütt, ein Mann mit einer beeindruckenden akademischen Karriere, und er sagte lauter festhaltenswerte Dinge, etwas dass die Bundesregierung alles getan habe, um die Öffentlichkeit über den Pakt zu informieren (Ende Oktober gestanden die Chefs von ARD und ZDF coram publico, noch nie von diesem Papier gehört zu haben), und dass überhaupt kein Zusammenhang zwischen der Migration und solchen Dokumenten bestünde, Erstere mithin eine Art Naturereignis darstelle. Die satirische Dimension der Veranstaltung bestand darin, dass ein Staatsminister eines Landes, in dem um die 700.000 illegalen Einwanderer herumstromern, dem Publikum etwas über "Migrationsmanagement" dozierte, wie überhaupt die gesamte Session oder Séance einmal mehr erkennen ließ, dass die Vertreter der sogenannten politischen Klasse die Bürger bzw. Wähler eher als lästige Störenfriede und deren Wahlauftrag als eine Art Vorschlag betrachten. Überzeugen Sie sich selbst.
Die luziden und messerscharfen Antworten des dem Petenten beigesellten Juristen Ulrich Vosgerau waren die eigentlichen Höhepunkte der Veranstaltung, doch auch der Petent schlug sich achtbar, am besten an jener Stelle, wo er auf die Frage eines Unions-Vertreters, ob er etwas gegen multilaterale Abkommen habe, die Antwort erteilte: Wenn es sich um ein Abkommen mit Ländern wie Marokko und Saudi-Arabien handle, welche uns gleichzeitig von Ländern wie Österreich und Tschechien entfremde, dann ja, doch doch, durchaus.
***
"Erleben wir heute gerade von manchen jener, die bleichwütend 'Wir sind mehr!' kreischen, alte Emotionen, die eben doch an Weimar erinnern? – Sagen wir es so: Spätestens, wenn der Staatsfunk sich über Anschläge auf die Opposition lustig macht, sollten wir darüber nachdenken, ob die Mahnungen von Weimar allen Bürgern ausreichend präsent sind." Weiter bei Dushan Wegner.Kurze Durchsage der Damen Klio & Kalliope
"Land der Wunder", Zürich 2005, S. 212 (hier):
Die Szene spielt am 7. Oktober 1989. "Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was getan wurde, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Zwar gibt es bisweilen ein Ding, von dem es heißt: Sieh dir das an, das ist etwas Neues – aber auch das gab es schon in den Zeiten, die vor uns gewesen sind." (Prediger/Kohelet 1, 9-10).