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Allerlei
Wer Selbstzweifel hegt, kennt die Wonnen des Sich-Benachteiligtfühlens noch nicht.
Die Zugehörigkeit zum intellektuellen Pöbel manifestiert sich in keiner Eigenschaft deutlicher als in der Unfähigkeit, die literarische Qualität eines Textes zu würdigen, dessen inhaltliche Tendenz einem zuwider ist.
Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen.
Acta diurna
Sämtliche Texte in diesem Diarium geben ausschließlich private Meinungen des Autors wieder bzw. schildern Ereignisse aus dessen ganz privater Sicht. Der Verfasser repräsentiert weder ein Medium noch einen Verlag noch eine Partei, sondern einzig und allein sich selbst.
Deutsche Hörer! Das Lichterfest naht auf Rentiers- und zunehmend Antilopenfüßen, die Supermärkte füllen sich mit kulturunsensiblem Naschwerk, und da will auch der Kleine Eckladen nicht abseits stehen: Auf, wie man sagt, vielfachen Wunsch haben Elena Gurevich und der Betreiber eine neue Schiffsladung mit CDs ihrer literarisch-musikalischen Soiree "Lebenswerte" produzieren lassen, um dem geneigten Besucher eine Option zur Erfüllung des saisonalen Verschenkzwanges anzubieten. Probehalber hineinhören und sodann stracks bestellen können Sie die Doppel-CD hier.

(Die Möglichkeit, das Hörbuch als MP3-Datei zu ordern, besteht nach wie vor hier.)
8. März 2019
"Manchmal träumen meine Kinder von Herrn Relotius!"
Leser ***
***
Ein aus dem Libanon stammender Migrationsforscher beschreibt in einem vielmissachteten Interview, was einem Land widerfährt, das von Übergeschnappten und/oder Extremisten regiert wird. Auszüge:
"Clan-Strukturen gibt es seit 20 Jahren in Deutschland, für eine lange Zeit wurden sie aber nicht wirklich wahrgenommen. Das hat mehrere Gründe. Zum einen war das Phänomen neu, man konnte oder wollte die Clan-Kriminalität – eine Kriminalität, die auf verwandtschaftlicher Basis organisiert ist – zu dieser Zeit nicht erfassen. Zum anderen gab es eine Multikulti-Ideologie in der Gesellschaft: Man wollte ethnische Minderheiten nicht diskriminieren. Es war sogar verpönt, Kriminalität in Bezug zu Ethnizität zu stellen. (...)
Die Öffentlichkeit ist inzwischen für das Problem sensibilisiert, der Druck auf den Staat ist groß. Deshalb beobachten wir zum Teil starke Inszenierungen von Polizeiaktionen. Wohlgemerkt haben die meisten nie zu konkreten Ergebnissen geführt. (...)
Hartz IV betrachten sie als festes Einkommen. Zuverdienste schaffen sie sich durch Kriminalität. (...)
Wenn ein Flüchtling einen Asylantrag stellt, wird er im Rahmen des Asylverfahrens auf die Länder nach bestimmten Quoten verteilt, deshalb finden wir die Mhallamiye vereinzelt in allen Ländern. In Berlin Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben sie jedoch eine große Konzentration, weil dort öfter die regierende SPD einen Abschiebestopp aus humanitären Gründen verhängt hat. (...)Nach Schätzungen des Bundeskriminalamts umfasst diese Gruppe mittlerweile 200.000 Mitglieder – und das Problem wächst buchstäblich. Nachdem Clans festgestellt haben, dass Gruppenauftritte wirken, versuchen sie, die Gruppe zu vergrößern. Ihre Geburtenraten sind geradezu astronomisch. Familien mit zwölf, 14 oder 16 Kindern sind keine Seltenheit. Die Geburtenrate der Mhallamiye ist in Deutschland viel höher als im Libanon."
Da kommen die Deutschen mit den raumschaffenden Abtreibungen kaum hinterher, weshalb besonders verdrängtwerdenswillige Juso-Mädels vorschlagen, sie bis in den neunten Monat zu gestatten (leider ist das entsprechende Video vom Juso-Bundeskongress gelöscht worden, angeblich weil einige Zuseher die Abtreibung bis ins zwanzigste Lebensjahr ausdehnen wollten). Um mit den Mhallamiye-Kurden gleichzuziehen, hat jede Jungsozialistin 14 bis 16 Aborte offen, sofern sie jemand für den Verkehr in die Gegenrichtung findet. Aber immer daran denken:
Bzw.:
Die Regensburger Lehrerin Verena Brunschweiger wiederum will es gar erst nicht soweit kommen lassen. Sie hat soeben ein Manifest gegen Kinder veröffentlicht – von einer deutschen Pädagogin war das eines Tages zu erwarten –, näherin gegen das Kinderbekommen. Das Buch heißt: "Kinderfrei statt kinderlos". Ein Kind sei "das Schlimmste, was man der Umwelt antun kann. Jedes nicht in die Welt gesetzte Kind bedeutet eine CO2-Einsparung von rund 50 Tonnen im Jahr", rechnet die Kinderbuchautorin neuen Typs vor.Aber wenn du das Umvolkung nennst, kommt die Stasi.
***
PS: Gibt es kein Mittel dagegen? Doch.
PPS: Sie halten den Vergleich mit der Stasi für übertrieben? Na dann lesen Sie mal das.
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Heute ist Frauentag, und die alten Tanten bei der Zeit reagierten darauf so:
Die erste Antwort auf den Tweet kommentiert ihn vollumfänglich. Dazu passt die wunderbare Formulierung von Hadmut Danisch: Die Frauenquote ist marktwirtschaftlich gesehen eine Art Importsperre oder Strafzoll auf Männer.
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Der ist auch nicht übel:
Ich schrieb unlängst, dass wir es mit der dümmsten Politikergeneration zumindest der deutschen Nachkriegsgeschichte zu tun haben, und beantrage, auch diese Aussage zu den Beweismitteln zu nehmen.
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Die künftigen Konfliktlinien zeichnen sich ab: "Exodus from LGBT ‘Brainwash’ School as Muslim Parents Take 600 Children Out of Class" (hier). Leider ist der Ausgang dieses Wettstreits ungefähr so klar wie der Ausgang der Bundesliga-Saison und also langweilig.5. März 2019
Mitunter fügen sich Koinzidenzen im Nachhinein zu Vorgängen von tiefer Verbundenheit. "Beim abendlichen Internetstöbern" ist Leser *** auf einen solchen Fall gestoßen: "Das 'Unwort des Jahres 2014' war 'Lügenpresse'. Raten Sie mal, wer 2014 'Journalist of the Year' wurde."
***
Zehn Thesen zur Frage, wie mit dem Klimawandel umzugehen sei.
1. Der Klimawandel ist ein Faktum, eine erdgeschichtliche Dauertatsache. Wir wissen freilich nicht, wohin er führt, da wir nicht sämtliche Einflussgrößen kennen (Sonnenzyklen!).
2. Ob und in welchem Ausmaß der Klimawandel "menschengemacht" ist, wissen wir nicht.
3. Ganz sicher "menschengemacht" ist die Wahrnehmung des Klimawandels, aus dem einzigen Grund des immer explosiveren Wachstums der Menschenzahl auf diesem klimatisch unruhigen Planeten. Mit der Bevölkerungszahl der "kleinen Eiszeit" vom 16. bis zum 18. Jahrhundert würden wir den Klimawandel als weit weniger katastrophisch empfinden.
4. Unterstellen wir, der Klimawandel sei tatsächlich "menschengemacht" (das heißt: marginal vom Menschen beeinflusst; für die Änderung das Klimas als Ganzes ist der Mensch als Faktor zu unbedeutend), dann gilt: Niemals werden sich alle Staaten der Erde auf einen gemeinsamen Modus einigen, ihn zu stoppen, weil es weder eine Einigkeit der Staaten über Kosten, Aufwand, Verteilung etc. geben wird, noch eine Einigung der Experten, welche Maßnahmen überhaupt sinnvoll wären.
5. Auf den Klimawandel reagieren heißt naheliegenderweise, sich mit seinen Folgen zu arrangieren. Wie, das liegt letztlich bei jedem Land selbst. Das schließt solidarische Leistungen solchen Ländern gegenüber ein, die besonders betroffen sind.
6. Der Blick auf die Klimazyklen der Erdgeschichte zeigt, dass mit einigem zu rechnen ist, aber immer Spezies existierten, die sich mit veränderten klimatischen Verhältnissen zu arrangieren verstanden.
7. Weltgegenden, in denen die Ansicht herrscht, Kinderreichtum sei eine religiöse Pflicht – "Gott schenkt uns Kinder. Also sorgt er auch dafür, dass alles Notwendige da ist" (etwa hier) –, werden wahrscheinlich auch von Gott gerettet und können getrost Seiner Hilfe überlassen bleiben. Der globalen Verbreitung solcher Überzeugungen zu wehren ist von ähnlicher Dringlichkeit wie die Reaktion auf den Klimawandel.
8. Die Atomenergie steht erst am Anfang ihrer Geschichte.
9. Die "Klimarettung" wird zur neuen westlichen Ersatzreligion, mit welcher sich ungeheure Umverteilungen von Menschen und Geldern begründen und die Taschen einer Funktionärskaste füllen lassen. Aus den Reihen der "Klimaretter" rekrutiert sich eine neue Bolschewiki. Diese Leute werden bald Macht und auch Köpfe fordern.
10. Der Klimawandel wird der Menschheit geringere Probleme bereiten als die Maßnahmen, die sie zu dessen Verhinderung ergreift. Die "Klimarettung" ist wahrscheinlich eine größere Bedrohung als der Klimawandel.
***
Noch dazu:
Rosenmontagszug, messianischer Teil.3. März 2019
"Für eine Spitzenposition musste man früher als Frau die Vagina noch benutzen. Heute genügt es, eine zu haben. Das ist entwürdigend."
Lisa Eckhart
***
Neues aus der DDR, eins.
Die Straßen werden einheitlich beflaggt, hier zu Heidelberg:
"Gegen Rassismus" steht auf den Fahnen über den schwarzen Händen, die das "Victory"-Zeichen setzen. Wer mögen die künftigen Besiegten sein?
***
Neues aus der DDR, zwei.
Die kanzleramtsnahe Presse wehrt sich in habitueller Subtilität gegen das Ausscheren der Ungarn aus dem Brüsseler Pakt: "Orban spinnt neue Verschwörungstheorie und kündigt nächste Hetzkampagne an" (hier).Orban spinnt. Putin spinnt. Trump spinnt. Maduro spinnt. Le Pen spinnt. Kurz spinnt. Maaßen spinnt. Gauland spinnt. Weidel spinnt. Sarazin spinnt . Usw. Gut das alle anderen schlau sind."
(Man achte auf die Leserbriefe; etwa den: "Orban spinnt. Putin spinnt. Trump spinnt. Maduro spinnt. Le Pen spinnt. Kurz spinnt. Maaßen spinnt. Gauland spinnt. Weidel spinnt. Sarazin spinnt. Usw. Gut das alle anderen schlau sind.")
***
Neues aus der DDR, drei
Leser*** macht mich auf die Lösungsworte des Kreuzworträtsels im Freien Wort, Suhl (erscheint unter diesem Namen seit 1952) aufmerksam:
26. Februar. Frage: "Eine Weltreligion". Lösung: "Islam".
27. Februar. Frage: "Orientalischer Männername". Lösung: "Ali".
28. Februar. Frage: "Früherer türkischer Titel". Lösung: "Aga".
1. März. Frage: "Name Gottes im Islam." Lösung: "Allah".
2. März. Frage: "Schicksal (Islam)". Lösung: "Kismet".
***
Aber die Sonntage...!
Leser *** sandte mir einige Gedichte, von denen ich speziell das Folgende zitierenswert finde, erstens sowieso, zweitens aber auch vor dem Hintergrund der Orban-Abkanzlung, der Lösungsworte im Suhler Zentralorgan und der Heidelberger Beflaggung:Am Horizonte zieht auf...
Am Horizonte
zieht auf
eine merkwürdige
Zeit;
schon die Späher
laufen davon
blaß,
so bleich
und ganz erfüllt
vom Schrecken.
Noch ahnen wir nicht,
was sie gesehen.
Noch treiben wir
klaglos,
nahezu klaglos,
tagein,
tagaus
unser Spiel.
Noch marschieren wir
nicht.
Noch fehlt uns
das Rüstzeug.
Doch hier und da
brodelt's:
Es geht die Kunde,
unweit der Grenze
seien Standarten
zu sehen,
zu zählen
Legionen.
Die Stille trügt.
Ganz plötzlich
losbricht
ein Sturm.
Der Tag sich
verdunkelt.
Schon bebt die Erde,
sind jene Posaunen
zu hören –
Nun erst
ergeht der Befehl,
die Tore
zu schließen.
Zu spät.
Auf meiner Flucht
ich stolpere
über ein sterbendes
Kind –
sein ganzes Angesicht
lächelt,
in seinen Augen
stehen Tränen.
Ich falle.
Es ergreift
meine Hand:
'Hab keine Angst,
hab keine Angst,
es ist doch nur
die Rückkehr
des Königs!'(2009)
(Mehr von *** hier.)
***
Apropos König: Man schätze bisweilen auch den Freiheitskampf von Präsidenten nicht gering.2. März 2019
"Am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, hingen vor einer Polizeistation in Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) die Deutschland- und die Hessenflagge verkehrt herum – und das stundenlang. Deswegen ermittelt nun das Fachkommissariat für Staatsschutzdelikte, denn die Flaggen wurden vermutlich absichtlich falsch aufgehängt. Die verantwortlichen Beamten wurden inzwischen versetzt", meldet, neben vielen anderen Medien, die hier viel zu selten zitierte Webseite Osthessen News. "Eine verkehrt herum aufgehängte Flagge kann im schlimmsten Fall bedeuten, dass man das Land verachtet. Im Raum stehen eine Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole sowie Volksverhetzung", klärt das Portal seine Leser weiter auf.Wenn sich Jakob Augstein vor laufender Kamera in eine Deutschlandfahne schneuzt, wenn die Kanzlerin einem Bundesminister indigniert die Landesfahne aus der Hand pflückt und am Bühnenrand entsorgt, wenn fidele Linksfaschos während der Fußball-WM alles Schwarzrotgoldene von privaten Autos abreißen, sind das Äußerungen eines weltoffenen Postnationalismus. Wenn eine Bundestagsvizepräsidentin auf einer Demo mitläuft, der ein Transparent mit der Aufschrift "Deutschland, du mieses Stück Scheiße" vorangetragen wird, ist das spielerischer Umgang mit der Zumutung einer Identität. Aber wenn "rechte" Motive in Frage kommen oder unterstellt werden können, und das obendrein noch am eigentlichen deutschen Nationalfeiertag, dann bekommen die Drecksfarben der Scheißnation auf einmal etwas Sakrosanktes, und das Delikt der "staatsfeindlichen Hetze" ersteht aus seiner realsozialistischen Gruft. – –
Einen Tag nach dem Tod Stalins am 5. März 1953 hatte im Aufmacher der DDR-Gewerkschaftszeitung Tribüne gestanden, "der überragende Kämpfer für die Erhaltung und Festigung des Krieges in der Welt" sei dahingegangen. Sofort war die Stasi in Kompaniestärke in der Redaktion angerückt, um die Halunken dingfest zu machen, die diese rechte Propaganda ins Blatt geschmuggelt hatten. Der Schlussredakteur und der Setzer bekamen jeweils fünfeinhalb Jahre Zuchthaus; man hatte sie so lange und intensiv verhört, bis sie zugaben, dass sie absichtlich "Krieg" statt "Frieden" eingesetzt haben; dann war es kein Druckfehler mehr, sondern Boykotthetze.
1. März 2019
Netzfund:
***
Jordan Petersons Buch "12 Rules For Life" beginnt mit einem inzwischen beinahe klassischen Hummer-Gleichnis, also der Beschreibung des Revierverhaltens der Großkrebse als eine Art Präludium zur Betrachtung des zwar unendlich komplexeren, aber immer noch verwandten menschlichen Territorialverhaltens. Hummer haben ein ausgeprägtes Bedürfnis nach einem eigenen Stück Meeresboden, sie vertreiben alle Artgenossen aus ihrer Nähe, was, wenn zwei das Gleiche tun, zu Auseinandersetzungen verschiedenen Härtegrades führt, an deren Ende es immer einen Sieger und einen Vertriebenen gibt. Die Aggressionslevel stuft Peterson von I bis IV, wobei die Entscheidung über Sieg und Rückzug auf dem ersten Level noch ohne Körperkontakt fällt, während auf dem vierten eine richtige Schlacht stattfindet, bei welcher Gliedmaßen, Augen oder Fühler abgezwickt werden und bleibende Schäden zurückbleiben können. Und dann geschieht das Frappierende:"In the aftermath of a losing battle, regardless of how aggressively a lobster has behaved, it becomes unwilling to fight further, even against another, previously defeated opponent. ... If a dominant lobster ist badly defeated, its brain basically dissolves. Then it grows a new, subordinate’s brain." Und zwar nicht bei denen, die schon auf dem Level 1 den Rückzug antraten, sondern bei den wirklich schwer Geschlagenen.
Warum musste ich bloß spontan an Deutschland denken...?
***
Der deutsche Außenminister Heiko Maas sitzt wegen eines Defekts an seiner Regierungsmaschine in Mali fest. "In den vergangenen Monaten war es immer wieder zu Pannen bei der Flugbereitschaft gekommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel kam deswegen Ende November zu spät zum G20-Gipfel in Buenos Aires. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) blieb im Januar für längere Zeit in Sambia hängen, musste sogar einen Besuch in Namibia absagen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steckte im November wegen eines Triebwerksdefekts stundenlang in Südafrika fest und wenig später dann noch einmal in Äthiopien."
Ich halte diese Meldungen für symptomatisch. Ich werte sie als Meilensteine bei der Transformation eines Landes der Techniker und Ingenieure in eine von Genderbeauftragten und Politologen geprägte Bananenrepublik. Wenn die Deutschen technisch erst einmal auf einem vergleichbaren Niveau angekommen sind wie es, sagen wir, die grüne Bundestagsfraktion intellektuell vorlebt, wird zusammenwachsen, was zusammengehört (sofern es nicht vorher abgestürzt ist).
Dazu drei weiterführende Links. "'Ich gebe nur noch gute Noten'. Ist es gerecht, Schülern die Zukunft zu verbauen, weil Lehrer ihnen schlechte Noten geben? Das hat sich eine Lehrerin gefragt – und entschieden: Bei ihr besteht jeder das Abitur" (hier); "Den Begriff 'dividieren' versteht kaum noch ein Schüler" (hier); "Grüne setzen sich mit Forderung durch: Hessische Schulen dürfen künftig auf Noten verzichten" (hier).
***"Aber was tun Sie da?", rief der Weinfreund entsetzt, als er sah, dass der Weingroßhändler alle Flaschen entkorken und in Fässern zusammenschütten ließ, unterschiedslos alle, Weiß- und Rotweine, große Bordeaux und kleine Sauser aus der neuen Welt, Tempranillos und Rieslinge, Malbecs und Pinot Grigios, Champagner und Rosés obendrein.
"Ich setze mich für Vielfalt ein", erwiderte der Großhändler streng.
"Nein, Sie verderben alles!", klagte der Vinophile.
"Ja haben Sie das gehört", wandte sich der Händler entrüstet an die Umstehenden. "Dieser Mann hetzt gegen Buntheit!"
***Fabelhafte Formulierung von Norbert Bolz: "Darwinismus des Konformismus". Der Medienphilosoph beschreibt die konformitätsförderlichen Mechanismen hinter den Talkshow-Einladungen, um begreiflich zu machen, warum fast nie einer der Teilnehmer (mit Ausnahme der AfD-Tschandalas) den Korridor des Genehmen und Gewünschten verlässt. Es finden nämlich vorher regelrechte Castings statt, jeder potentielle Gast wird penibel befragt, was er zu dieser oder jener Frage antworten würde (das Thema steht ja vorher fest), was ich bestätigen kann, denn ich wurde einmal selber gecastet (wobei ich einen guten Aufschlag hatte, denn das Fräulein, das mich anrief, stellte sich als "Sowieso sowieso, Hart aber fair" vor, und ich versetzte: "Klonovsky, hart", was ihr ein spontanes Kichern entlockte); es ging damals um "den Islam", und sie befragte mich ausführlichst, aber am Ende machte eine Islamkennerin namens Lisa Fitz statt meiner das Rennen. – Bisweilen bietet der Sendervertreter auch "Deals" an. Da nahezu jeder, also auch ehrenwerte Professoren wie Bolz aus Eitelkeits- und Popularitätsgründen ins TV wollen, lassen sich viele auf solche "Deals" ein (bzw. äußern schon von Hause aus das Gewünschte). Und diesen Kampf um die limitierten Plätze nennt Bolz trefflich: "Darwinismus des Konformismus" (hier, ab 9,00). Erinnert ein bisserl an die Spiegel online-Kolumnisten, die auch allesamt immer dieselbe Meinung vertreten und sich dann gegenseitig mit immer schrilleren Formulierungen, Invektiven und Forderungen überbieten müssen.
***
Wieder ist ein Monat ins beste Deutschland ever gegangen, und wir kommen, wenn auch einen Tag verspätet, zur Monatsendfigur. Sie sollte hier schon lange einmal auftauchen.
Inés Arrimadas García, studierte Juristin, ist seit 2012 Fraktionsvorsitzende der Ciudadanos-Fraktion im katalanischen Parlament.
Wie gewohnt geht zum Monatsende der Klingelbeutel um, mit einem herzhaften Dankeschön an all jene, die ihn auch im vergangenen Monat befüllt haben; alle anderen klicken bitte hier.Grüne setzen sich mit Forderung durchHessische Schulen dürfen künftig auf Noten verzichten27. Februar 2019
Das Verwaltungsgericht Köln hat mit seinem gestrigen Beschluss dem Bundesamt für Verfassungsschutz untersagt, öffentlich zu äußern oder zu erklären, dass die AfD dortselbst als "Prüffall" bearbeitet werde. Die Einstufung einer Partei als Verfassungsschutz-Prüffall sei "kein beliebiges Erzeugnis staatlicher Öffentlichkeitsarbeit", heißt es in der Urteilsbegründung. Vielmehr ergäben sich daraus "mittelbar belastende negative Sanktionen" gegen die betreffende Partei.Ja was denn sonst! Das war schließlich der Zweck der ganzen Prozedur, genau deswegen ist Herr Maaßen als Verfassungsschutzchef entlassen und durch einen Nachfolger ersetzt worden, der die AfD wahrscheinlich intern nicht anders behandelt als sein Vorgänger, aber zu der winzigen und zugleich so wichtigen Konzession bereit war, es öffentlich zu kommunizieren. Genau das allerdings ist ehrabschneidend, stigmatisierend und damit eine Diskriminierung des politischen Wettbewerbers. Und Diskriminierung wollten wir doch in ’schland nicht mehr dulden, oder?
Ehrabschneidend ist es, der Öffentlichkeit mitzuteilen, dass eine Organisation als Prüffall eingestuft wird, so wie es ehrabschneidend wäre, wenn die Polizei die Öffentlichkeit darüber in Kenntnis setzte, sie prüfe, ob gegen jemanden ein Verdacht vorliege, von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens könne aber noch keine Rede sein. Prüffall bedeutet: Der Verfassungsschutz prüft, ob sogenannte Anhaltspunkte für einen Verdacht vorliegen. Sie können also auch nicht vorliegen, und deshalb darf das Amt nicht darüber berichten – obwohl und gerade weil es der Regierungskoalition und den nichtmitregierenden regierungsnahen Parteien zur Einschüchterung der Opposition taugt.
"Tatsächliche Anhaltspunkte beziehen sich naturgemäß auf Tatsachen und nicht auf Werturteile", schreiben die Richter. Dass die "tatsächlichen Anhaltspunkte für eine Bestrebung nach §3 Abs. 1 BVerfSchG (also gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung usw. – M.K.) gerade nicht bestehen, ist selbst die Auffassung des Bundesamts" – denn sonst hätten die Schlapphüte die AfD ja zum "Verdachtsfall" nobilitiert.
Der "Prüffall" sei eben nur "eine Vorstufe des Verdachtsfalls", inistieren die Richter weiter, als ob das die Beklagten nicht selber wüssten. Das Bundesverfassungsgericht habe mit seinem Beschluss vom 24. Mai 2005 "die verfassungsrechtlichen Anforderungen an eine Verdachtsberichtserstattung" so weit eingeschränkt, "dass für einen Verdachtsfall ‚hinreichend gewichtige’ tatsächliche Anhaltspunkte vorliegen müssen". Damit sei "eine Berichterstattung über eine dem Verdachtsfall vorgelagerte Prüfung wie den hier streitgegenständlichen Prüffall von vorneherein ausgeschlossen".
Die Öffentlichkeit möge sich selbst ein Urteil über Organisationen bilden und nicht durch staatliche Vorgaben beeinflusst werden. "Die behördliche Wertung einer Organisation ist nichts, was dieser anhaftet oder eigentümlich ist", statuieren die Richter weise. Sie hätten hinzufügen sollen: idealfalls. In der Realität haften solche Werturteile denn doch als stigmatisierende Kletten an den unter Verdacht Gestellten, gerade in der obrigkeitsfrommen deutschen Öffentlichkeit.
Der Rest der Urteilsbegründung ist der Frage gewidmet, welchen Rufschaden das Bundesamt mit seiner Veröffentlichung parteiauftragsgemäß angerichtet hat und soll uns hier nicht weiter interessieren, weil das Motiv zwar klar auf der Hand liegt, die Bilanz aber schwer quantifizierbar ist. Von einer fröhlichen Dreistigkeit zeugt die Argumentation des Bundesamtes, die AfD habe die "streitgegenständlichen Äußerungen" ja selber wiederholt, kommentiert und somit verbreitet. Was schreist du herum, wenn ich dich steche, willst du etwa, dass es jeder mitbekommt?
Mit gewohnter Pfiffigkeit begibt sich der Süddeutsche Beobachter auf Dummenfang. Die Einstufung der AfD als Prüffall sei "aus Sicht des Bundesamtes" tatsächlich bloß als Entwarnung und Abwiegelei zu verstehen gewesen, notiert die Gazette. "Das Bundesamt bestätigt der Partei damit, dass sie weniger schlimm sei als von Teilen der Öffentlichkeit vermutet." Zu schweigen von Teilen der Redaktion des Beobachters!
Das führt mich noch einmal zu dem AfD-Dossier des Verfassungsschutzes. Ich habe hier bereits (20. Januar, kunstfreier Teil) daraus zitiert, es war ein After-Zitat, weil das Dokument damals noch nicht "geleakt" worden war, und zwar jene Stelle, wo Alexander Gauland aus seinen Worten:
"Wir befinden uns in einem Kampf gegen Kräfte, die ihr globalistisches Programm der Nationenauflösung, der ethnisch-kulturellen Vereinheitlichung und der Traditionsvernichtung als die Menschlichkeit und Güte selbst verkaufen. Wir sollen uns im Dienst des Menschheitsfortschritts verdrängen lassen. Wir sollen uns als Volk und Nation in einem großen Ganzen auflösen. Wir haben aber kein Interesse daran, Menschheit zu werden. Wir wollen Deutsche bleiben."
... der Strick gedreht wird, er propagiere "ein ethnisch-biologisch bzw. ethnisch-kulturell begründetes Volksverständnis", welches "gegen die Menschenwürdegarantie des Art. 1 Abs. 1 GG verstößt". Also der Wunsch, Deutscher bleiben zu wollen, ist eine Verletzung der Menschenwürde Nichtdeutscher. Schreibt ein Hüter der deutschen Verfassung. Großes konstruktivistisches Kino!
Eine beliebige andere Stelle suchend, wo Alexander Gauland zitiert wird (was ich in einer gewissen Weise auf mich beziehe), stieß ich spontan auf jene:„Alexander Gauland erklärte in einer Rede beim AfD-Landesverband Brandenburg am 13. Oktober 2018, dass ‚das Gerede von Vielfalt, Buntheit und Bereicherung sich von den Phrasen der SED-Funktionäre kaum unterscheidet.’ Dabei schränkt er allerdings ein, dass er die Bundesrepublik nicht als autoritäres Regime bewerte, es aber ‚bedenkliche Tendenzen in diese Richtung’ gebe. Weiterhin führte er aus: ‚Liebe Freunde, die Freiheit stirbt scheibchenweise, das totalitäre Gras wächst langsam und wir müssen uns diesem Wachsen des totalitären Grases entgegenstellen.’
Durch die o. g. (teilweisen) Gleichsetzungen wird die demokratische Ordnung als Ganzes in Frage gestellt, als angebliches Unrechtsregime gebrandmarkt und ihr letztlich die Legitimation abgesprochen.“Das schreibt ein Staatsbeamter, keine Zeit-Praktikantin. Oder, um im Bilde bleiben: ein Volontär des Neuen Deutschlands. Mit diesen Worten brandmarkt der AfD-Vorsitzende die BRD als Unrechtsregime! Indem er die Floskeln und Machtmissbrauchsgelüste des Establishments mit jenem eines autoritären Vorgängerstaates vergleicht, also mehr Demokratie fordert, stellt er die demokratische Ordnung als Ganzes in Frage und spricht dieser Ordnung – nicht etwa der momentanen Regierungspolitik – die Legitimation ab.
Die Kanzlerin führt seit 2015 praktisch aller Welt vor, dass es Größeres, Höheres und Edleres als die deutsche Verfassung gibt, dass man im menschen- oder gruppenrechtlichen Einzelidealfall schon mal ein verfassungsrechtliches Auge zudrücken könne resp. müsse. Mit dem Ruf nach Frauenquoten in den Parlamenten wird derzeit der nächste offene Verfassungsbruch vorbereitet; eine CDU-Hinterbänklerin namens Yvonne Magwas, Vorsitzende der "Gruppe der Frauen in der Unionsfraktion", fragt: "Wollen wir das Thema Parität mit Blick auf verfassungsrechtliche Probleme gleich totmachen, oder versuchen wir, Wege zu finden?"
Euer Ehren, außer jener, auf welcher Seite die echten Verfassungsfeinde stehen, habe ich keine weiteren Fragen.25. Februar 2019
"Die Nazis werden Nazis genannt, aber nicht Nasos. Warum heißen die Jusos dann Jusos, aber nicht Juzis?"
(Leser ***)
***
Unsereinem kann nichts Langweiligeres widerfahren, als mit einem sogenannten Offiziellen, ob er nun aus der Politik, der Wirtschaft, der Kulturbranche oder woher auch immer stamme, in größerer Runde zusammenzusitzen, denn es gibt kein einziges Thema mehr, zu dem sich ein solcher Mensch öffentlich unbefangen äußern könnte. Jeder Scherz, jede dezidierte Meinung bringt ihn in Teufels Küche. Das einstige Small-talk-Thema Nr. 1 ist heute komplett vermint, bereits die Erklärung, man finde eine Frau attraktiv oder begehrenswert, stellt den Sprecher als Sexisten und versetzten Belästiger bloß; politische Themen meidet der halbwegs Kultivierte bei Tische ohnedies, doch heute drängt ihn alles zu dem Bekenntnis, wen er gefälligst zu hassen hat; jede Urlaubserzählung kollidiert mit der Klimabilanz; jede kulinarische Schwelgerei entlarvt den Tierquäler und unsozialen Verschwender. Doch selbst durch eine unverfängliche Bemerkung wie etwa jene, dass man für seine Kinder die Universität A bevorzugt oder Katzen mag, steht der Sprecher schnell im Ruch, die Universitäten B - Z geringzuschätzen oder ein Hundehasser zu sein.
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Die designierte Merkel-Nachfolgerin AKK hat sich nun ebenfalls für Frauenqouten in der Politik erklärt und bei dieser Gelegenheit den Grünen ihre Koalitionsbreitschaft versichert. Die neue Unionsführerin will also die demokratischen Spielregeln (One man, one vote) außer Kraft setzen – was mich, geneigter Besucher des kleinen Eckladens, herzlich wenig schert, glauben Sie mir, aber dieser Funktionärin eigentlich das politische Genick brechen müsste. Noch mal zum Mitschreiben: Die Frauenquote bedeutet, dass diejenigen Frauen, die in die Politk gegangen sind, davon profitieren sollen, dass andere nicht in die Politik gehen. Also genau das Gegenteil von dem, was sie angeblich bewirken soll. Wer will, dass mehr Frauen politische Mandate oder Ämter bekommen, muss dafür werben, dass sich mehr Frauen in die Politik verirren. Derzeit sind eben nur knapp über 30 Prozent aller Parteimitglieder in Deutschland weiblich. Ein Kegelverein, der 70 männliche und 30 weibliche Mitglieder hat, bricht sämtliche demokratischen Regeln, wenn er in seinen Statuten festschreibt, dass die Hälfte der Vorstandsposten von Frauen besetzt werden muss. (Das heißt übrigens nicht, dasss nicht sämtliche dieser Posten von Frauen besetzt werden könnten, sie sollten eben nur gewählt werden.)
Nach der herrschenden Logik müsste der politische Druck, eine Frauenquote einzurichten, desto höher steigen, je weniger Frauen in die Politik wollen. Er wäre am stärksten, wenn gar keine Frau mehr in diese edle Branche strebte. Nun könte man einwenden, dass es die Mädels halt nicht so mit der Logik haben, aber jene des Machterwebs funktioniert ja immerhin. Posten nicht nach Verdienst und Eignung, sondern nach Geschlecht zu verteilen – kann es unter den Prämissen gleicher Chancen und Rechte etwas Vergaunerteres geben? Ich frage mich, wer solche Figuren wählt, vor allem welcher Mann?
***Schreckliches ist geschehen zu Hildburghausen!Im lokalen Amtsblatt ward das Trauerprogramm anlässlich eines Bombenangriffes der USAAF aus dem Jahr 1945 abgedruckt, bei dem eine ungenannte Zahl von Menschen starben, und zwar ohne flankierende, einordnende, die Leserschaft aufklärende, ja aufrüttelnde Begleitworte. Die Nazis bekamen das Wort im Amtsblatt! Ein Schatten fiel auf das beste Hildburghausen, das es je gab.Leserin ***, die mich auf den Skandal hinwies, übernahm dankenswerterweise auch gleich den Kommentar:"Früher lautete das Programm:1. Trauermarsch2. Ein Wort des Führers3. Männerchor 'Nichts kann uns rauben'4. Gedenkansprachen des Kreisleiters, des Standortältesten der Wehrmacht und des Ersten Bürgermeisters5. Feierliche Musik6. Ehrung der Toten mit Aufruf der Namen7. Musik 'Ich hatt einen Kameraden'8. Männerchor 'Mahnung'9. Ein Wort des Führers10. Die Lieder der Nation
Heutzutage würde das Programm selbstverständlich ganz anders lauten, käme es mal wieder zu einem Terroranschlag, pardon, der Tat eines Einzelnen:1. Betonen der überregionalen Irrelevanz2. Kein Wort der Kanzlerin3. Medienchor 'Hat es schon immer gegeben'4. Zu Toleranz mahnende Ansprache des örtlichen Grüßaugust5. Partymusik von Feine Sahne Fischfilet '123, Kartoffelbrei'6. Schmähung der Toten und Verschweigen der Namen7. Tirade von Katrin Göring-E: 'Wider die Instrumentalisierung'8. Medienchor 'Wir schaffen das'9. Kein Wort der Kanzlerin10. Blockflötenlieder der Nation"
22. Februar 2019
Die Grünen haben heute im Bundestag einen Antrag vorgestellt, der die Bundesregierung auf eine "feministische Außenpolitik" verpflichten will und zu den kuriosesten Dokumenten der deutschen Parlamentsgeschichte gehört. Er verlangt nicht nur, dass Deutschland seine Außenpolitik am Geschlechterverständnis der Grünen orientierten möge, was drollig genug wäre, sondern fordert zudem, dass die Bundesregierung aus der Welt einen Ort machen soll, an dem jeder Mensch glücklich ist: "Ziel einer feministischen Außenpolitik ist die Gleichheit und die Freiheit aller Menschen vor Not und vor Furcht."Freilich: Die Formulierung "Gleichheit vor Not und Furcht" beschreibt zum Beispiel die Situation von Schiffbrüchigen oder der meisten Einwohner Venezuelas; die Wendung "Freiheit vor Not und Furcht" wiederum ist semantischer Nonsens. Warum der Grünen-Antrag explizit die Europäer dafür anprangert, Frauen zu unterdrücken – "die Rechte von Frauen und marginalisierten Gruppen (sind) durch Populistinnen und Populisten, Autokratinnen und Autokraten und Rechtsstaatverächterinnen und -verächtern in Europa und überall auf der Welt unter Beschuss geraten" –, während Weltteile, in denen Frauen tatsächlich unterdrückt werden, keine Erwähnung finden, erzähle ich gleich. Dass den Grünen nicht der Sinn danach steht, Not und Furcht im eigenen Lande zu reduzieren, beispielsweise die Not der deutschen Obdachlosen oder die Furcht der Schichtarbeiterin auf dem abendlichen Heimweg in der Bahn, wenn Sie wissen schon wer zusteigt, hat damit zu tun, dass speziell die Klientel der Grünen eher notfrei und furchtlos lebt. Ein weiteres Kuriosum besteht darin, dass der Antrag die schwedische feministische Außenpolitik als Vorbild nennt, also die Außenpolitik eines Landes, das international nirgends eine Rolle spielt, ausgenommen in den Vergewaltigungsstatistiken, wo es inzwischen im internationalen Maßstab ganz weit vorn liegt; vielleicht sollten sich die Nordlichter besser um Innenpolitik kümmern.
Aber gut, die Grünen reden von Außenpolitik und behaupten, es gäbe nur dann einen "stabilen Frieden und eine nachhaltig erfolgreiche soziale und wirtschaftliche Entwicklung (...) wenn die Belange von Frauen, Mädchen und marginalisierten Gruppen" zu deren "Leitbild" werden. Die deutsche Außenpolitik soll also nicht deutsche Interessen vertreten, sondern, erstens, die Interessen deutscher "Frauen, Mädchen und marginalisierter Gruppen", und, zweitens, die Interessen von "Frauen, Mädchen und marginalisierten Gruppen" überall in der Welt. Da keine der genannten Gruppen in irgendeiner Weise über spezielle Gremiem verfügt, die deren Bedürfnisse überhaupt artikulieren, dürfen wir davon ausgehen, dass die grüne Bundestagfraktion dieses Gremium ist. Der Zweck der Außenpolitik ist also die internationale Frauenförderung im Sinne der damit vom Weltgeist beauftragten deutschen Grünen.
Eine Vision, wie die künftige feministische Außenpolitik ausschauen könnte, hat die Bundestagsvizepräsidentin bei ihren Iranbesuchen vermittelt, wo Frau Roth stets mit einem kleidsamen Kopftuch auftrat, das ihr eine dominante Position gegenüber ihren barhäuptigen Gesprächspartnern verlieh, denen sie wahrscheinlich von der strukturellen Unterdrückung der Weiber in Europa erzählte. Zwar haben iranische Frauen gegen Frau Roths Auftritte mit dem angeblich patriarchalischen Unterdrückungssymbol protestiert, aber was verstehen die schon von moderner Außenpolitik; die kennen ja nicht mal "Ton Steine Scherben".Nach dem Willen der Grünen soll sich die Bundesregierung überdies dafür einsetzen, "dass Konstruktionen von Geschlechterrollen in militärischen Kontexten reflektiert werden". Sie haben leider nicht dazugeschrieben, ob vor oder nach dem Gefecht. Der Grünen-Antrag fordert außerdem mehr weibliche Einsatzkräfte in internationalen Friedensmissionen, weil deren Anwesenheit beispielsweise in Mali oder Afghanistan die häusliche Gewalt reduziere. Wie wäre es denn, wenn die emanzipierteste aller Parteien hienieden als Testlauf die Bundesregierung auffordern, mindestens 50 Prozent weibliche Bodyguards zu beschäftigen? Um die 50 Prozent geht es den Grünen letztlich, und im zweiten Teil ihres Papiers werden sie dann deutlich und fordern: eine 50-Prozent-Quote für Frauen im höheren Auswärtigen Dienst sowie die paritätische Besetzung aller Botschafterposten.
Was uns zur angekündigten Antwort auf die Frage führt, warum in dem Grünen-Antrag weder die Länder genannt werden, in denen die Gleichberechtigung der Frauen bislang nur gegenüber Nutztieren gilt, noch jene Religion, in welcher das eine soziale Konstrukt vom anderen bis zu Stücker vier besitzen und zweifelsfalls hauen darf, aber die patriarchalischen Europäer denn doch. Den Grünen sind die Frauen in diesen Ländern völlig schnuppe. Ihnen sind ja sogar die Konstruktsgenossinnen in Deutschland schnuppe, sofern sie zum falschen Milieu gehören. Unter dem Vorwand, sie wollten Frauen im Ausland helfen, wollen die die Grünen grüne Frauen im Inland privilegieren. Das ist der einzige Zweck des ganzen Gedöns.
Im Übrigen ist das alles ein Jahr bzw. 1950 Jahre v. d. G. bereits detailliert und allgültig beschrieben worden, nämlich hier.
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Ein Leser sendete mir diese Grafik.
Nur mal so zum Meditieren über den Zusammenhang von Heucheln und Handeln. Vielleicht aber entschärft diese Statistik einiges – mit Ausnahme des Heuchelns natürlich.
***Eines Tages, ich würde tippen irgendwann Mitte der 90er Jahre, gab es endlich mehr Propagandafilme über NS-Propagandafilme als NS-Propogandafilme.
21. Februar 2019
Es hat den Anschein (täuscht aber gewiss), dass unsere Qualitätsmedien für die Relotius-Nachfolge eine besondere Relotiade in Anwendung bringen wollen, nämlich das Verschweigen der Namen all jener, die dem großen Storyteller folgend nun über die wahrheitsmediale Klinge springen ("Denn ein für alle Mal/Denk ich Relotius im Plural", Mephisto, Faust II., Hochgebirge). Deshalb sei hier der interessierten Öffentlichkeit ins Ohr geraunt: Der "mehrfach preisgekrönte" freie Autor und Kolumnist, von den sich das SZ-Magazin soeben wegen einer erfundenen Story getrennt hat, ist jener. Die ersten werden nicht die letzten und keineswegs umsonst gefallen sein!
19. Februar 2019
"Und heute verstehe ich den Standpunkt Christi, seinen wiederkehrenden Ärger über die Verhärtung der Herzen: Da sind all die Zeichen, und sie erkennen sie nicht. Muss ich wirklich zusätzlich noch mein Leben für diese Erbärmlichen geben? Muss man wirklich so deutlich werden?
Offenbar ja."Mit diesen Worten endet Michel Houellebecqs neuer Roman "Serotonin". Welcher deutsche Autor brächte dergleichen zu Papier?
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Gestern sah ich – Gott weiß, dass es ein Zufall war – die Rede von Bundesjustizministerin Katarina Barley bei irgendeiner Karnevalsveranstaltung, ich glaube, es war in Aachen. Frau Barley trat als amerikanische Freiheitsstatue auf und bat um Asyl in Deutschland, weil der aktuelle US-Präsident sie vertrieben habe. Als gefinkeltes Mitglied einer Partei, die sich mitsamt dem übrigen westdeutschen Juste milieu in der mauerbewehrten Zweistaatlichkeit behaglich eingerichtet hatte und deren Vertreter bereits den Begriff Wiedervereinigung als revanchistisch denunzierten, wuchtete die Ministerin eine verschwiemelte historische Ineinssetzung aus der Bütt ins Publikum: Sie beschied dem schlimmen Grenzzaunzieher Trump, er sei ein Feind der Freiheit, und stellte ihm Ronald Reagan gegenüber (das war, zur Erinnerung, der US-Präsident, den die SPD vor Trump am meisten hasste), welcher vor dreißig Jahren zu Berlin gesagt hatte: "Mister Gorbatschow, tear down this wall." Die aktuell oberste deutsche Rechtswahrerin ist also der Ansicht, eine Grenze, mit welcher die realsozialistischen Diktatoren ihre Untertanen einmauerten, damit sie ihnen nicht davonlaufen, sei ungefähr dasselbe wie die Grenzsicherungsmaßnahmen eines in freien Wahlen gekürten Präsidenten, der die illegale Einwanderung in das von ihm regierte Hoheitsgebiet eindämmen will. Wie gesagt, die Maid ist keine protestantische Pastorin, sondern Justizministerin, aber sie erfüllt die Grundvoraussetzung, um in Deutschland eine politische Karriere machen zu können: Sie kann oder will nicht politisch denken, sondern seimt lieber in prangender Unverantwortlichkeit Hypermoral.Überdies spekuliert Frau Barley auf die Dummheit des Publikums, indem sie unterstellt, es glaube ihr Propagandamärchen, Trump sei der Vater des US-Zauns zu Mexico. Die ersten umfänglichen Maßnahmen zur Eindämmung der Migrantenströme aus dem Süden unternahm die Regierung Clinton ("Operation Gatekeeper"). Am 30. September 1996 verabschiedete der Kongress den "Illegal Immigration Reform and Immigrant Responsibility Act", der die Errichtung von Grenzsperren einleitete. Unter jedem auf Clinton folgenden Präsidenten wurden die Grenzanlagen weiter ausgebaut, auch unter dem temporären Erlöser Barack Obama, der übrigens bereits als Senator von Illinois anno 2006 erklärte, dass "bessere Zäune und bessere Sicherheit an unseren Grenzen" dazu beitrügen, "die Flut der illegalen Einwanderung" zu stoppen. Obama sprach damals zum "Secure Fence Act", der eine Barriere entlang der Südgrenze erlaubte und von diversen demokratischen Senatoren unterstützt wurde, darunter Hillary Clinton.
Trump setzt Clintons und Obamas Sicherheitsregime heute fort, nichts außerdem*. Da der Migrationsdruck zunimmt, wird der Zaun größer, stärker, teurer – und vor allem: notwendiger. Müssen die Deutschen noch lernen. Aber man kann guter Dinge sein: Der Verein von Frau Barley liegt in vielen Bundesländern bereits hinter der einzigen Oppositionspartei, was durchaus als Lernerfolg gewertet werden darf.
* Leser meldet Einspruch an: "Obama hat schon 2011 verkündet, 'aus Illegalität Legalität machen' zu wollen, wenngleich auch auf rhetorisch wesentlich begabtere Weise als die Heimsuchung aus der Uckermark" (hier).
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Die u.a von mir – und von mir besonders innig! – vertretene These, dass viele Medienschaffende der zweiten deutschen Noch-Republik auch in der zweiten deutschen Diktatur einen guten Job gemacht hätten, konnten die Interessierten unter den verbliebenen Medienkonsumenten anhand der Berichterstattung über den Auftritt der Sonnenkanzlerin auf der Münchner Sicherheitskonferenz einmal mehr verifizieren."In München blitzt auf, wie die Welt sein könnte: Angela Merkels engagierter Aufruf zur Zusammenarbeit wird gefeiert", akklamierte blitzgescheit die Zeit. "Fast so etwas wie ein Vermächtnis", erspürte der Süddeutsche Beobachter: "Die Kanzlerin spricht Klartext. Die Amerikaner kriegen ihr Fett weg, die Russen, aber auch die Chinesen. So geschieht das, was vergleichsweise selten geschieht. Die Gäste im Bayerischen Hof erleben Geschichte." (Der Autor schiebt noch ein verdruckstes "jedenfalls Konferenzgeschichte" nach; man muss ja an die Zukunft denken.)
"Es war ein diplomatischer Befreiungsschlag in doppeltem Sinne. Zum einen zeigt sie den USA deutliche Grenzen auf. Zum anderen holt sie Deutschland aus seinem diplomatischen Tiefschlaf und gibt Leitlinien vor", ließ das Akademikerportal Focus-online auch diese Gelegenheit nicht aus, intellektuelle Satisfaktionsfähigkeit zu demonstrieren. "Merkels Rede war unerschrocken und deutlich, sie war machtvoll und befreit von der Last des CDU-Vorsitzes. Die mutige Klartext-Kanzlerin scheute die Konfrontation nicht und machte der Welt damit klar: An Deutschland führt kein Weg vorbei und sie zementierte damit auch den deutschen Führungsanspruch in der Welt."
Die Amtszeit des letzten deutschen Führungsbeanspruchers, von dem die deutsche Regierungspresse schreiben konnte, er habe den Amis die Grenzen gezeigt (auch wenn die Blödmänner sie bisweilen nicht erkannten und versehentlich die Schweiz bombardierten), liegt ja deprimierend weit zurück, da ist eine gewisse aggressive Nostalgie verständlich. Nebenbei, erfuhren wir, habe die Kanzlerin auch den Chinesen und den Russen die Koordinaten durchgestellt. Sollte sie das perfide Albion vergessen haben? Dann kommen die Briten wohl bei einer der nächsten Vermächtnis-Reden dran.
Nicht ganz so "dickhirnschalig" (Goethe) wie der Focus-Weltweise, aber demselben Fulminanzgebot folgend, frohlockte der Berliner Tagesspiegel: "Angela Merkel legt in München los wie die Weltfeuerwehr." Weltfeuerwehr, Weltgeschichte, Weltzusammenarbeit, Weltführung, eine Ahnung der Welt, wie sie sein könnte, Weltesche, Weltenbrand – und mittendrin, nur durch einen dünnen Hosenanzug von der Welt getrennt, unsere Angela I.! "Donald Trumps Vorgänger Barack Obama hätte seine Freude gehabt", notierte verzückt der Tagesspiegel.
Dieser Barack Obama sagte übrigens nach dem Ende seiner Amtszeit über seine kongeniale deutsche Partnerin: "Sie ist nun ganz allein."
"Gott sei Dank." (Alexander Wendt)
***Jetzt mal unter uns dunkeldeutschen Betschwestern: In keiner einzigen Hauptstadt der Welt außer vielleicht Paris (aber mit egoistisch gespitzten Ohren) interessiert sich noch jemand dafür, was die deutsche Fremdenführerin von sich gibt. Diese Person ist politisch tot. Außer einigen Exoten der Forschung interessiert sich ja auch niemand dafür, welche Signale von einem längst erloschenen Stern noch auf der Erde ankommen. Wir befinden uns bereits im Satyrspiel, und die Pressstrolche werden bald beteuern, dass ihre finalen Kommentare integrale Bestandteile des Exodos waren.
***Nochmals der Süddeutsche Beobachter: "Merkel wirkt entspannt nach dem Erfolg ihrer Rede, vielleicht ein bisschen zu entspannt. Als sie auf die hybride Kriegsführung und Einflussnahme der Russen zu sprechen kommt, bringt sie das indirekt in Verbindung mit den Schülerstreiks gegen die Klimapolitik. Deren Engagement begrüßt sie, aber dass die Schüler in so großer Zahl ‚plötzlich auf die Idee kommen’, auf die Straße zu gehen, das könne sie sich nicht vorstellen, sagt sie."
Hinter der schwedischen Schulschwänzerin stecken die Russen: Vielleicht ist Merkel ja doch eine große, jedenfalls verkannte Humoristin.
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Mentalitäten. Im französischen Lokal lässt der Maître d'hôtel nach dem zehnten Besuch halb unwillig durchblicken, dass er einen wiedererkennt. Im italienischen Lokal grüßt dich zu diesem Zeitpunkt längst der Koch.
("Definitiv: Nein", widerspricht Leser ***. "Vielleicht einmal auf dem Lande essen gehen und nicht nur in der Hauptstadt. Außerdem ißt man sehr gut in der Provinz.")
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Es war nach den beiden hier veröffentlichten kritischen Zuschriften über Jordan Peterson zu erwarten, dass es Einspruch hagelt. Und es hagelte!"Jordan B. Peterson ist nicht rechts. Jordan B. Peterson ist nicht links. Jordan B. Peterson ist frei", schreibt Leserin***. "Der Grund, warum sich Ihre intellektuelle Leserschaft aufregt, ist: Der passt nirgends rein. Er ist frei. Existenziell liberal. Er wurde in Kanada als rechtsextrem gebrandmarkt, weil er sich weigerte, ein Gesetz anzuwenden, das vorschreibt, nicht mehr die üblichen Personalpronomen zu verwenden, da Transgender dadurch diskriminiert würden. Das hat Peterson so sehr aufgeregt, dass er sagte, er wird das nie tun, das sei für ihn Neusprech und sehr gefährlich, Worte zu verbieten. Der Anfang von Diktaturen.
Er hat glasklar gemacht, dass er keine Probleme mit Transgender-Menschen hat. Es gibt dazu ein Youtube-Video mit einer Transgender-Person. Ich vermute, sie ist auf dem Weg zu einer Frau zu werden. Eine sehr junge Frau. Die sichtlich für ihn schwärmt. Mehr als verständlich bei diesem Mann. Sie macht klar, dass es nicht in Ordnung ist, was man Peterson antat. Er wurde in der Uni massivst angegriffen, persönlich. Als Schwein und Schlimmeres tituliert. Sie stellt klar, dass er all das nicht ist und auch kein Feind von Transgender. Dass er aber ein freier Mensch ist. Ein freier Mensch, der sich nicht vorschreiben lassen will, wie er zu reden hat. Sie ist eine Transgender-Aktivistin. Freie Köpfe gibt es überall. In winzigst kleiner Zahl, scheint mir.
Bitte sehen Sie sich das ca. 2 Minuten lange Video an: 'Camille Paglia asked about Jordan Peterson'. Als Appetithappen. Wenn Sie es mögen, empfehle ich das folgende Video: 'Modern Times: Camille Paglia & Jordan B. Peterson', es geht fast 2 Stunden. Ich wollte nicht, dass es aufhört, so spannend fand ich es. Dieses Video ist ein Hochgenuss, weil zwei wirklich intelligente, integre, freie Menschen sich Bälle zuwerfen.
Zu dem Video, das Sie verlinkten, mit der UK Moderatorin: Ich kannte es schon lange. Wenn man es anguckt, versteht man gut, warum Frauen öfter mal weniger verdienen als Männer. Aber Peterson hat mich hier vor meiner Schadenfreude bewahrt. Viele Menschen triumphierten bei diesem Video, weil die Frau so über Bord ging. Kurz gesagt: Schadenfreude. Peterson hat mehrfach gesagt, dass man das eben gerade nicht machen soll. Dass das, was ihr passierte, schlimm ist. Das so was passieren kann und warum so was passieren kann. Er ist ein Mensch. Er schreibt auch offen über seine eigenen Depressionen und Unglücke. Ohne die wäre er vermutlich ähnlich arrogant wie es Intellektuelle meist sind. Ist er aber nicht. Er ist ein Mensch."
"Sie finden bei Peterson massenhaft Formulierungen und Ausführungen, die Ihre Erkenntnisse unterstützen", sekundiert Leser***. "Sein Beitrag besteht in wasserdichter wissenschaftlicher Argumentation zu allen Punkten des aktuellen Wahnsinns in der geistigen Nacht unserer Zeit. Er repräsentiert den Gegenpol zu unserer Machtelite, in fast jeder Hinsicht. (...)
Ich habe für Sie vorgespult bis zum zweiten Interview eines Radiomoderators mit Peterson: Hier erzählt er ein bisschen, wie gefährlich er die geistige Kampftruppen für unsere Weltgesellschaft ansieht, mit deutlichen Worten. Er hält die Entwicklungen für absolut kriminell.
Es gibt hier leider niemanden seines Schlages."
Und weil aller guten Dinge drei sind, ein kurzes Schlusswort von Leser ***, der empfiehlt: "Diese Schublade würde ich zulassen. Peterson argumentiert als Links-Liberaler, und daraus macht er auch keinen Hehl. Und jedem Liberalen geht der Gender-Quatsch auf die Nerven und unter die Haut, speziell der Konformitätszwang,Über Peterson zu sprechen ist das Eine. 4chan in diesem Zusammenhang auch nur zu erwähnen hingegen ist, sich eine Bande kriegsgestählter Hartkern-Trolle ins Wohnzimmer einzuladen."
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Ein Blick auf die Webseite der Framing-Artistin und ARD-Mietstrategin Elisabeth Wehling (Acta vom 17.) bestätigt meine Ahnung, was für ein Früchtchen sich der Staatsfunk da als Beraterin auf meine Kosten geholt hat. Da die Holde nachgewiesenermaßen kein Deutsch kann, mag es folgerichtig sein, dass ihre Webseite sich auf englisch der Einen Welt entgegenspreizt; bemerkenswert mag ferner sein, dass sie u.a für das Magazin konkret schreibt, wofür sich die marxistische Arrièregarde um den alten Kremlitza doch ein bisserl schämen sollte, aber geradezu erhellend ist ihre Sponsoren-Wand:
Da ist ja kaum ein Verein darunter, der nicht in Marats Wanne passte...18. Februar 2019
Leser *** sendet dieses öffentlich-rechtliche Bekenntnis aus dem Historisch-Technischen Museum Peenemünde:
Alexander Wendt weist darauf hin, dass die ARD ihr inzwischen schon legendäres Framing-Papier in, wie man sagt, Angriff genommen hat, als die MDR-Frau Karola Wille turnusgemäß als ARD-Intendantin amtierte. Ich habe hier am 20. Dezember 2017 über diese Person geschrieben: Wille stammt aus Karl-Marx-Stadt, trat mit 18 in die SED ein, promovierte 1984 an der Universität Jena zum Thema "Der Rechtsverkehr in Strafsachen zwischen der DDR und anderen sozialistischen Staaten unter besonderer Berücksichtigung der Übernahme der Strafverfolgung", lehrte an der Universität Leipzig Medienrecht und schrieb dort zusammen mit einem Staatssicherheitsoffizier eine Zusammenfassung der "Internationalen Konferenz zu aktuellen Fragen des Revanchismus in der BRD".
Ein Volk, ein Staat, ein Sender: Man ist doch beruhigt über gewisse Konstanten im Frame eines Konstrukts namens Nationalcharakter.
17. Februar 2019
Niemand ist nach der Lektüre einer Biographie heiter.
***Ein enger Verwandter ist seit einem halben Jahr mit einer Zentralafrikanerin liiert, und vor kurzem verbrachte er seinen ersten längeren Urlaub im Lande der Liebsten. Nach der Heimkehr berichtete er, was so ziemlich alle Afrika-Reisenden zu berichten pflegen: Er schwärmte von der Großartigkeit der Landschaften, von der Natur überhaupt, von der Herzlichkeit und habituellen Grundfröhlichkeit der Menschen, aber zugleich beteuerte er, dass man diesen Kontinent wohl nicht zu unrecht den verlorenen nenne; nichts funktioniere dort richtig, von der simpelsten häuslichen Technik bis zur Infrastruktur, doch niemand nehme daran Anstoß, geschweige dass sich jemand zur Beseitigung der Miseren und Kalamitäten aufraffte; die Sicherheitslage sei vielerorts prekär, so etwas wie eine res publica existiere nicht, die Vorstellungen von Recht und Eigentum, die Einstellung zur Arbeit, der herrschende Glaube an Voodoo, Hexerei usw., all das sei mit der europäischen Lebensweise wenig kompatibel. Die Eingeborenen dächten und empfänden in Familien oder Clans, Loyalitäten darüber hinaus seien eher unbekannt, das Verhältnis zu Terminen und Absprachen sei überaus elastisch, kurzum: man lebe dort einfach grundlegend anders als hierzulande.
Dergleichen aus empirische Beobachtungen gewonnene Schlüsse sind weder repräsentativ noch falsifizierbar. Was den Blickwinkel des konkreten Beobachters betrifft, sind sie wahr, und je mehr konkrete Beobachter dieses "Narrativ" bestätigen, desto wahrer wird es. Die Feststellung, dass Afrikaner anders sind als Europäer, ist eine Binse.
Anders ist nun aber bekanntlich das neue schlimm, weshalb jeder Hinweis darauf, dass menschliche Großkollektive sich voneinander unterscheiden, womöglich sogar auf eine unvereinbare Art und Weise, von den Agenten des Globalismus als rassistisch weggebügelt wird. Tatsächliche Verschiedenheit ist unseren Buntheitsverkündern nämlich ein Greuel. Die Propagandisten eines radikal universalistischen Menschenbilds wollen jedes Individuum nur noch als Tabula rasa gelten lassen, als ein folgenlos umtopf- oder vermischbares Wesen ohne kulturelle Prägungen, ohne Traditionen, ohne ethnische oder – horribile dictu – genetische Unterschiede, das schließlich als gleichartiger und gleichberechtigter globaler Marktteilnehmer konfliktfrei mit anderen Gleichartigen aufeinandertrifft. Jeder weiß, dass es sich bei diesem Modell, wohlwollend formuliert, um eine Illusion handelt. Das Motto der gutmeinenden Nivellierer lautet deshalb: Friss es – oder sei Rassist.
Der "Fachverband Afrikanistik e.V.", ein Hochschulwissenschaftlerverein, hat die Bundeskanzlerin in einem offenen Brief aufgefordert, den Afrika-Beauftragten der Bundesregierung, Günter Nooke, zu entlassen. Der CDU-Politiker, heißt es darin, habe sich mit "kolonialen Stereotypen und rassistischen Untertönen" für diesen Job unmöglich gemacht – Sie merken, geneigter Leser, das Deutsch der Kläger stammt vom Grabbeltisch, aber es sind ja auch Afrikanisten. (Nookes Äußerungen werden in den Acta-Notaten vom 25. und 30. Oktober 2018 traktiert.)
Die Welt berichtet: "Am Mittwoch kam es im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Berlin zur Aussprache zwischen Nooke und den Afrikanisten. In der für Journalisten zugänglichen zweistündigen Debatte, die nicht immer frei war vom Anschein eines Tribunals und von gereizten Reaktionen, wollte Kramer wissen, ob Nooke weiterhin zu seinen Interviewaussagen stehe. Für ‚erheblichen Unmut’ – so steht es im Brief an Merkel – hatte der einstige DDR-Bürgerrechtler mit Hinweisen darauf gesorgt, dass die Gesellschaften in Afrika ‚anders funktionieren’, dass es ‚Clanstrukturen’ gebe und, auch wegen hoher Temperaturen und Luftfeuchtigkeit, ‚die Arbeitsproduktivität auf dem Bau eine andere ist als hier’. Nooke weiter: ‚In Niger bekommen die Frauen im Schnitt 7,3 Kinder, die Männer hätten gern elf!’"
Eine Professorin monierte zudem, Nooke habe ins Gästebuch im Opernhaus von Mali einen Satz geschrieben, den sie zwar nicht genau kenne, der aber "irgendwie so in der Art" lautete: "Afrika, so nah und doch so fern." Mit dieser Bemerkung habe Nooke das Stereotyp verbreitet, Afrika sei "anders". Also ein Stereotyp, das durch jede Afrika-Reise, jeden Dokumentarfilm von dort und neuerdings auch die Ausbreitung bizarrer afrikanischer Riten in Europa bezeugt wird. Manche Afrikanisten erblicken darin wohl eine Hintansetzung ihrer Klientel, was ich, wenn man mich früge, für latent rassistisch erklären würde, sofern ich mir diesen Plapperbegriff nicht generell verböte. Ich schweife ab – .Was denn an seinen Aussagen falsch sei, begehrte Nooke von den Dementoren einer ähnlichkeitsbasierten Afrikanistik zu wissen. "Wir als Geisteswissenschaftler haben vielleicht einen anderen Faktenbegriff als Sie", ließ sich der Hamburger Professor Jürgen Zimmerer mit der Replik nicht lumpen. Ob diese Version des soeben noch geschmähten Andersseins womöglich mit seinem Forschungsgegenstand zu tun hat? Dass die meisten aktuellen westlichen Geisteswissenschaftler in ihrem konstruktivistischen Rausch Fakten nicht mehr von Thesen, Hypothesen, Paranthesen und Ansichten unterscheiden können, bezeugt bereits die Rede vom "Faktenbegriff". O glücklich, wer noch hoffen kann, aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen!
Nooke, Jahrgang 1959, wie gesagt ein Ostdeutscher und als solcher im Einknicken, Distanzieren und Zerknirschungsheucheln noch immer von zonaler Ungeschmeidigkeit, nahm seine "umstrittenen" Äußerungen übrigens nicht zurück. Er ist wahrscheinlich einfach nicht in der BRD angekommen.***
Zum Vorigen. Eine Handvoll mittelmäßiger Akademiker verlangt also von der Regierungschefin die Entlassung eines Politikers, weil der ausspricht, was jeder weiß und jeder sieht. Diese sinistren Figuren fühlen sich dazu bemüßigt, weil sie den Zeitgeist hinter sich wissen, wenn sie die totalitäre Doktrin des sogenannten Antirassismus gegen einen ehemaligen DDR-Bürgerrechtler wenden. Nooke seinerseits wird sich darüber im Klaren befinden, dass er es bloß mit der aktuellen Maske des Marxismus zu tun bekommt, nachdem er beim Herunterreißen der realsozialistischen Vorgängerin eine gewisse Rolle gespielt hat.Die Denunziation Nookes ist Bestandteil einer Strategie, die ich an dieser Stelle schon mehrfach thematisiert habe und deren Ziel die Herrschaft erwünschter Illusionen ist. Die neuen Tabula-rasa-Menschen sollen nicht länger an die Unterschiede glauben, die sie sehen und erleben, sondern diese Differenzen ignorieren, bestreiten, leugnen, egal welchen Preis sie dafür zahlen müssen. Sie sollen sich im Reich der Lüge einrichten, weil es dort angenehmer ist als in der Wirklichkeit, wo man sie Rassisten nennen, ächten und strafverfolgen wird, wenn sie sagen, was sie gesehen und erlebt haben. Das Reich der Lüge ist natürlich nur ein Zwischenreich, ein Purgatorium, das so lange währt, bis die Völker abgeschafft sind, bis die Wölfe neben den Schafen weiden, bis die ökologisch-soziale Weltregierung und die Weltökumene errichtet sind. (Ein anderer, hier ebenfalls oft belegter Bestandteil dieser Gauner-Masche ist die immer wieder gegenüber Medienschaffenden erhobene Forderung, die Ethnie oder Nationalität von Straftätern oder die Kosten der Migration nicht mehr zu erwähnen.) Aber, mit Gehlens wahrscheinlich ewiggültigen Worten:
"Teuflisch ist, wer das Reich der Lüge aufrichtet und andere Menschen zwingt, in ihm zu leben. (...) Der Teufel ist nicht der Töter, er ist Diabolos, der Verleumder, ist der Gott, in dem die Lüge nicht Feigheit ist, wie im Menschen, sondern Herrschaft. Er verschüttet den letzten Ausweg der Verzweiflung, die Erkenntnis, er stiftet das Reich der Verrücktheit, denn es ist Wahnsinn, sich in der Lüge einzurichten."
***Ein weiteres Exempel des Langen Marschs ins Reich der Lüge hat die ARD gestartet, freilich dermaßen unraffiniert, dass es wohl ein Rohrkrepierer wird. Es geht, na klar doch, um das "Political Framing"-Papier, das die "Sprach- und Kognitionswissenschaftlerin" Elisabeth Wehling verzapft hat. Die wonnige Maid beabsichtigt damit nicht weniger als "in Worte zu fassen und dauerhaft eine Sprache zu verwenden, die im Denken der Mitbürger kräftig wirkt und sie von der Notwendigkeit eines gemeinsamen, freien Rundfunks ARD überzeugt".
Die Studie wimmelt von zitierenswerten Passagen. Zum Beispiel hat auch Frau Wehling einen Faktenbegriff. Fakten, statuiert sie, "werden in einer öffentlichen Auseinandersetzung erst zu guter Munition, wo ihre moralische Dringlichkeit kommuniziert wird". Die ARD setze sich "für bestimmte Dinge ein, weil sie von ihrer moralischen Notwendigkeit für das gesellschaftliche Miteinander überzeugt ist". Das ist eine postfaktische Neudefinition von Journalismus im fulminanten Geiste H. Prantls und G. Restles! Und umgekehrt!
Wikipedia belehrt uns, dass Frau Wehling sich im Rahmen ihrer Studien auch oder vorzugsweise mit der NS-Propaganda beschäftigt hat. "Nutzen Sie nie, aber auch wirklich nie, den Frame Ihrer Gegner, und nutzen Sie diejenigen Frames, die Ihre moralische Perspektive auf die Sachverhalte deutlich machen, immer und immer wieder – von Interview zu Interview, von Debatte zu Debatte, von Schriftsatz zu Schriftsatz", ermuntert sie. "Und dann beim dritten, vierten, fünften Mal ergeben sich Einschleif-Prozesse im Gehirn und ein Wiedererkennungseffekt – egal, ob die Sache wahrhaft ist oder eine Lüge. Und dann sagt das Gehirn irgendwann: 'Ist mir viel zu anstrengend, das ist für mich jetzt eine Wahrheit.'"
Das hat unser kleiner Doktor genauso gesehen und – hier sind die Gevatterin und ihr steuerzahleralimentierter Auftraggeber noch nicht so weit – vor allem praktiziert. (Also ich meine jetzt nicht den kleinen Doktor vom Süddeutschen Beobachter, der auch jahrein jahraus, immer und immer wieder, Leitartikel auf Kommentar dasselbe behauptet, damit im Oberstübchen seiner wohl meist etwas in die Jahre gekommenen Fans gewisse Einschleif- und Wiedererkennungsprozesse als Wahrheiten "sitzen"; ich spreche schon vom Original.)
Zwei Zitate habe ich noch (weitere können Sie hier lesen):
"Nur in einem Land mit einer stabilen gemeinsamen Rundfunkinfrastruktur kann man frei und erfolgreich leben und seinen Geschäften nachgehen."
"Unsere demokratische Rundfunkinfrastruktur ARD ist also zugleich Schutz und Befähigung. Die ARD ist ein freier und unabhängiger Beobachter, da sie demokratisch kontrolliert und gemeinschaftlich finanziert ist. So kann sie jenseits wirtschaftlicher und politischer Druckausübung im Sinne aller agieren. Und sie bietet Freiheit vor Übergriffen auf unser Denken, unsere Daten und unsere Würde."
Die Gute trägt freilich dermaßen dick auf, dass man sie für ein Schülerin Bernd Zellers halten könnte. Die Welt kommentiert denn heute auch, ihre Ausführungen klängen "ein bisschen so, als hätten die Verfasser von 'Aus dem Wörterbuch des Unmenschen', die nach 1945 die Nazisprache analysierten, anschließend ein 'Wörterbuch für Gutmenschen' geschrieben, in dem sie lehrten, wie man Goebbels’ Methoden nun für die Demokratie nutzbar machen könne."
Damit er mit seiner Kritik nicht übers Ziel schieße, schrieb der Qualitätsjournalist noch dies: "Wehling und die ARD bestätigen damit ungewollt die rechtspopulistische Paranoia vom 'Neusprech', mit dem Linke und Grüne – wie in George Orwells Roman '1984' – angeblich unsagbar machen wollen, was ihnen nicht in den Kram passt." Die bestätigte Paranoia, was es nicht alles gibt, aber, Hochbegabte bei Springer und anderswo, ist das denn noch eine?
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Wenn einem Menschen wirklich nur die Wahl bliebe zwischen Hetze und Lüge, müsste der Ärmste wohl die Hetze als das kleinere Übel wählen.
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Dass eine Gesellschaft, deren Wortführer dafür plädieren, dass Ungeborene möglichst ohne Einschränkung getötet werden dürfen, während sie sich vehement gegen die Todesstrafe für überführte Mörder aussprechen, mit einer Religionsgemeinschaft harmoniert, die den Wein energisch verbietet, aber zur Tötung Ungläubiger animiert, ist in einem höheren logischen Sinne durchaus einleuchtend, doch, doch.
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Meine lobenden Worte für den neuen konservativen Weltstar Jordan Peterson sind unter den Besuchern des kleinen Eckladens auf interessante Kritik gestoßen."Peterson geht hart mit den Linken, den identity politics und allerlei progressivem Wahnsinn ins Gericht und hat überdies viele gute Einsichten zu allerlei psychologischen Themen", schreibt Leser ***, "aber er gehört leider gar nicht auf unsere Seite. Er hat vielmehr erkannt, dass zu viel des Wahnsinns in zu kurzer Zeit und vor allem die identity politics den weißen Mann aufwecken werden, den er für den gefährlichsten Bösewicht von allen hält. Er ist im Grunde der gegnerische Hauptmann der 'Hold your fire!' ruft (...)
In einem Podcast sagt er, die Allianz der Minderheiten sei künstlich, nichts halte diese Truppe aus Transgendern, Feministen, Moslems, Latinos usw. wirklich zusammen. Aber ihr Lärmen könnte die Weißen aus ihrem Schlaf reißen und diese könnten eine natürliche und echte Allianz miteinander eingehen. Seine (zu kontrollierende) Zielgruppe ist denn auch der junge weiße Mann, dem er immer wieder sagt, er solle sich um sich selbst kümmern und bloß die Finger von seiner weißen Identität lassen. Wird deine Schwester in der Küche vergewaltigt, dann geh dein Zimmer aufräumen. Und sitzen fünf Fremde im Wohnzimmer und wetzen die Messer, dann darfst du dich nicht mit deinen Familienmitgliedern besprechen oder zusammentun, denn das ist dasselbe üble Gewese, das diese Fremden machen."
Leser *** sekundiert, Peterson sei "so etwas, was man bei 4chan als 'Shill' bezeichnet, also ein Lockvogel. Er tauchte vor 3 Jahren während des Wahlkampfes von Donald Trump aus dem Nichts auf, kokettierte mit dem Pepe Meme von 4chan und stellte sich marxistischen Studenten und Professoren verbal in den Weg. Vorher war er ein linksliberaler Professor für klinische Psychologie. Das hat ihm unter jungen, konservativ eingestellten Studenten, eine große Anhängerschaft gebracht. Er ist explizit angetreten, um den jungen weißen disorientierten Männern zu helfen. Daher auch sein Buch 12 Rules For Life.Allerdings ist er laut eigenen Aussagen auch daher in diese konservative Ecke gerückt, damit er die jungen weißen Männer, die er explizit als gefährlich ansieht, abfangen kann ('they have guns'), indem er Ihnen eine Scheinideologie vorgaukelt. Was das bewirkt ist, das er als eine Art Gatekeeper fungiert, indem er weißen Menschen eine Identitätspolitik explizit abspricht."
Hier könne man "eine Feministin sehen, die Jordan B. Peterson verbal auseinandernimmt, eben weil sein Weltbild ein linkes, inkohärentes ist und er ihr nicht widersprechen kann, weil er eben genauso denkt wie sie".
Ich kommentiere das nicht, weil ich von Peterson zu wenig gelesen habe, um zu einem Urteil gelangt zu sein.
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Aber, um den Sonntag zu würdigen, am Ende doch noch ein Schwenk zu den Künsten. Jeder Operngänger wird sich in Zeiten von #metoo und ähnlicher Kollektivklagen notorisch unbeschlafener Frauen gegen den toxischen nichtmuslimischen Mann zu der tristen Überlegung bemüßigt sehen, dass gerade auf der Musiktheaterbühne in erschütternder Häufung sexuelle Belästigungen stattfinden (und außer in der Tosca kaum gesühnt werden, schlimmstenfalls wie in La Gioconda sogar mit dem Selbstmord des Opfers enden). Eine der prächtigsten Belästigungen hat Massenet in Töne gesetzt (ich werde nie verstehen, wie jemand etwas gegen Jonas Kaufmann sagen kann, und die göttliche Sophie Koch noch als Surplus!)."Werther" ist im Grunde eine Kammeroper. Die Instrumentierung bleibt bürgerlich-intim; nur in den Szenen der beiden Liebenden setzen sich die dramatischen Eruptionen im Orchester fort. Man könnte die Oper auch als ein gelegentlich von Statisten unterbrochenes Liebesduett bezeichnen. Ihr stilles Zentrum bildet Charlottes nahezu in Form eines langsamen Walzers angelegte sogenannte Tränenarie, ein erlesenes, oboenumwobenes Stück Kummerbewältigung (hier).
15. Februar 2019
"Die schönste Landschaft, die ich kenne, ist das Café Barratte bei den Pariser Hallen. Aus zwei Gründen. Ich machte daselbst die Bekanntschaft Germaines, die u.a. zischte: 'J' voudrais bien être bonne, si j' savais pourqoui.' Hämisch gestehe ich ein: ich erblaßte vor Freude. Und dann hat in diesem freundlichen Lokal Jean Kartopaitès, der sonst nur mit Herren ohne Stehkragen sich einließ, den Verkehr mit mir brüsk abgebrochen, weil ich so unvorsichtig war, den Namen Picasso fallen zu lassen."
Walter Serner, "Letzte Lockerung"
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Alexander Wendt findet klare Worte zum, vorsichtig formuliert, schäbigen Verhalten des Deutschen Journalistenverbandes gegenüber dem in Venezuela eingekerkerten Kollegen Billy Six. Und siehe da, Herr Yüzel solidarisiert sich.
***"Sehr geehrter Herr Klonovsky, zu den Ausführungen eines Lesers zum Merksatz des Herrn Walter E. Williams sei angemerkt: Die Differenz zwischen dem, was ich verdiene und dem, was ich bekomme, kann mitunter zu Zweifeln an der sozialen Gerechtigkeit führen. Herr Williams würde sich entschieden wundern, wie viele Gründe ich anführen würde, warum er so einiges nicht verdient und es dennoch bekommt. Leider ist es auch dem Libertären nicht gegeben, eine für alle wünschenswerte Gesellschaftordung parat zu halten. Der provokante Spruch des Herrn Williams ist auf ähnlich unterkomplexem Niveau wie Merkels ‚Wir schaffen das!’
Allein die Tatsache, dass Deutschlands Wirtschaftsordnung von Anfang ausdrücklich nicht der Freien Marktwirtschaft folgte, läßt so manchen Zweifel am Libertarismus zur Gewißheit werden. Nicht der sozialistische Auswuchs heute mit Födergeld-NGO und Geistes’wissenschaftler’-Rundumversorgung inklusive Relotius-Preis für die beste Idee zur Wiederrichtung der Sowjetunion. Nein, aber das Wirtschaftswunder eines solidarischen Gemeinwohls, mit Grundsätzen wie ‚Eigentum verpflichtet’, mit Strukturen, deren erklärter Wille es war, übermäßige Kumulation von Reichtum zu verhindern. Als David Ricardo seine Nationalökonomie formulierte, ging man von gleichberechtigten Partnern aus, die Verträge schließen. Wo um Himmels Willen soll ich denn heute unter Apple, Amazon, VW, Deutscher Bank und auf der anderen Seite Stamokap, SPD und GroKo oder meinem Arbeitgeber mit 100.000 weiteren Angestellten einen gleichberechtigten Partner finden?
Es ist ein wohlfeiler Wunschtraum des Libertären wie des Bolschewiken, seine Ideen würden schon zu einer besseren Welt führen. (...) Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht" (Ayn Rand, oder?) ist in etwa so praktikabel wie die Planwirtschaft im Ostblock, insbesondere, weil beide Modelle stumpf und dumm voraussetzen, dass alle mitmachen müssen. In irgendeiner Abhandlung über Libertarismus habe ich es sogar mal richtig blöde gelesen, dass man Polizei sehr wohl braucht, um den Libertären vor der Opposition zu schützen. Das Ende der Eskalationsspirale sieht dann wohl so aus, dass der letzte reichste Libertäre von den 50.000 Polizisten, die er noch bezahlen kann, vor dem Volk geschützt wird, das allesamt gelbe Westen trägt. (...) Die verkommene Gegenwart unserer linksgrünversifften 'DDR' 2.0 bedeutet nicht, dass ich den Rattenfängern des anderen Extrems unüberlegt auf den Leim krieche. Jap, ich bin über dieses elende Zitat auch befremdet, weil radikal Libertäre genau so Feinde der Demokratie sind wie Bolschewisten."
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Du lieber Himmel, ist der Kerl gut!
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Sie übrigens auch. Ich wiederum bin heute etwas "getümmelmüde" (Joachim Heinrich Campe).
14. Februar 2019
"The people of Europe need to wake up before it is too late." Also wo der George Soros recht hat, hat er recht!
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Bundesinnenminister Thomas de Maizière räumt, wie ein Qualitätsjournalist schreiben würde, ein, dass die Bundesregierung sich in der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 "von Stimmungen leiten lassen" habe – so der Minister gegenüber der Bild-Zeitung –, statt "nüchterner" zu handeln. "Deutschland hätte Bilder von Wasserwerfern gegen Flüchtlinge nicht ausgehalten", beteuerte de Maizière, der nicht den "Bluthund" (Gustav Noske) geben wollte. Die Regierung hätte rigide Maßnahmen unter dem Druck der Volksmilde schnell wieder zurücknehmen müssen, vermutet der Minister, was wiederum eine "Sogwirkung" erzeugt haben würde. Merkwürdigerweise gab ja genau das, eine Sogwirkung, ohne rigide Maßnahmen, verursacht durch Bahnhofsklatscher, Kanzlerinnen-Selfies, übergeschnappte Leitartikler und andere symbolische Schenkelöffnungen, aber es würde auch eine Sogwirkung gegeben haben, hätte die Regierung der Flut wehren wollen; "Sog, überall Sog!" (so Hans Sachs im Sog-Monolog, Meistersinger, Dritter Aufzug). Damit bestätigt de Maizière die Kernaussage aus Robin Alexanders Buch "Die Getriebenen": Die Merkeltruppe habe aus Gründen vermuteter Stimmungen im Lande und aus Angst vor "schlimmen Bildern" auf Grenzsicherung und Schutz der ihr via Amtseid anvertrauten Bevölkerung verzichtet und das im Nachhinein als ein Gebot höherer Odnung, als Edelmut, Afrikarettung, Fachpersonalrekrutierung und notwenige Gesellschaftsverbuntung verkauft.
Bemerkenswert ist an de Maizières Aussage, dass er den Deutschen eine Mitschuld daran gibt, wenn in ihren Straßen, Parks und öffentlichen Verkehrsmitteln nunmehr die Darwin awards eröffnet sind, von denen ein fröhlicher Opportunist im Range eines Ministers naturgemäß nichts mitbekommt. Lag jener Engländer, der Deutschland einen "Hippie-Staat" nannte, am Ende gar nicht so verkehrt?Vermutete Stimmungen in der Bevölkerung, das ist nun freilich ein sonderbares Kriterium für politisches Handeln, zumal solche Stimmungen ja sonst kaum ins Gewicht fallen. Tatsächlich hat die Regierung primär auf Stimmungen in der Öffentlichkeit reagiert, also in jenem Teil der Bevölkerung, der medial tatsächlich repräsentiert wird, dem "Überbau", jener bunten, oftmals staatsalimentierten Gaukler-Welt aus Medien, Parteiapparaten, Stiftungen, Verlagen, Kulturinstitutionen, Kirchen, Universitäten, Gewerkschaften etc. pp., dem all jene "Wir sind mehr"- oder "Wir sind viele"-Krakeeler entstammen, denen heute die Luft dünn wird und bei denen die Angst wächst vor dem seinerseits wachsenden Erfolg der Rechtspopulisten, weil die ihnen die Subventionen streichen werden, sobald sie irgendwo regieren. Die Regierung handelte im selben witternden Modus wie beim Atomausstieg. Dass die Stimmung eines durch und durch parasitären Milieus, dessen Anteil an der gesellschaftlichen Wertschöpfung ungefähr dem Merkelschen Anteil an der Veredelung der deutschen Sprache entspricht, dass dieses Milieu die bislang katastrophalsten Entscheidungen einer Bundesregierung herbeizwingen konnte, illustriert sehr plakativ, dass die Agenten der kulturellen Hegemonie und Invasoren des vorpolitischen Raumes von Gramsci bis Dutschke die richtige Strategie wählten. In medial gelenkten Gesellschaften herrscht derjenige, der über die Stimmung im öffentlichen Raum gebietet und die Regierenden zum Apportieren zwingen kann. Dass sie dabei am eigenen Ast sägen, ist Linken eigentümlich.
Dank der neuen Medien und dem Aufstieg der Populisten neigt sich diese Herrschaft europaweit ihrem Ende zu. Das erklärt die Wut und den Eifer, mit dem die Sachwalter des Status quo die neuen Konkurrenten bekämpfen und eine Verbotsdrohung nach der anderen präsentieren, ob nun das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, die Erklärung der einzigen Oppositionspartei zum Verfassungsschutz-"Prüffall" – wo Landesverrat Staatsräson ist, wird Rechtstreue zum Verfassungsbruch –, die immer neuen Denunziationsaufrufe, die immer neuen Anläufe, das Internet zu kontrollieren und Algorithmen zu entwickeln, die falsche Gesinnungen aufspüren und automatisch beseitigen sollen. Oder eben das "Framing"-Papier der ARD, über das Don Alphonso trefflich schreibt:
"Ich verstehe, warum die Zwangsgebühren-ARD ihr Framingmachwerk nicht in der Öffentlichkeit sehen will. Es enthält mannigfaltige Hinweise, was diese Leute hier auf gar keinen Fall über sich lesen wollen. Im Kern ist es ein Leitfaden zum Trollen. Natürlich ist das Ding voller empörender Einlassungen, wie sich da eine Pfründenkaste den Bauch pinseln lässt. Aber ganz ehrlich, wer so etwas nötig hat, hat Angst. Die Angst tropft da aus allen Zeilen. Angst allein vor den Bezahlern, keine Angst vor der Politik."
PS: Selbstverständlich ist es vor allem der Sog und weniger der Druck, der die sog. Flüchtlingsströme nach Europa lenkt; der Druck würde sich in die unmittelbaren Nachbarländer verteilen.
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Das vorgestern hier gepostete Zitat von Walter E. Williams hat einige Leser befremdet. "Der radikale libertäre Liberalismus ist asozial", schreibt, stellvertretend für andere zitiert, Leser ***. "Wegen seiner Kälte. Es schüttelt einen. Trotz seiner stringenten Begründung. Wenn Sie das vertreten, wünsche ich Ihnen nicht, daß Sie mal in eine Lage kommen, von der Barmherzigkeit Ihrer Mitmenschen abhängig zu sein."Ich meine, geehrter Herr ***, man kann diese Worte auch anders lesen. Williams schlägt vor, dass derjenige, der etwas vom dem begehrt, was er nicht verdient hat, dafür Argumente liefern soll. Wenn die Anwort lautet: Es steht mir nicht zu, aber ich bin in Not, würden das auch die meisten Libertären akzeptieren; von denen, die ich persönlich kenne, sogar alle. Aber der Menschenschlag, der für seine schiere Anwesenheit auf diesem schönen Planeten eine Belohung ohne Gegenleistung fordert, ein Grundeinkommen beispielsweise, sollte Gründe dafür liefern. Weil diese tristen Figuren genau wissen, dass sie keine vorweisen können, aber für den direkten Raub zu feige sind, tun sie, was Linke immer tun: Sie fordern etwas stellvertretend im Namen einer Gruppe oder "aller".
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Dieses Bild zeigt eine jahrhundertelange Normalität:
Fang und Verkauf schwarzer Sklaven, mit all den grausigen Begleiterscheinungen dieses Geschäfts, lagen jahrhundertelang fest in muslimischer Hand. Darüber spricht heute niemand, denn als Sklavereigesellschaft soll einzig die Herrschaft der weißen Männer am Pranger stehen – ungeachtet der Tatsache, dass nur dort, wo weiße Männer herrschten, die Sklaverei auch wieder abgeschafft wurde. Im Unterschied zur muslimischen ist diese Gesellschaft zur Selbstbezichtigung nicht nur bereit, man könnte vielmehr sagen: Ihre Wortführer sind geil danach. Zum Zweiten und Wichtigeren: Es gibt in den muslimischen Ländern nichts zu holen. Wo keine Beute winkt, wird auch nicht moralisiert.
***Höhepunkte der Willkommenskultur: In Norwegen herrscht Angst vor schwedischen Verhältnissen (hier). Früher waren die schwedischen Gardinen maßstäblich; heute finden die Verursacher schwedischer Verhältnisse nicht mehr alle Platz dahinter.
Am besten gefällt mir – und damit wären wir auch wieder bei Walter E. Williams – der Passus: "Die Stadt Oslo schätzte vor ein paar Jahren, dass 50 bis 70 Prozent der Somalier die illegale Droge Khat konsumieren. Da sie bis morgens um vier oder fünf Khat kauen und danach den ganzen Tag schlafen, obliege die Versorgung der Familie den Frauen." Und dafür sind sie extra nach Skandinavien geflohen. Ist das nicht rührend? Aber ist es auch sinnvoll?
12. Februar 2019
8. Februar 2019
Gute Partygesprächseröffnungsfragen, nächste Folge: "Und welchen Wohlstand haben Sie geschaffen?"
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Das Mutterland der identity politics ist Ruanda.
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Das Leben hat mich gelehrt, den Begriff Aufklärung nur mit ironischem Unterton zu gebrauchen – heute las ich, der Regensburger Philosophiehistoriker Karlfriedrich Herb habe über Kants Vernunftbegriff das (übrigens lupenrein rassistische) Geschmacksurteil gefällt, jener sei „zu weiß, um rein zu sein“; die postweiße Aufklärung wird nicht mehr vom hohen Ross, sondern direkt vom Baum verkündet –, doch angesichts der neoreligiösen Erweckungshysteriker, welche dieses Land in zunehmender Frequenz und immer schriller durchkreischen, bin ich geneigt, das Wort völlig außer Gebrauch zu stellen. Wenn eine 16jährige offenbar seelisch labile Schulschwänzerin zum Nachwuchsheiland deklariert und von einer seelisch ebenfalls noch nicht ganz gefestigten Grünen-Abgeordneten für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wird – warum eigentlich nicht gleich für den Physiknobelpreis? –, sind wir den kollektiven Wahnvorstellungen des Mittelalters erfreulich nahe.
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Dass der Libertäre Hans-Hermann Hoppe, der die Parteiendemokratie für einen "Wettbewerb der Gauner" hält (so der Titel seines letzten Buches), ein Schüler von Jürgen Habermas war – oder ist, irgendwie bleibt man's ja –, dass er jedenfalls vom führenden deutschen Transzendentaldemokraten promoviert wurde, verwundert zunächst jeden, der in beider Werk auch nur geblättert hat. Bei näherer Betrachtung allerdings erschließt sich eine logische Konsequenz. Hoppe verlegt die Diskurstheorie des Gevatters Habermas, dessen Aberglaube an die Moderation aller Konflikte durch den "zwanglosen Zwang des besseren Arguments", in die einzige mögliche Sphäre, wo ein zwangloser Zwang gesamtgesellschaftlich seine Wirkung zu entfalten vermöchte: den Markt. Der Ansatz von Habermas ist unmöglich, weil er der menschlichen Natur zuwiderläuft; die Nicht-Geltung kann jeder an sich selber studieren – wer lässt sich schon gegen seine Interessen von einem Argument überzeugen? –, und wem das nicht genügt, der mag sich an Günter Maschkes treffliche Bemerkung halten, dass die Habermas'sche Theorie schnell, bequem und täglich durch die Abendnachrichten erledigt wird. Doch wenn man aus der Kommunikationstheologie einen zwanglosen Zwang der besseren Ware resp. der besseren Dienstleistung destilliert, gewinnt die Sache auf einmal Plausibilität. Nicht der Kommunismus ist die große Utopie, nein, der freie Markt ist es.Aber die Kartelle hie und der Wettbewerb der Gauner dort werden auch diese Utopie verhindern.
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"Erwärmen wir Menschen jetzt etwa schon das gesamte Sonnensystem? Bekanntlich bzw. nachweislich schmelzen selbst auf dem Mars schon die Polkappen und selbst vor dem am weitesten entfernen Pluto macht die Universalerwärmung keinen Halt, 2°C Plus in den letzten 14 Jahren! Und das alles in einer 1A Umweltzone, ohne Verkehr, Feinstaub und Diesel! Ich plädiere dringend dafür, den Kuipergürtel enger zu schnallen! Lasst uns hier alles runterfahren, dafür aber das Universum retten!" (Leser***)
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Netzfund:
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"Er wäre nicht jammernd durch die Straßen gezogen, sich klammernd an die Deutschlandfahne, um jedem Syrer einzubleuen: Das hier ist unser Land. Nein, er hätte die Fahne genommen, wäre nach Syrien gegangen und hätte gesagt: Das ist unser Land. Nazis haben keine Angst vor der Islamisierung des Abendlands, Nazis fordern die Arisierung des Morgenlands."
(Lisa Eckardt)7. Februar 2019
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Merkwürdig: Nachdem die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel den Publizisten Henryk M. Broder öffentlich umarmt hatte, also die Rechtspopulistin ihre Sympathie für einen Juden zum Ausdruck brachte, hat kein Journalist, kein Autor, kein politischer Konkurrent erklärt, nun zeige die AfD "endlich ihr wahres Gesicht".
Das "wahre Gesicht" der AfD präsentiert nämlich, wenn Björn Höcke mal ausfällt und Richter Maier nicht twittert, der fraktionslose Stuttgarter Abgeordnete Wolfgang Gedeon (wobei der angesichts von Weidels Umarmung tatsächlich gedacht haben mag: Jetzt zeigen sie an der Parteispitze ihr wahres Gesicht... 🤣 )
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Da mehrere Leser sich erkundigt haben: Ja, es wird auch dieses Jahr wieder eine Buchversion der Acta diurna geben, ich bin gerade am Zusammenstreichen; die Textmenge hat 2018 einen Umfang erreicht, der – die entsetzliche Öde der beschriebenen Vorgänge und die polemische Lasterhaftigkeit des Verfassers noch nicht einmal berücksichtigt – erheblicher Kürzungen bedarf, bevor das zwischen zwei Buchdeckel passt. Ich werde Sie hier selbstverständlich in Kenntnis setzen, wann es soweit ist.
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Es war einmal in Amerika:
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Die Geopolitik kehrt wieder, und sie hat nichts zu tun mit Brüsseler Spitzen, UN-Gremien, "multilateralen Lösungen" oder Antidiskrimierungsverordnungen. Die Meldung des Tages ist Macrons Absage für die Münchner Sicherheitskonferenz vor dem Hintergrund des Streits um die "Nord Stream 2"-Pipeline (auch wenn angeblich mal wieder nix mit nix zu tun hat). Die Franzosen stellen sich gegen die Gastrasse (Gas-Trasse, geehrter Herr ***, nicht Gast-Rasse!) und auf die Seite der Amerikaner; sie beteuern, die Interessen der Osteuropäer zu vertreten. Das amerikanische Argument gegen russisches Gas für Deutschland lautet, es mache uns durch den Kreml erpressbar, und wir müssen uns schon entscheiden, ob wir aus dem Kreml oder dem Weißen Haus erpresst werden wollen. Wie es aussieht, bahnt sich zwischen Russland und den USA ein Revival des Kalten Krieges an, in das die Europäer naturgemäß involviert sind. Es geht um die Ukraine, der schon bei Zbigniew Brzezinski die Rolle des strategischen Zankapfels zugewiesen wird – US-Botschafter Richard Grenell warnt, durch das Gas-Projekt würde die Gefahr einer russischen Intervention in der Ukraine steigen –, und Deutschland hat sich aus der Sicht des wankenden Hegemons in Übersee gegen Russland zu positionieren. Der Aufstieg Chinas im Rücken der Russen verleiht der ganzen Sache eine besondere Pikanterie. Das deutsche Problem lautet: Was tun? Den Amis sowie unserem lieben Freund Macron nachgeben und die Pipeline canceln? Ach, könnte man doch zu beiden Seiten auf Distanz gehen, aber das funktioniert in der Politik bekanntlich nicht. Freilich hat die deutsche Führung in der vergangenen Dekade dafür gesorgt, dass unser Land hilfloser und unbedarfter dasteht als je zuvor.
Jetzt kommen kurioserweise die Grünen ins Spiel und Angela Merkel als eigentlich deren Kanzlerin (siehe den Eintrag vom 2. Februar sowie Dutzende vorher). 2022 gehen die deutschen AKW vom Netz, parallel steigt Deutschland aus der Braunkohleverstromung aus, die deutschen Gaskraftwerksbetreiber sind über die Jahre verprellt und hintangestellt worden, sie haben hochmoderne Anlagen demontieren müssen und teilweise nach Amerika verschifft. Zugleich wachsen die subventionierten Windparks, deren entscheidende Eigenschaft darin besteht, dass sie mal Strom liefern und mal nicht, und es gibt kein Mittel dagegen. Wir haben heute schon große Probleme mit der Energieversorgung, "immer wieder kommt es zu brenzligen Situationen, wenn Solar- und Windkraftanlagen zu wenig Strom liefern. Dann müssen Industrieanlagen abgeschaltet werden. Die Netzschwankungen könnten aber noch schlimmer werden", notiert die FAZ. Die "Instabilität des deutschen Stromnetzes" setzt die Linz AG unter Druck: "Weil der unregelmäßig erzeugte Windstrom aus Norddeutschland wegen mangelnder Leitungskapazitäten nur schwer zu den großen Abnehmern der Industrie im Süden transportiert werden kann, müssen südliche Stromerzeuger immer kurzfristiger 'dagegenhalten'", mault es aus der Ostmark. (Gleichzeitig zahlt Deutschland dafür, dass die Nachbarn die Stromüberproduktion abnehmen, wenn mal die Sonne richtig scheint und der Wind kräftig weht.) Wenn nun die Pläne mit dem russischen Gas scheitern, was dann? Frieren für Amerika? Monsieur Macron, erinnern wir uns, erklärte in seiner Jahrtausendrede zur "Neubegründung Europas" vor der Pariser Sorbonne "die kohlenstofffreie und kostengünstige Atomenergie" für "unerlässlich"; er hat heute beim Blick über den Rhein die Lacher auf seiner Seite.
Irgendwann wird es wohl einen Blackout geben. Das wäre schlimm für die Tausenden von Toten, die in steckengebliebenen Liften erfrieren oder verdursten, auf Intensivstationen sterben, weil die Notstromaggregate nicht ausreichen, bei Unruhen getötet werden oder was auch immer, aber am schlimmsten wäre es für die Grünen, denn die würden ihn politisch nicht überleben; der so unendlich brave, duldsame und wohlmeinende deutsche Michel würde dann doch schnallen, welcher Gaunerbrigade er (oder meistens wohl sie, die Micheline) sein Vertrauen geschenkt hat und wohin die Mentalitätsherrschaft dieser Spitzbuben das Land gebracht hat. Aber unterhalb einer echten Katastrophe wollen Deutschmichel und Deutschmichelinchen ja seit ca. hundert Jahren keine Lektion lernen.
PS: Leser *** weist auf diese Mitteilung des Fraunhofer-Instituts hin, welcher zufolge deutsche Kraftwerke im Januar mehr Energie als je zuvor produziert haben, und meint, dass ja alles in Ordnung sei. Man muss freilich aus dem Energiemix die Kohle und die AKW herausrechnen, beim Gas weiß man's nicht so ganz genau. Wir stehen dann noch immer bolzenstramm vor dem Problem, dass die Erneuerbaren (die, wenn man auf die Landschaften schaut, die sie hinterlassen, gar nicht so erneuerbar sind) ein unzuverlässiger Lieferant sind, der teils Überschüsse produziert, teils überhaupt nix. (Es sitzen doch bestimmt Kenner in der Runde: Haben wir für unsere Stromexporte im Januar wieder bezahlt?)
Es gibt, sofern Homo sapiens keine Energiespeichermöglichkeiten großen Stils entdeckt (und es sieht derzeit nicht danach aus), keine Zukunft ohne Atomernergie, so wie es keine Zukunft ohne Schusswaffen und Heteronormativität gibt, zumindest mittelfristig, und mit Ausnahme der wilden Edlen aus dem Herzen Europas besteht darüber auch kein Dissens, zumal in der Atommüllaufbereitung technologisch noch nicht alle Messen gesungen sind. Aber wie gesagt, der Deutsche ist harthirnig, wenn er erst mal mit all seiner Gründlichkeit auf den Pfaden der Tugend und Weltveredelung wandelt, er braucht tüchtig was auf die Nuss, um zur Vernunft zu kommen.
Sela, Psalmenende.
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Grundgesetzkunde mit Thomas Oppermann, SPD: "§ 1: Alle Menschen sind gleich viel wert" (hier). Ich schrieb hier vor kurzem, dass diese Republik nie ein dümmeres politisches Personal gesehen hat als das derzeitige, und beantrage, dieses Beispiel auf die Beweisliste zu setzen.
3. Februar 2019
Das Wort zum Sonntag spricht Alexander Wendt: "Für Berlin Mitte, wo Yannick zusammen mit anderen männlichen weißen Sozialdemokraten eine per Überlegenheitsgefühl gesteuerte Identitätspolitik betreibt, trifft die Beobachtung durchaus zu. Wer dort nämlich keinen Job als Politikberater, NGO-Mitarbeiter, Journalist, Berufspolitiker, Kulturmanager oder direkter Angestellter des Staates ergattert hat, ist mitunter tatsächlich gezwungen, mit der Fedora-Box auf dem Rücken die Gerechtigkeitslücke zu schließen, die aufklafft, wenn schwäbischen Eltern nach dem dreißigsten Lebensjahr des Berlinkindes ihre Transferleistungen stoppen. (...)
In weiteren fünfzehn bis zwanzig Jahren, das mag sein, wenn die Autos alle aus Fernost kommen, die Plattformökonomie aus Asien und Kalifornien und Häuser aus dem 3D-Drucker, könnte die Arbeiterklasse endgültig verschwinden. Dann käme auch der warme Steuerstrom zum Erliegen, wie es Bärbel Höhn kürzlich für den Golfstrom befürchtete, und es ginge das Biotop von Berlin Mitte sanglos ein. Was dort aufgrund der vorherrschenden ökonomischen Sonderbegabung erst zeitversetzt registriert würde." (Mehr hier.)
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Großes Kino, wie man sagt: Die Einträge über eine gewisse Frau Kahane in der deutschen und der englischen Wikipedia (der Hinweis stammt von hier).
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Schau an, schau an: Der als Fußballer über die Maßen begabte ägyptische Moslem Mo Salah will nicht gemeinsam mit einem Israeli in einer Mannschaft spielen, geschweige Juden die Hand geben. Mal sehen, was die "No to racism"-Kampagneros der Champions League dazu sagen. Ich würde Sergio Ramos zum Antisemitismusbeauftragten ernennen...
2. Februar 2019
Wie zähe Leser dieses Diariums wissen, arbeite ich mich seit Jahren sporadisch-exzessiv, aber regelmäßig an der Frage ab, welche Motive wohl Frau Merkel bei ihrem sturheilen Marsch in den wahrscheinlich letzten deutschen Sonderweg antreiben. Im Netz wuchern die Spekulationen über die Beweggründe dieser unseligen Person, die von ihren Anhängern nurmehr noch mit eschatologischen Argumenten verteidigt wird; viele Heiden indes sehen in ihr eine Vollstreckerin internationalistischer Politiken und globalistischer Agenden, andere, zu denen auch ich zähle, suchen den Schlüssel zu ihren Motiven in ihrer jugendlichen Prägung durch eine perverse Kombination aus Protestantismus und Sozialismus und einer daraus rührenden tiefen Verachtung von kulturellen Traditionen, nationalen Eigenarten, individueller Freiheit sowie jener des Marktes, von Merkels Geringschätzung des Deutschen im Allgemeinen und der deutschen Sprache im Besonderen heute einmal zu schweigen.Im Dezember 2015 zitierte ich hier einen langjährigen Bundestagsabgeordneten der Union mit den Worten, Merkels Politikstil sei "reines Rodeo" und kenne nur ein Motiv: oben bleiben. Dieser Ansicht ist auch der Journalist Ferdinand Knauß, der in der Wirtschaftswoche die prekäre Planstelle des Regierungskritikers besetzt. In seinem Buch "Merkel am Ende. Warum die Methode Angela Merkels nicht mehr in unsere Zeit passt" liefert er eine stringente Analyse des zugleich hochspannenden und unendlich langweiligen Phänomens Angela I. Knauß zufolge ist die Kanzlerin "ein unpolitischer Mensch", eine reine Managerin, die sich aus Gründen der Gewohnheit an ihren Job klammert und das Glück hat, nicht in der freien Wirtschaft für ihre Bilanz geradstehen zu müssen: "Nicht obwohl, sondern weil sie unpolitisch ist, war Merkel die passende Kanzlerin für eine Gesellschaft, die sich am Ende der Geschichte wähnte. Für eine Gesellschaft, die das Politische, also das Entscheiden grundlegender Fragen – anders gesagt: das Geschichte-Machen –, für obsolet hielt." Was im Innern dieser Frau vorgehe, sei deshalb womöglich "gar nicht so interessant", man habe es mit einer intellektuell eher banalen Person zu tun, die nicht inhaltlich, sondern ausschließlich taktisch denke. Deshalb vermeide sie auch mit großer Sorgfalt Aussagen, die auf ihre Defizite schließen lassen würden und weicht jeder Frage aus, die auf eine konkrete politische Haltung zielt.
Die Kanzlerin, schreibt der Wirtschaftswoche-Autor, erfülle kaum eine der Bedingungen, die Max Weber in seinem berühmten Aufsatz "Politik als Beruf" vorgibt: "Sie hat kein Charisma und kann nicht gut reden. Sie hat keine sachliche Leidenschaft und kein Verantwortungsgefühl. Allenfalls könnte man ihr Augenmaß attestieren – nach dem September 2015 muss man aber auch daran sehr zweifeln. Was sie allerdings in höchstem Maße besitzt, ist eine Gabe zur Analyse der Bedingungen für den Machterwerb und Machterhalt."
Für diese Sichtweise existieren starke Argumente, die Knauß in seiner unaufgeregten und klugen Analyse auch alle auflistet. Im Laufe ihrer dreizehnjährigen Amtszeit hat die Kanzlerin ihre Ansichten gewechselt wie Hosenanzüge. So sprach sie sich erst für die "Brückentechnologie" Kernkraft und eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten aus, stieg aber dann im Handstreich aus der Atomenergie aus; sie erklärte Multikulti für gescheitert und gab anno 2003 zu Protokoll: "Wenn wir die Auswirkungen der Zuwanderung nach Deutschland in den letzten fünfzig oder vierzig Jahren betrachten, dann fällt die Bilanz, wenn man die Sozialhilfe und alles hinzurechnet, negativ für Deutschland aus"; zwölf Jahre später importierte sie dann auf einen Ruck nahezu zwei Millionen Mosaikbausteinchen für ein sich am Zeithorizont farbenprächtig abzeichnendes, über die Sozialkassen finanziertes Mulkul-’schland; als Oppositionsführerin forderte sie ordoliberale Reformen, aber unter ihr als Kanzlerin stiegen die Steuereinnahmen, florierte die Umverteilung und explodierten die Sozialausgaben. 2003 schilderte Merkel ihren "Deutschland-Alptraum" mit den Worten: "Jeder besitzt eine Windmühle und glaubt sogar noch, er tue etwas für die Umwelt, vergisst aber die hohen Subventionen." Acht Jahre später rief sie die Energiewende aus, finanziert mit einem subventionistischen Umverteilungsmechanismus namens EEG-Umlage (welche nach Merkels Beteuerung vom Juni 2011 "nicht über ihre heutige Größenordnung hinaus steigen" werde; damals lag sie bei 3,5 Cent pro Kilowattstunde, 2018 waren es 6,8 Cent).
Handelt so ein Mensch, der irgendein definiertes politisches Ziel verfolgt? "Merkel hat in 28 Jahren als Politikerin, als Ministerin, CDU-Chefin und schließlich Kanzlerin kaum jemals irgendein Prinzip oder politisches Ziel, das sie zunächst behauptete, konsequent und unter Hinnahme persönlichen Risikos verteidigt. Sie hat sie alle aufgegeben", notiert Knauß, um sich anschließend zu verwundern: "Und jetzt soll ausgerechnet sie zur last woman standing des Westens werden?"
Die lange Herrschaft Merkels und ihrer unpolitischen Methode muss also Wünsche und Illusionen bedienen, die in weiten Teilen dieses merkwürdigen Volkes angelegt sind. Der Slogan vom "Ende der Geschichte" fiel bereits; in keinem Land der Erde dürfte diese Vorstellung verbreiteter sein als bei den verschwindensbereiten Weltumarmern im Herzen Europas. Die "kosmopolitische Illusion" (Knauß) als Identitätsprothese ist ohnehin etwas sehr Deutsches, sie entstand in einer Zeit, als an ein politisch geeintes Deutschland nicht zu denken war, und füllte nach dem zweifachen Zusammenbruch des Reiches bei den meisten Politikern und Intellektuellen die Leerstelle der nationalen Zugehörigkeit. Nur nicht wieder eigenverantwortlich agieren müssen, lautete und lautet ihre Maxime. Es handelt sich um einen Kosmopolitismus, der nicht auf innerer Festigkeit und einem soliden Einverstandensein mit sich selbst gründet, sondern einen affektiven Willen zur Selbstverleugnung und Wiedergutmachung zum Ausdruck bringt. Die Mentalitätsherrschaft der Grünen beruht auf diesem Phänomen, daraus saugt sie ihr moralisches Erpressungskapital. Merkel hat erkannt, dass sie sich, wenn sie oben bleiben will, den Vorstellungen der Grünen und der sie mehrheitlich unterstützenden intellektuellen Lautsprecher anpassen muss, und deswegen hat sie ihre gesamte Politik moralisch aufgeladen.
"Die Linksbewegung der CDU fand auf dem entscheidenden Feld der kulturellen Einstellungen und Wertvorstellungen statt, also da wo die Kategorien von Gut und Böse ausgehandelt werden", schreibt Knauß. Die CDU habe "fürs Regieren ihre Seele verkauft".
Den Grünen und einer sie unterstützenden Mehrheit der Journalisten und Öffentlichkeitsarbeiter ist es zuzuschreiben, dass auch in der Politik die Unterscheidung zwischen richtig und falsch in eine zwischen gut und böse umgewandelt wurde. Diese Umformatierung politischer Entscheidungen in moralische hat die "erste Kanzlerin der Grünen" (so Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur der Zeit, durchaus bewundernd) zwar international immer mehr isoliert, aber ihre Herrschaft im eigenen Lande gesichert, jener planetarischen Wetterecke der politischen Romantik, wo jede tiefergehende Kritik an ihren Entscheidungen als unmoralisch zurückgewiesen werden konnte. Die momentan einzige Oppositionspartei – "ein unmittelbares Resultat der Regierung Merkels und ihre Hinterlassenschaft" (Knauß) – ließ sich so als eine Zweigestelle des Leibhaftigen stigmatisieren, für deren Entstehung keine rationalen Gründe vorlagen und deren Argumente man gar nicht erst anhören müsse.
Das werde aber nicht mehr länger gutgehen, statuiert Knauß. Zum einen könne man "auf die Dauer eine Partei von über 15 Prozent, in Sachsen vielleicht bald 30 Prozent nicht als Gottseibeiuns behandeln", sonst steuere Land "mittelfristig auf die Unregierbarkeit zu". Zum anderen führe eine Politik der permanenten Überdehnung der eigenen wirtschaftlichen und mentalen Kräfte unausweichlich in Krisen, Unruhen und Verteilungskämpfe. Dass neben dem Gros der Eliten zwar keine Mehrheit, aber immerhin ein bedeutender Teil der Wähler dieser Verschleuderung des nationalen Tafelsilbers applaudiere, irritiert Knauß selbstverständlich, doch historisch beschlagene Menschen wissen, dass dieses amokläuferische Festhalten am einmal eingeschlagenen Kurs für idealistische Deutsche immerhin keine Premiere mehr bedeutet. "Am Ende hängen wir doch ab/Von Kreaturen, die wir machten", spricht Mephistopheles weise; durch die Wiederwahl der Fremdenführerin haben die Deutschen dem Ausland signalisiert, dass diese Feststellung für beide Seiten vice versa gilt, Führerin und Volk, "Ikone des Westens" (Ulf Poschardt) und Betgemeinde, schon länger hier Regierende und schon länger hier Lebende.
Einst stand dieses Deutschland bekanntlich in schimmernder Wehr gegen eine Welt von Feinden, bis die ihm die Grenzen seiner Kräfte aufzeigten. "Heute glauben offenbar viele Deutsche und die Kanzlerin selbst, dass ausgerechnet Deutschland, notfalls auch ohne die USA und einen Großteil der EU – von den Machtstaaten Russland, China, Türkei, Iran usw. ganz zu schweigen –, berufen ist, das Ende der Geschichte zu verteidigen: als selbstloser Anti-Nationalstaat ein höheres europäisches oder gar Weltinteresse zu vertreten." Auch diese Hybris wird nicht ungesühnt bleiben. Merkel als "Inkarnation eines seltsamen, postdeutschen Größenwahns" überschätze "in verantwortungsloser Weise die Möglichkeiten des eigenen Landes, das sich zugleich in Europa und der Welt auflösen und Europa und die Welt retten soll". Ungefähr das dürfte Henry Kissinger gemeint haben, als er sagte: "Angela Merkel is very local."Angesichts der ja keineswegs in Richtung Demokratisierung und Weltvereinigung zielenden globalen Tendenzen – die Reislamisierung der arabischen Welt und der Türkei, der Aufstieg Chinas, der demografische Niedergang des Westens, die anschwellende Wanderungsbewegung aus Afrika und Westasien in die westliche Wohlstandszone – werden für die Bewohner des Westens Bedrohungen sichtbar und vor allem spürbar, die sich nicht mehr länger durch Tabuisierung, Schutzgeldzahlungen, Dialogangebote und die Abwälzung der direkten Folgen auf die Unterschichten managen lassen. Es wird wieder Konflikte geben, die ohne Gewalt nicht zu befrieden sind. Es wird wieder Feindschaften gegeben. "Und damit", so Knauß, "schwinden die Voraussetzungen für die Methode Merkel."
Knauß: "Wenn die Geschichte sich zurückmeldet und mit ihr die Nachfrage nach dem Politischen, also nach Politikern, die auch gegen starken Widerstand die fundamentalen Interessen derer vertreten, die sie repräsentieren, hat Merkel nicht viel zu bieten." Und die Geschichte melde sich zurück, zunächst einmal in Gestalt grundlegender Fragen, deren Beantwortung allenfalls die Kanzlerin selber, aber keiner ihrer Nachfolger ausweichen können wird, Fragen wie: Wollen wir weitere Einwanderung? Wenn ja, wie viel und welche Einwanderer wollen wir? Ist der Islam ein Teil von Deutschland? Soll die Europäische Währungsunion unbedingt und um jeden Preis aufrechterhalten werden? Müssen deutsche Steuerzahler darum noch mehr Haftung für europäische Banken- und Sozialsysteme übernehmen? Ist der Ausbau der Windenergie notwendig oder zerstört er auf unerträgliche Weise die Landschaften? "Auf keine dieser Frage hat Merkel je eine klare Antwort gegeben."
Unter dieser Kanzlerin, sagt Knauß mit einem schönen Bild, sei "aus Leviathan eine Milchkuh" geworden. Aber die Kräfte Behemoths sammeln sich weltweit. Staaten und Staatschefs werden darauf reagieren müssen. Die scheinbaren Selbstverständlichkeiten des hinter uns liegenden Zeitalters, sowohl den Wohlstand als auch innere wie äußere Sicherheit betreffend, gingen verloren. "Die Angst als Urgrund politischer Leidenschaft ist wieder da und mit ihr das Bedürfnis nach Schutz." Der Konflikt zwischen dem Trend zur Weltgesellschaft und dem Bedürfnis nach dem Schutz des Eigenen sei nicht aufzulösen. Aber er könne zivilisiert und demokratisch geführt und entschärft werden durch pragmatische Kompromisse: "Das wird die große Aufgabe demokratischer Politik in den kommenden Jahren sein."
Knauß übermittelt also eine im Kern optimistische Botschaft: Nicht allein die Zeit Merkels ist abgelaufen, sondern auch ihre Art Politik, das System Merkel, endet. An ihrer Schadensbilanz wird Deutschland, im Gegensatz zu Merkels nichtvorhandenen Nachkommen, lange tragen, wahrscheinlich ist sie irreversibel, und Schuld daran sind letztlich die deutsche Tüchtigkeit, die deutsche Obrigkeitshörigkeit und der deutsche Eskapismus. Die Rechnung werden Merkels Nachfolger präsentiert bekommen. Und eine Ironie der Geschichte könnte darin bestehen, dass man einmal eine (mit-)regierenden AfD für die Folgen der Merkelschen politischen Idiotismen verantwortlich machen wird.
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Die Zeit schlägt Alarm: "In ihrer Selbstdarstellung auf You Tube und Instagram orientieren sich junge Frauen und Mädchen weitgehend an veraltet anmutenden Rollenbildern. Das ist das Ergebnis mehrerer repräsentativer Studien zu Geschlechterdarstellungen in den sozialen Medien, die die von Schauspielerin Maria Furtwängler und ihrer Tochter Elisabeth gegründete Stiftung MaLisa in Auftrag gegeben hat. Die Geschlechterdarstellungen in den erfolgreichsten YouTube-Kanälen basieren den Studien zufolge zudem auf althergebrachten Stereotypen."Reichlich veraltet anmutende weibliche Rollenbilder sind seit einigen Jahren in Deutschland tatsächlich en vogue, das stimmt. Einwanderer aus einer speziellen Weltgegend betrachten Frauen als ihr Eigentum, auch diejenigen, die sie eben erst in der Disco oder auf dem Schulhof geschossen haben; die maskuline Polygamie wird Schritt für Schritt legalisiert, und der deutsche Steuerzahler darf die mit einer gewissen Folgerichtigkeit daraus entstehenden fidelen Großfamilien alimentieren; immer mehr weibliche Köpfe verschwinden unter Kopftüchern oder kompletteren Verhüllungen; minderjährige Mädchen werden neuerdings auch hierzulande zwangsverheiratet; hunderte Zwangsbeschneidungen von Mädchen finden inzwischen jährlich im einstigen Stammland der Aufklärung statt. Außerdem diskriminieren politische Hinterwäldlerinnen wie Justizministerin Barley und SPD-Chefin Nahles andere Frauen, indem sie unterstellen, sie seien zu dämlich, um ohne Quoten an gute Jobs zu kommen.
Aber das meint die feministisch bewegte Milliardärsgattin Furtwängler natürlich nicht, sie stößt sich vielmehr daran, dass hier "das Frauenbild der Fünfzigerjahre gefördert“ werde, also der deutschen Fünfzigerjahre, der Spätausläufer des sexistischen europäischen Mittelalters, eine bleierne Zeit, als man noch an Geschlechtsunterschiede bzw. Geschlechterrollen glaubte statt an die freie Wahl seines Geschlechts und juvenile Blondinen sich reiche bzw. einflussreiche ältere Männer angeln mussten, um eine Filmkarriere hinlegen zu können.
"Auch in Musikvideos, die heute überwiegend über You Tube konsumiert werden, werden Frauen den Angaben nach noch immer mehrheitlich sexy und passiv inszeniert", ächzt die Zeit-Autorin, zu deren Gunsten wir mal annehmen, dass sie sich allzeit aktiv unsexy inszeniert.
"Wenn man sieht, dass die Frauen auch in den Medien, die hauptsächlich von Jugendlichen konsumiert werden, nur ein Drittel der Protagonistinnen und Protagonisten stellen, muss man sich fragen, was mit den Strukturen nicht stimmt", meint wiederum Frau Furtwängler, schreibt die Zeit. Dass mit den Strukturen etwas nicht stimme, wenn irgendwo zu wenige Frauen vertreten sind, wo sich etwas abgreifen lässt: Dieses Mantra kennt man inzwischen zur Genüge, und zumindest die "Tatort"-Mädels haben es geschafft, ihre numerische Gleichstellung durchzusetzen, auch wenn in der tristen Realität Kommissarinnen eher die Ausnahme sind. Nochmals: Die Maid mit dem erlauchten Namenspedigree spricht von Youtube und Instagram – "nach Angaben der Stiftung MaLisa wurden für die Studie der Universität Rostock und der Filmuniversität Babelsberg 1.000 YouTube-Kanäle analysiert, 2.000 Videos untersucht und 14 YouTuberinnen in Interviews zu ihrer Sicht auf die Branche befragt" –, also von zwei online-Plattformen, deren angeblich "nicht stimmende" Struktur darin besteht, dass jeder dort freien Zugang hat, wo also die völlige Freiheit der Selbstdarstellung herrscht. Und das passt Quotenforderern und Regulierern bekanntlich nicht, nie sind solche Figuren mit der Freiheit zufrieden, weil die immer zu falschen Ergebnissen führt. Gibt man Frauen und Männern die Möglichkeit, sich einfach so zu präsentieren, wie sie mögen, dann kehren auf einmal die sogenannten Geschlechterstereotype wieder, gegen die auf allen Kanälen und in allen Redaktionen rund um die Uhr vergeblich agitiert wird. Allerdings handelt es sich dabei nicht um die "Geschlechterrollen der Fünfziger", sondern um jene der Conditio humana. Dann stellen sich, ein paar teils liebenswürdige, teil bedauernswerte Freaks ausgenommen, Frauen eben weiblich und Männer eben männlich dar – und es gibt kein Mittel dagegen außer Quotenforderungen, Diskriminierungsgeplärr, Gesinnungsterror, Manipulation und staatlichem Druck.
Auf Instagram, jammert es weiter, seien insbesondere Frauen erfolgreich, die einem normierten Schönheitsideal entsprächen, und die seien "dünn und langhaarig“ – nicht etwa fett und mindestens auf einer Seite des Schädels kahlrasiert, wie es in Berliner Szenebezirken guter Standard ist. Außerdem hätten die für die Studie befragten Youtuberinnen "von Hürden gesprochen, die es erschwerten, aus dem Thema Schönheit auszubrechen und sich neue Genres wie Comedy oder Politik zu erschließen". Eine der Vierzehn gab zu Protokoll: "Eine starke eigene Meinung schmälert deinen finanziellen Wert, weil sich dann bestimmte Firmen nicht mehr mit dir zeigen wollen." Zum Beispiel, wenn man die starke eigene Meinung vertritt, dass Frauen sich weiblich und Männer sich männlich präsentieren sollten. Oder die starke eigene Meinung, dass Frauenquoten begabte Frauen erniedrigen und unbegabte fördern. Oder auch nur, wenn man seine starke eigene Meinung auf Plattformen wie achgut oder eigentümlich frei publiziert. Oder wenn man die starke Meinung am Ende gar, hui-buh!, in der Schwefelpartei vertritt...
Die Vorzeile des Zeit-Artikels lautet übrigens: "Junge Frauen inszenieren sich einer Studie zufolge auf Instagram und YouTube nach althergebrachten Stereotypen. Ihr Credo: Hauptsache, keine eigene Meinung vertreten." Dass man bloß von einer Probandin thesenorientiert auf alle anderen schließen muss, um zur erwünschten Aussage eines Artikels zu gelangen, das haben sie im Hambuger Weltblatt seit Langem verstanden, zum Höcke! Von den Vertreterinnen der deutschen Wahrheits- und Qualitätsmedien könnten die sich im Netz spreizenden langhaarigen und schlanken Dummchen, so sie denn wollten, immerhin lernen, welche Meinungen bei ihnen als "eigene" durchgehen würden. Deren Zahl ist gottlob überschaubar.
1. Februar 2019
Die Nazi-Mentalität auf Nazi-Suche, x.-te Folge, eins.Dieses Schreiben wurde gestern unter den Besuchern eines Konzertes in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste zu München verteilt:
Fast jede Information darin ist falsch oder grotesk verdreht. Der einzige Glatzkopf etwa, mit dem der erwähnte schlimme Cellist freundschaftlichen Verkehr pflegt, dürfte – zumindest, was den Kahlschädel betrifft, temporär – ich sein. Aber wer sind diese Hetzer, die sich hier auf Kosten eines Kollegen so wohlfeil wie trendkonform zu exponieren versuchen? Moosdorf war so frei, sie zu beschreiben (also, im Duktus ihres Steckbriefs, sie "zu bedrohen"):"Zum Beispiel Moritz Eggert, Professor an der Münchner Musikhochschule. Wenn man dort fragt, wofür, bekommt man zur Antwort: für Denunziation. Denn als Komponist ist er so frei von Inspiration wie als Pianist von Technik und Klangsinn. Die Mannen, die er zur Erfüllung seines gesellschaftspolitischen Lebenswerkes um sich geschart hat, sind von ähnlicher Exzellenz. Arno Lücker, Alexander Strauch – der geneigte Leser möge die Namen und ihre bisherigen Meriten googeln. Was sie verbindet, ist die bedeutungslose Mittelmäßigkeit und ihre gemeinsam gefundene Aufgabe. Als Aktivisten der Musikszene bestätigen sie sich immer wieder ihre wichtige Rolle – vor allem untereinander. Die NMZ (Neue Musikzeitung) betreibt mit ihrer Hilfe einen 'Bad Block of Musick'. Dort werden missliebige Kollegen oder auch nur Künstler, die eine eigene, gar abweichende Meinung haben, an den Pranger gestellt, ihre Likes an den falschen Stellen gezählt und Ensembles dafür in Sippenhaft genommen. Meine Frau zum Beispiel, im obigen Programmzettel noch (unzutreffenderweise) als Jüdin bezeichnet, kommt in einem von dieser Musik-Stasi verfertigten Video als Hund vor: der Hund Olga. Herumkommandiert mit dem schauspielerischen Werkzeugkasten von KZ-Aufsehern – die mir zugedachte Rolle.
Zum Konzert war Professor Eggert höchstselbst erschienen, im Kreise mehrerer geckenhafter Jünglinge trug er Pappschilder in den vollen Saal. Man hatte schließlich 'Überraschungen' angekündigt. Diese beschränkten sich darauf, während des Konzertes die Parolen hochzuhalten und am Ende eines jeden Stückes 'Bravo, Moosdorf, bravo von rechts!' zu brüllen. Die Zuhörer schauten indigniert. Eggert ist übrigens dort Akademiemitglied.
Nun war das aber nicht irgendein Konzert. Das Leipziger Streichquartett, mit bisher über 3000 gegebenen Konzerten weltweit, hat sich auf seinen etwa 120 CD-Produktionen immer auch für die Neue Musik eingesetzt, verfemte Komponisten bekannt und ihre Werke hörbar gemacht. Gestern Abend waren die Akademie und der Bayerische Rundfunk Gastgeber für die beiden hochbetagten Weltstars auf dem Feld der Komponisten: Sofia Gubaidulina und Christobal Halffter. Ihre Diskussion wurde durch je eines ihrer Streichquartette musikalisch umrahmt. Beide hatten in ihrem Leben Repressionen erlebt, wussten somit genau einzuordnen, wie die zuerst filigranen Risse im Firnis der Kultur in die Katastrophe münden. Vor allem Gubaidulina versteht sich als ein Seismograph dieser so verhängnisvollen gesellschaftlichen Verwerfungen. Ihre Musik ist der Kampf gegen den Niedergang des Westens – so ihre Diagnose. Man kann ihrer beider Gesichtsausdruck nicht mehr Betroffenheit nennen, so sehr verstörte sie die offenbare Wiederkehr von längst überwunden geglaubten Zeiten. Das war augenscheinlich nicht ihr heutiges, freiheitliches Europa. Denn mit den von Eggert & Co gelebten Tugenden wurde das Versteck von Anne Frank verraten, wurden im Moskauer Hotel Lux die Listen vermeintlicher Volksfeinde für Stalin zusammengestellt und in der DDR die Mitbürger ins Zuchthaus befördert.
Ohne willfährige Zuträger und Denuzianten und ihre Grundüberzeugung, auf der richtigen Seite zu stehen, kann kein System der Gesinnungskontrolle existieren. Die Freiheit zerschellt an der Mauer der vermeintlich richtigen Ideologie und die Demokratie am moralischen Imperativ. Und der Kunstbetrieb, die Avantgarde der spielenden und schreibenden Zunft assistiert, vermutlich weil ihm andere Argumente fehlen. Das ist es, was die 'Erklärung der Vielen' zuletzt darstellt: eine bestellte Ergebenheitsadresse, eingetrieben von der Angst, auf der falschen Seite zu stehen, von Leuten wie Eggert. Ein Typus, ohne den sich 1944 kein Freiwilliger mehr für die Ostfront und 1988 kein Kandidat mehr für die SED gefunden hätte. Weiter so!"
Nun, hier ist es aber Moosdorf, der maßlos übertreibt: Eine solche Molluske wäre ein schneidiger Pg geworden, hätte sich aber niemals freiwillig zur Front gemeldet.
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Die Nazi-Mentalität auf Nazi-Suche, x.-te Folge, zwei.Am 22. Januar stürmte eine Gruppe maskierter Antifas an der Frankfurter Universität eine Vorlesung in klinischer Psychologie, um eine Studentin als Mitglied der Identitären Bewegung zu entlarven. Eine eher wohl linke Webseite beschreibt den Vorgang indigniert: "Die selbsternannten Campusschützer enterten lärmend den Hörsaal, stellten die Betreffende namentlich bloß und verteilten ein Flugblatt, in dem nicht nur Name und Adresse der 'Täterin' genannt wurden, sondern in dem alle anderen Studenten gleichsam dazu ermuntert wurden, der nun im Fokus des antifaschistischen Volkszorns Stehenden bei einem 'zufälligen Treffen' zu zeigen, was von 'rechtsradikalen AkteurInnen' zu halten sei. Für dieses triumphale öffentliche Vorführen einer einzelnen Studentin inklusive des mitgelieferten Aufrufs zur Gewalt erwartete die heroisch kämpfende Krawalltruppe wohl eine ordentliche Portion Anerkennung von allen Beobachtern des Treibens, schließlich verhinderte man mit diesem Einsatz gegen die hochgefährliche Psychologie-Studentin mit identitärem Fimmel mal wieder die Aufrüstung zum Vierten Reich oder Schlimmeres."
Die Nazi-Mentalität auf Nazi-Suche, x.-te Folge, drei.
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Leser *** teilt mir mit: "Ich bin Hörgeräteträger und seit 15 Jahren treuer Kunde der Fa.*** in ***. Nun benötige ich ein neues Hörgerät mit Anbindung an meine Geräte am Arbeitsplatz, und habe mich dazu an den Geschäftsführer der Firma gewendet. Nach meiner persönlichen Vorstellung dort bekam ich eine Mail, die sagte: 'Nach Rücksprache und reiflicher Überlegung, nehmen wir Abstand von der Hörgeräteausprobe. Ich bitte Sie dies zu akzeptieren und nicht weiter zu hinterfragen.'"
Überaus verwundert über diese Mail habe er sich schriftlich nach den Gründen erkundigt. Die Antwort lautete, man habe vom Engagement des Kunden für die AfD erfahren, "nachvollziehbar das Jahr 2014". Der Geschäftsführer halte "Teile der AfD für menschenverachtend und gefährlich", und aus diesem Grunde möge sich der Frager seine Hörgeräte anderswo besorgen."Man hat sich einen Vorgang im Jahre 2014 notiert und im Internet nachgeschaut, daß ich bei der AfD war, und hat daraus beschlossen, die Geschäftsbeziehung zu mir abzubrechen, ohne persönlich mit mir darüber zu sprechen", schreibt ***. "Ist diese Gesellschaft in Deutschland noch normal?"
Man darf eines nicht vergessen: Nachdem die Nazis ihnen jahrelang eingebimst hatten, dass alles Übel von den Juden ausgehe, glaubten viele brave Deutsche, ab 1933 beim Judenboykott und Gesicht zeigen gegen "Juda" ein gutes Werk zu tun.
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