Allerlei

Da eini­ge der hier ver­sam­mel­ten, in der Regel über­aus bana­len (und auf Ori­gi­na­li­tät nicht den gerings­ten Wert legen­den) Sen­ten­zen gele­gent­lich zitiert wer­den, gestat­te ich mir eine Vor­be­mer­kung: Zustim­mung beruht meis­tens auf Miss­ver­ständ­nis­sen und ist ver­nach­läs­sig­bar, aber wenn ich mir aus­ma­le, wer die­se Ein­las­sun­gen mit Empö­rung und Wider­wil­len liest, ist alles wie­der gut. 

Lie­be zur Natur ist ein Stockholm-Syndrom.

Die Lin­ke ist nicht der Wider­part des Kapi­ta­lis­mus, son­dern sein Parasit.

Zur Dis­kri­mi­nie­rung zu erklä­ren, was bloß Bevor­zu­gung war, ist der ethi­sche Krebs unse­rer Zeit.

Nichts befrie­digt einen Men­schen ver­läss­li­cher als der Miss­erfolg eines Begabteren.

Eine Frau, die von sich sagt, sie hege roman­ti­sche Gefüh­le, ist ent­we­der psy­chisch labil oder unfrucht­bar oder eine Schauspielerin.

Am meis­ten ärgert mich an die­sen isla­mi­schen Radi­ka­len, dass sie mich an die Sei­te von Leu­ten nöti­gen, die den Begriff „Auf­klä­rung” ohne eine Spur von Iro­nie verwenden.

Um in Erfah­rung zu brin­gen, was er bewun­der­te, schlug er regel­mä­ßig im Feuil­le­ton nach.

Inter­es­sen, wenn sie aggres­siv wer­den, nen­nen sich Werte.

Letz­tes Distink­ti­ons­merk­mal: die Fähig­keit, Ekel zu empfinden.

Man erkennt den poli­ti­schen Glau­bens­ir­ren dar­an, dass er, wäh­rend er sich auf der Tita­nic ein­schifft, der Über­zeu­gung ist, auf der San­ta Maria zu sitzen.

Wie kann ich die­sen Men­schen von sei­ner fal­schen Mei­nung abbrin­gen?, denkt der Mis­sio­nar.
Wie kann ich davon pro­fi­tie­ren, die fal­sche Mei­nung die­ses Men­schen anzu­pran­gern?, denkt der Verfolger. 

Wer der Ansicht ist, alle Geschich­te steue­re auf Bunt­heit zu, der fühlt sich auch auf einem Mist­hau­fen am Ziel.

Wäh­rend der Her­stel­lung neu­er Bevöl­ke­rungs­mehr­hei­ten ist der Begriff der Mehr­heits­be­völ­ke­rung einst­wei­len tabu.

Die wah­re Crux der Frei­heit ist, dass sie am Ende nie­man­den erzeugt, der für sie kämpft.

Deutsch: Ler­ne lei­den, ohne zu kla­gen.
Neu­deutsch: Ler­ne kla­gen, ohne zu leiden.

Der Platt­kopf glaubt, je para­do­xer eine Sache ist, des­to mehr ver­lie­re sie an Wahrhaftigkeit.

Die geis­ti­ge Befruch­tung benö­tigt weder Semes­ter noch Module.

Auf ein Gewis­sen bei unse­ren Staats­bür­gern ver­zich­ten wir gern, solan­ge sie sich als mora­lisch erpress­bar erweisen.

Der Lin­ke ver­mag geist­reich zu spot­ten, doch der wirk­li­che Humor, die­se Mischung aus Fata­lis­mus und Welt­ver­söh­nung, ist sei­nem zelo­ti­schen Wesen fremd.

Wit­ternd steht der Jour­na­list vor sei­nem Bau: Ob wohl die Ansicht, die ges­tern als oppor­tun galt, es auch heu­te noch ist? 

Zäu­ne hal­ten zwar kei­ne Men­schen auf, aber immer noch mehr Men­schen als kei­ne Zäune.

Es gibt nichts Bewun­derns­wer­tes, wor­an nicht der Gei­fer der Ega­li­ta­ris­ten klebt. 

Neu­es Staats­ziel: Vers­lu­mung aus Grün­den der Humanität. 

Nichts soll­te einen Autor mehr irri­tie­ren als zustim­men­de Brie­fe mit Feh­lern in der Syntax. 

Man­che Leu­te schei­nen tat­säch­lich zu glau­ben, dass ich auf dem­sel­ben Müll­platz ver­keh­re, wo sie ihre Begrif­fe und Kri­te­ri­en zusammenklauben.

Solan­ge sie nicht reden, könn­te man sie fast für Indi­vi­du­en halten.

Je „fort­schritt­li­cher”, „eman­zi­pier­ter”, „moder­ner” die Musik wur­de, des­to weni­ger Men­schen konn­ten und woll­ten sie spie­len. Ein avan­cier­tes Stück: ein Polit­bü­ro in Tönen.

Kul­tur­pes­si­mist wird gehei­ßen, wer auf dem über­flu­te­ten Vor­der­deck kein Lied­chen träl­lern mag.

Der authen­ti­sche Lin­ke ist mora­lisch ange­wi­dert, der authen­ti­sche Rech­te ästhetisch. 

Der ele­men­ta­re Gewinn aus dem Stu­di­um der Geschich­te besteht dar­in, dass man sei­ne Gegen­wart nicht für all­zu nor­mal hält. 

Neu­es Schimpf­wort: Vielfaltsfeind.

Sei­ne geis­ti­ge Infe­rio­ri­tät kom­pen­sier­te er erfolg­reich mit zeit­geis­ti­ger Überlegenheit. 

Die Welt wäre ein schö­ne­rer Ort, wenn man jedem, der gleiß­ne­risch vor­gibt, „im Namen von…” zu spre­chen, ohne viel Feder­le­sens die Zun­ge ausrisse.

Je klü­ger das Men­schen­ge­schlecht wird, des­to bana­ler steht die Ein­zel­see­le da. 

Der Gedan­ke, dass Gott, Allah, der Ewi­ge, der Schöp­fer des Him­mels und der Erde, der Aller­bar­mer und Herr der Welt­be­woh­ner, in des­sen Hän­den alle Schick­sa­le ruhen, sich von den Kari­ka­tu­ren eines klei­nen Pari­ser Sterb­li­chen und Goss­enzeich­ners belei­digt füh­len könn­te, ist viel­leicht die größ­te Blas­phe­mie, die sich über­haupt den­ken lässt.

Mer­ke: Der Lin­ke macht nur einen Witz, der Rech­te hetzt.

Frei von Vor­ur­tei­len ist allen­falls ein Schwachsinniger.

Je „auf­ge­klär­ter” der Mensch ist, des­to gering­schät­zi­ger behan­delt er die Toten, im buch­stäb­li­chen wie im his­to­rio­gra­fi­schen Sinne. 

Demo­kra­tie ist eine Staats­form, die nir­gend­wo exis­tiert. Das macht die­je­ni­gen so uner­träg­lich, die ganz ohne Iro­nie von ihr sprechen.

Ich wer­de nie die Inbrunst ver­ste­hen, mit wel­cher Men­schen eine Ansicht vor­tra­gen, die ers­tens nicht von ihnen stammt und zwei­tens ohne­dies herrscht.

Man­che Leu­te, die eif­rig jeder Tages­pa­ro­le fol­gen, fin­den Apho­ris­men undif­fe­ren­ziert und apodiktisch.

Was tun, wenn die bes­te Sache der Welt von Gau­nern und Spitz­bu­ben ver­tre­ten wird? Man m u s s ihr in den Rücken fallen.

Nicht die Sün­der sind das Pro­blem, son­dern ihre Rechtfertiger.

Seit es die moder­ne Kunst gibt, hat die Lai­en­kunst kein Betä­ti­gungs­feld mehr.

Die Leug­nung der Wil­lens­frei­heit ist eine absto­ßen­de Belei­di­gung all derer, die unter der Fol­ter geschwie­gen haben.

Der Lin­ke kann nicht Demo­krat sein, ohne zu verfolgen.

Nicht jeder Laut aus dem Hin­tern des Hege­mons ist ein fröh­li­cher Furz, manch­mal han­delt es sich auch nur um das Gekläff eines deut­schen Transatlantikers.

Die heu­ti­ge west­li­che Men­ta­li­tät ist weit weni­ger ein Resul­tat der soge­nann­ten Auf­klä­rung oder der durch­ge­setz­ten west­li­chen Wer­te als viel­mehr eine unmit­tel­ba­re Fol­ge des flä­chen­de­cken­den Ein­sat­zes von Schmerzmitteln. 

Soll­ten die Athe­is­ten schei­tern, wer­den ent­we­der Gläu­bi­ge die von ihnen hin­ter­las­se­nen Trüm­mer fort­räu­men oder nie­mand mehr. 

Tole­ranz ohne Trup­pen ist so lächer­lich, wie Trup­pen ohne Tole­ranz wider­wär­tig sind.

Eine durch­aus amü­san­te Welt­se­kun­de tritt ein, wenn der Fort­schritt­ler bestürzt fest­stellt, dass er bloß Teil eines Ver­we­sungs­pro­zes­ses gewe­sen ist. 

Wenig wür­dig ist es, zu glau­ben, weil man das Para­dies erhofft. Wür­dig ist es, zu glau­ben und nichts zu erhoffen.

Ich ver­ach­te den Femi­nis­mus nicht, weil er die Män­ner, son­dern weil er die Gra­zi­en angreift.

Anschei­nend ist kei­ne Eman­zi­pa­ti­ons­be­we­gung wei­se genug, um kurz vor dem Über­span­nen des Bogens innezuhalten. 

Am unab­hän­gigs­ten füh­len sich heut­zu­ta­ge die­je­ni­gen, deren gesam­tes Den­ken und Trei­ben sich an irgend­wel­chen Kol­lek­ti­vis­men orientiert. 

Der Spatz genießt es, den Fal­ken dar­auf hin­zu­wei­sen, dass der Adler grö­ßer ist als er. 

Ein Künst­ler, der nicht danach strebt, eine schö­ne­re Welt zu hin­ter­las­sen, als er sel­ber vor­fand, ver­dient kei­ner­lei Aufmerksamkeit.

Der Fort­schritts­gläu­bi­ge beru­higt sich über die Gewalt­ta­ten sei­ner Zeit­ge­nos­sen, indem er sie als mit­tel­al­ter­lich bezeichnet.

Die einen dro­hen mit Schlä­gen, die ande­ren damit, „sich einzubringen”.

Wer treu dem Teu­fel folgt, beein­druckt immer noch durch sei­ne Treue, wäh­rend der wen­di­ge Ange­pass­te auch im Diens­te der edels­ten Idee einen gewis­sen Abscheu einflößt.

Bis das „Infor­ma­ti­ons­zeit­al­ter” anbrach, sind die meis­ten Men­schen durch die Auf­nah­me von Infor­ma­ti­on eher klü­ger geworden.

Auch bei den Homo­se­xu­el­len gilt die all­ge­mei­ne Ten­denz: Es ver­schwin­den die Wohl­erzo­ge­nen, die ihre Sexua­li­tät dis­kret leben, und es mehrt sich der moder­ne Pöbel, der sei­ne Kopu­la­ti­ons­ge­pflo­gen­hei­ten für ein The­ma von gesell­schaft­li­cher Rele­vanz hält.

Was für ein obsku­rer Drang, von den Pro­ble­men sei­ner Zeit­ge­nos­sen auch noch in der Lite­ra­tur behel­ligt wer­den zu wollen.

Für das Stu­di­um der Men­ta­li­tät, auf wel­cher das Drit­te Reich fuß­te, emp­fiehlt sich die Beob­ach­tung deut­scher Öffent­lich­keits­ar­bei­ter beim täg­li­chen Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gungs­dienst als Proseminar.

In den Geis­tes­wis­sen­schaf­ten archi­vie­ren die Mit­tel­mä­ßi­gen die Irr­tü­mer der Genies. 

Der neue­ren deut­schen Geschichts­schrei­bung trieft der Pro­vinz­ler­ehr­geiz aus allen Poren, sein Land als etwas Beson­de­res dar­zu­stel­len, und sei es auch nur als beson­ders verwerflich.

Was eine Mehr­heit der Jour­na­lis­ten hasst, kann nie­mals ganz übel sein. 

Zuerst bekämpft die Homo­se­xu­el­len­be­we­gung die Homo­se­xu­el­len­pho­bie, dann erzeugt sie sie.

Es ist lächer­lich, einer Insti­tu­ti­on, die seit 2000 Jah­ren die Erb­sün­de pre­digt, Vor­wür­fe zu machen, wenn einer ihrer Reprä­sen­tan­ten gesün­digt hat.

Den Gut­men­schen irri­tie­ren nicht die Tat­sa­chen, son­dern dass sie einer nennt. 

Der „sozia­le Brenn­punkt” ist weni­ger eine Ursa­che als viel­mehr eine unmit­tel­ba­re Fol­ge der sozia­lis­ti­schen Architektur.

All­mäh­lich soll­te man dazu über­ge­hen, in Nach­ru­fen und Ster­be­an­zei­gen dar­auf hin­zu­wei­sen, ob die von uns gegan­ge­ne Per­son gestor­ben oder aus­ge­stor­ben ist.

Dis­kri­mi­niert­wer­den schärft den Ver­stand. Sofern man einen besitzt. 

Der Unter­schied zwi­schen König­tum und Demo­kra­tie? Mon­ar­chien haben existiert.

Jede Schei­dung lässt den Sozi­al­staat mäch­ti­ger werden. 

Heid­eg­ger hat über den Wald nach­ge­dacht, Ador­no über die Pro­ble­me der Ameisen. 

Die heh­re Kro­ne einer lin­ken Gesin­nung ver­birgt effekt­voll die vul­gä­ren Grün­de, in denen der Baum wurzelt. 

Ein Land, das bei sei­nen Nach­barn gro­ße Sym­pa­thien genießt, wird von ihnen immer auch ein biss­chen belächelt.

Die meis­ten jour­na­lis­ti­schen Poin­ten­jä­ger blei­ben all­zeit beutelos.

Wenn eine pro­mi­nen­te Canail­le gestor­ben ist, fal­len die Nach­ru­fe eigen­tüm­lich schrill aus.

Fort­schritt durch elek­tro­ni­sche Ver­net­zung heißt: Man macht unge­fähr das­sel­be wie vor 20 Jah­ren, hat aber über­haupt kei­ne Zeit mehr.

Wer noch irgend­wo auf ein authen­ti­sches Scham­ge­fühl stößt, soll­te es hegen wie eine Kostbarkeit.

In der libe­ra­len Öffent­lich­keit sind genau so vie­le Gesin­nungs­po­li­zis­ten unter­wegs wie einst in der sozialistischen.

Es ist den Heu­ti­gen anschei­nend unmög­lich, an eine Zukunft zu glau­ben, ohne eine Ver­gan­gen­heit zu denunzieren.

Vom Indi­vi­dua­lis­mus heilt der Schmerz.

Am Ende tri­um­phiert die Far­be, in deren Namen am vehe­men­tes­ten die Bunt­heit pro­pa­giert wurde.

Sei­ne lin­ke Kin­der­stu­be erlaubt es dem Trans­at­lan­ti­ker, unge­rührt Men­schen­op­fer im Diens­te des Fort­schritts zu fordern.

Der Sozio­lo­ge unter­schei­det Jack the Rip­per und Mut­ter Tere­sa an ihrem Freizeitverhalten.

Wenn jemand eine nicht von vorn­her­ein durch ergeb­nis­ori­en­tier­te Fra­ge­stel­lung mani­pu­lier­te Sta­tis­tik über die Unter­schie­de zwi­schen Bevöl­ke­rungs­grup­pen ver­öf­fent­licht, schreit der Lin­ke sofort, es wür­den Ste­reo­ty­pe verbreitet. 

Das Böse wäre deut­lich macht­lo­ser ohne die hirn­lo­sen Unter­stüt­zer des Gutgemeinten.

Womög­lich haben in einem mit­tel­al­ter­li­chen Dorf mehr authen­ti­sche Indi­vi­du­en gelebt als in einer moder­nen Großstadt.

Wirk­lich lebens­wert wäre nur eine Welt, an deren Beschrei­bung alle Sozio­lo­gie verzweifelt.


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